So, habe "Lost Horizon" jetzt durchgespielt und muss abschließend sagen, dass das Spiel jeden einzelnen Cent wert war, den es gekostet hat! Zumal der Preis mit knapp 40,00 € für das Gebotene meiner Ansicht nach ziemlich niedrig angesiedelt ist - insbesondere wenn man bedenkt, dass man für einen Konsolen-Titel gleicher Qualität(?) nochmals locker 20,00 bis 30,00 € drauflegen muss (zumindest wenn es sich um Software für PS3 oder Xbox360 handelt)...
Hätte LucasArts sich nach "Fate of Atlantis" dazu entschlossen noch ein weiteres "Indiana Jones"-Adventure im Point and Click-Stil zu veröffentlichen, hätte es ruhig so aussehen dürfen wie "Lost Horizon"! Ehrlich, mit diesem Programm ist seit fast zwanzig Jahren endlich ein würdiger "Nachfolger" zu jenem legendären Abenteuer des berühmten Fedora-Trägers erschienen! Auch der Umfang stimmt: Laut den einschlägigen Fachmagazinen soll die Spielzeit knapp fünfzehn Stunden betragen - mir kam das Ganze aber deutlich länger vor! Die Story um das verlorene Königreich
Shambala kann ebenfalls begeistern und wirkt zu keinem Zeitpunkt hanebüchen oder gar lächerlich! Die Grafiken des Spiels sind sowieso einfach nur traumhaft schön und der begleitende Soundtrack (allein schon das gesungene Titelthema ist super) ist stets passend und steigert die ohnehin schon großartige Atmosphäre zusätzlich - gleiches gilt im übrigen für die hervorragende Synchronisation...
Des weiteren braucht der Spieler auch nicht ungeduldig auf die Veröffentlichung eines eventuellen Patches, welcher unschöne Bugs ausmerzt, zu warten (sowie es heutzutage ja bei fast jedem zweiten Titel der Fall ist): Wie schon die beiden Vorgänger aus dem Hause Animation Arts, ist auch "Lost Horizon" gänzlich frei von Fehlern jedweder Art (auch wenn ein gewisses Online-Magazin diesbezüglich etwas anderes behaupten mag
)! Bei dem einzigen (klitzekleinen) Bug, den ich während des gesamten Abenteuers entdeckt habe, handelt es sich lediglich um die fehlende Bezeichnung eines Objekts, die beim Herüberfahren mit dem Mauszeiger nicht zum Vorschein kam - ein Fehler, mit dem es sich zweifellos leben lässt. Grobe Fahrlässigkeiten wie beispielsweise Grafikfehler, Tonaussetzer oder gar der Komplettabsturz des Programms, welche einem den Spaß an der Freud mehr als versalzen können, wird man hier jedoch nicht finden (zumindest bei mir traten solche Fehler nicht auf)...
Eigentlich würde ich das neueste Werk aus den Animation Arts Studios sogar noch vor deren zwei "Geheimakte..."-Titeln platzieren...
wenn... ja, wenn da nur nicht die viel zu einfachen Rätsel wären! Echte Kopfnüsse im Stil von "Monkey Island" oder "Fate of Atlantis" bietet das Adventure leider überhaupt nicht! Lediglich die Entwirrung des Kabelsalats im tibetischen Kloster (Kenner des Adventures wissen wovon ich rede) ist eine Herausforderung an die grauen Zellen bzw. die Sehkraft des Spielers - allerdings auch nur im hohen Schwierigkeitsmodus! Und auch die anfängliche Vermutung, man könne viele Rätsel auf verschiedene Weise lösen, erweist sich im Nachhinein als Trugschluss - denn lediglich die Flucht aus der Bar vor der chinesischen
Tong-Triade sowie der daraus resultierenden "Beinahe-Seebestattung" lassen sich auf unterschiedliche Art bezwingen. Die restlichen Aufgabenstellungen hingegen lassen stets nur einen Lösungsweg zu... schade eigentlich...
Ein weiteres Highlight ist wohl das üppige Bonusmaterial, welches nach Bewältigung des Abenteuers freigeschaltet wird: Neben dem erneuten Nachspielen des finalen Kampfes gegen Oberbösewicht
Gräfin von Hagenhild (welcher in einem von Konsolen bekannten "Beinahe-Quick-Time-Event"-Stil abläuft) und dem damit verbundenen nochmaligen Betrachten der Endsequenz, wartet noch ein (nicht besonders aufregendes) Puzzle auf den Spieler. Doch damit nicht genug: Es ist nämlich sogar möglich das komplette Adventure in der ursprünglich geplanten Fassung (also quasi dem Director's Cut) neu anzugehen - inklusive einer völlig neuen Anfangssequenz! Dass die Grafiken in dieser Rohfassung natürlich stellenweise noch weit von ihrer endgültigen Fertigstellung entfernt sind, liegt auf der Hand - aber trotzdem handelt es sich bei dieser Option um ein sehr gutes und vor allem lobenswertes Feature seitens der Spieldesigner...
Fazit: "Lost Horizon" ist für mich bereits jetzt schon das beste Abenteuerspiel 2010 - obwohl ich mit dieser Aussage vielleicht etwas vorsichtig sein sollte, denn mit "A New Beginning" von Daedalic Entertainment ("The Whispered World") sowie "Gray Matter" von Adventure-Legende
Jane Jensen ("Gabriel Knight") erscheinen im vierten Quartal des Jahres noch zwei echte Schwergewichte! Aber selbst diese beiden kommenden Produkte stellen eigentlich keine direkte Konkurrenz für "Lost Horizon" dar, denn schließlich handelt es sich dabei um Vertreter des Sci-Fi- bzw. des Mystery/Thriller-Genres, während der Animations Arts-Kracher eindeutig auf den Spuren von "Indiana Jones" wandelt...
Ich kann "Lost Horizon" eingefleischten Adventure-Fans jedenfalls nur wärmstens empfehlen und hoffe darüber hinaus auf eine baldige Fortsetzung dieses Meilensteins...