Ich gebe unumwunden zu, dass ich völlig unsportlich bin. Na und?
Aber über das, was ich heute in meiner Zeitung gelesen hab, kann selbst ich nur ungläubig den Kopf schütteln.
Da stand nämlich, sechs von zehn angehenden Jungpolizisten bestünden den vorgeschriebenen Fitnesstest nicht.
Und woraus besteht dieser "Fitnesstest?" Aus 21 Liegestützen!
Heiliger Bimbam, was wollen diese Schwächlinge bei der Polizei?!
Klar, die Aussicht auf eine eigene Knarre ist für manche Spinner ziemlich verlockend. Und beim Segway-Cruisen braucht der moderne Cop eh keine Muskeln.
Nun mein Senf zum Thema Doping im Radsport:
Bei der heurigen Tour de France hat sich (angeblich) noch kein Dopingfall ergeben. Das macht mich schon stutzig, muss ich sagen. Sind die neuesten Dopingmethoden bereits so ausgereift, dass sie nicht mehr nachweisbar sind?
Oder hat es in diesem Jahr womöglich gar keine Kontrollen gegeben?
Oder hat heuer etwa kein einziger Radrennfahrer gedopt...?
Tut mir Leid, aber wenn ich mir so ein Heile-Welt-Szenario vorstellen will, dann komm ich mir unweigerlich so seltsam blöd vor.
Wenn ich zynisch aufgelegt bin, spreche ich mich auch oft für eine totale Freigabe von Doping aus. Warum auch nicht?!
Wär doch interessant: "Welcher Sportler hat das beste Doping??"
Nicht auszudenken, welche marketingtechnischen Möglichkeiten sich dann für die Pharmaindustrie auftun würden! Wow, da kriegte ich direkt Lust auf's Spekulieren! *sabber*
Und wenn ein Mediziner scharf auf einen lukrativen Job ist, hat er neben der Schönheitschirurgie eine weitere Option, Gutes für bedüftige Patienten zu tun.
Außerdem wäre es längst an der Zeit, die ewigen Rekorde der DDR-Sportlerinnen zu brechen, nicht wahr?
Der berühmte Hausverstand mag einwenden: Phh, wenn erst mal alle Sportler gedopt sind, dann gibt's eh bald keine Zuschauer mehr. Und dann besinnt sich der gesamte Sport wieder seiner alten moralisch-ehernen Werte...
Pruuuhaha!!!
Ich behaupte mal ganz kühn: Die Menschen sind unglaublich anpassungsfähig. Anpassungsfähig nämlich, weil sie manipulierbar sind "Dank" ihres großen Gehirns (ein kleinhirniges Lebewesen lässt sich ja nicht so leicht beirren - meine Güte, müssen diese Kreaturen doof sein...).
Im öffentlichen Sport spielt der Nationalstolz eine große Rolle, das wird wohl niemand leugnen.
Angenommen, Doping wäre bei den nächsten Olympischen Spielen in London frei: Im Finale treffen ein legal gedopter Deutscher und ein legal gedopter US-Amerikaner aufeinander.
Wäre es der Bevölkerung dieser beiden Nation wurscht, wer gewinnt?
Ich kann's mir nicht vorstellen. Auch wenn jeder Zuseher Dopingverächter wäre, würde der Großteil immer seinem Landsmann die Daumen drücken, das ist meine Meinung.
Dann wird die Siegernation auf einen Schlag "liberaler", was Dopingsachen betrifft, und die Verlierernation wird sie sich zum Vorbild nehmen und ihr unterwürfig nachhecheln, sich insgeheim fragend: Womit haben die gedopt? das müssen wir aufholen!
Ein neuer Kalter Krieg beginnt...
Ach ja, das Wort "Doping" wird dann sowieso längst verpönt sein; es hat im kollektiven Gedächtnis ja so was Verruchtes an sich, das den zwanghaft wohlmeinenden Teil der Weltbevölkerung vor den Kopf stoßen könnte.
Also wird das "Doping" kurzerhand ersetzt durch, pfft, sagen wir: "Leistungsbezogenes medizinisches Präparat...?
Das könnte man ganz super abkürzen: LMP, sprich Elemmpie - das klingt doch cool, oder nicht?" - "Stimmt, aber zwei Worte stören mich: 'Leistungsbezogen' sowie 'Präparat'. Nennen wir künftig Doping einfach 'Medizin!' Denn hey! - für jemand, der Kopfschmerzen hat, ist ein Aspirin schließlich auch eine Art Doping, nicht wahr?" - "Gute Idee, Chef!"
Natürlich ist das alles übertrieben. Eigentlich finde ich das aktuelle System mit den Dopingkontrollen nicht sooo schlecht.
Natürlich gehört ein ausgewiesener Dopingsünder bestraft. Ein- bis zweijährige Sperren finde ich OK. Die Rückerstattung der Siegprämie dürfte wohl selbstverständlich sein. Von mir aus darf der Rechtsstaat auch was von seinen etwaigen Werbeeinnahmen abzwacken.
Aber einen Profisportler seines - zugegeben "kranken" - Ehrgeizes wegen in den Knast zu stecken, davon halte ich nichts. Was hat so einer schon groß verbrochen? Er hat seine Fans vor den Kopf gestoßen - na und? Die werden's schon überleben, immerhin mit einer Lektion reicher.
Merkwürdig finde ich auch immer wieder, dass jeder "Dopingsünder" unterschiedlich wahrgenommen/dargestellt/verurteilt wird.
Wenn ich denke, dass eine Marion Jones stracks im Knast landete, während andererseits eine Florence "FloJo" Griffith-Joyner (R.I.P.!) wegen ihres "ewigen Weltrekordes" im Sprint verehrt wird, dann fällt es mir schwer, mit dem Kopfschütteln über die Scheinmoral meiner Mitmenschen aufzuhören.