Der Hang zu immer mehr abartigen und vollkommen überflüssigen Brutalitäten nimmt in meinen Augen schon absolut groteske Züge an! Wo Du früher stundenlang mit dem Videothekenfritzen verhandeln musstest um von Film X die Fassung zu bekommen, wo angedeutet wird, dass Hauptdarsteller Y die Rübe abgehackt bekommt, bekommst Du Schlimmeres heute schon in Filmen ab zwölf! Besser werden die Filme durch den Scheiss nicht!
Eben. Ich hatte es ja auch schon in den "Fernsehtipps" mehrfach angedeutet, dass sich dieser Trend auch in den Abendserien wie "24", "CSI", "Dr. House" etc. verstärkt durchsetzt. Warum eigentlich?
Ich habe nichts gegen Splatter, mir ist es aber lieber, wenn man, wie damals, noch klare Abgrenzungen hat. Romero, Fulci, D'Amato, Verhoven und Konsorten, das wusste man, da erwartet einen Splatter. Nicht in Serienkrimis oder Actionfilmen, so wie heute. Diese Entwicklung fing damals zwar schon an, das gebe ich zu (in PREDATOR z. B., vor 20 Jahren, flogen ja auch schon ordentlich die Fetzen), aber mittlerweile hat man in der Tat eine neue Ebene erreicht. Und wie cassidy ganz richtig schrieb, besser ist noch kein Film geworden, nur weil mehr Köppe durch's Bild flogen, damals nicht und heute genauso wenig.
Was will man damit eigentlich bezwecken? Ist es die Filmindustrie, die glaubt, nur mit immer noch reißerischen Bildern, die vermeintlich immer verrohteren (die sie selbst verroht hat?) Zuschauer vor die Leinwand zu locken?
Oder steckt dahinter System? Wollen die Amerikaner mit solchen Bildern ihre Bürger desensibilisieren für das tagtägliche Grauen der realen Kriegsbilder? Will man ihnen so die Gewalt schmackhaft machen? So ganz abwegig finde ich das nicht, bereits in den 40er Jahren wurde ja schon Hollywood als Propagandamittel eingesetzt und Filme wie TOP GUN zeigen, dass sich seitdem nichts verändert hat in den USA.
Auffällig ja auch die unterschwellige Befürwortung der Folter (siehe "24") oder Kritik an der Pressefreiheit (wie in "CSI: Miami", wo in wirklich jeder Folge eine Seitenhieb ausgeteilt wird in Richtung Reporter, die mit ihren Versuchen, die Bevölkerung zu informieren, stets nur die laufenden Entwicklungen sabotieren), die sich immer mehr breit macht im Fernsehen. Vielleicht denkt sich die US-Regierung tatsächlich, vor der Glotze erreicht sie ihre Bürger noch am ehesten und forciert gewisse Entwicklungen (US-Deutsch: Trends) in der Flimmerkiste, um so eine Wirkung zu erzielen, die man mit tausend flammenden Reden des Präsidenten nicht erreicht hätte?
Vor allem scheint sich auch hierzulande die Wahrnehmung dadurch völlig verschoben zu haben. Was früher in Deutschland noch beschlagnahmt worden wäre, ist halt heute ab 18, was auf dem Index gelandet wäre, ab 16 und Filme, die man früher ab 16 eingestuft hätte, ganz locker ab 12.
Dass die Beschlagnahmen nach § 131 zurückgehen, finde ich gut, denn Totalverbote gehören meiner Meinung nach nicht in eine mündige Gesellschaft, allerdings sehe ich auch nicht ein, warum man Gewaltdarstellungen gegenüber immer toleranter werden und sie einem immer jüngeren Publikum zugänglich machen sollte.
Mir, der ich mich als mündiger und selbstdenkender Zuschauer verstehe, kann das prinzipiell relativ egal sein, nur fragt man sich schon, was diese Entwicklung noch für Blüten treiben wird.