War, endlich, endlich, endlich mal wieder ein sehenswerter, spannender Kampf. Nicht, dass Briggs auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte, nach Punkten zu gewinnen, aber er blieb tatsächlich stehen und blieb bis zum Schluß dran - wenn auch die Aktionen schwerfällig, langsam und ungenau wurden. Immerhin, man merkte, dass Kltischko sichtlich irritiert war, was man dem ollen Shannon so alles an den Kopp hauen kann.
Runde 5 war für mich der Knackpunkt. Da durchbrach Klitschko, der zu Anfang wenig nachsetzte (vermutlich wohlwissend, dass Briggs auch stark schlägt), das erste Mal nachhaltig die Deckung des Gegners und klingelte den Amerikaner ordentlich an. War ich zu dem Zeitpunkt schon verwundert, wie Briggs sich noch aufrecht hielt, musste man sich das nach jeder Runde umso mehr fragen.
Auch wunderte mich von Beginn des Kampfes an, warum Shannon "The Cannon" sich auf den Stil Klitschkos einließ, anstatt zu versuchen, diesen zu stören. Gut für die Zuschauer, bekamen sie so doch wirklich gutes Boxen zu sehen. Einen Gefallen tat er sich damit meiner Meinung nach aber nicht. Er hätte versuchen sollen, näher an den Mann zu kommen und mit Haken zu arbeiten. Ist aber natürlich leichter gesagt, als getan - mit dem Körpergewicht eines Shannon Briggs ist man ja auch nicht der allerschnellste auf den Füßen.
Man merkt aber schon den Unterschied zwischen den beiden Klitschko-Brüdern. Wladimir boxt viel strategischer, hält die Deckung immer oben und schießt fast nur die Führhand heraus - jedenfalls so lange, bis er merkt, dass der Gegner langsamer wird, dann erst folgt die Rechte.
Vitali dagegen steht viel offener, verlässt sich mehr auf seine Reflexe (kann man gegen den 120 kg-Klotz Briggs ja noch machen...) und geht aggressiver an den Mann - was ihn natürlich auch angreifbarer macht.
Ich halte Wladimir, den jüngeren Klitschko, für den technisch besten Boxer aller Zeiten.
Wie dem auch sei, die Vorstellung gestern war jedenfalls besser als die meisten Schwergewichtsboxkämpfe der letzten fünf Jahre.