Das letzte Gefecht Es ist geschafft. Während Frodo Baggins auf der Leinwand noch versucht, Mittelerde vor dem Untergang zu bewahren, lässt sich ein ausgelassener Regisseur Peter Jackson im heimischen Wellington wie einst Präsident Kennedy durch die jubelnde Menge fahren. Man feiert das Gelingen eines Projektes, neben dem die Entsorgung eines simplen Ringes so schwierig scheint wie Schuhe binden.
Der Inhalt von „The Return of the King“ sei an dieser Stelle nur kurz und ohne grosse Erläuterungen zitiert: Die Hobbits Frodo Baggins (Elijah Wood) und Sam Gamgee (Sean Astin) befinden sich noch immer auf dem beschwerlichen Marsch zum Vulkan Mount Doom, um dort den Einen Ring dem Feuer zu übergeben. Begleitet von Gollum (Andy Serkis), der übles plant. Die restlichen Gefährten rüsten sich derweil zum Endkampf um Mittelerde und gegen die anstürmenden Armeen Saurons, welche die Königreiche Rohan und Gondor zu überrennen drohen.
Man ahnt es: Auch im dritten Teil der „Lord of the Rings“-Saga wird gekämpft, und das nicht zu knapp. Orks, Uruk-Hai, Mordor-Trolle, Kriegselefanten, Flugmonster und eine Riesenspinne plagen Herrn Baggins und seine Kameraden, eine Armee aus Geistern kommt zum Einsatz und zuletzt tauchen auch noch riesige Adler auf. Doch im Gegensatz zu „The Two Towers“, wo die Schlacht um Helm's Deep kaum ein Ende nahm, ist hier für Abwechslung gesorgt. Nicht zuletzt da Regisseur Jackson die zwei Erzählstränge mit Frodo und Sam auf der einen, dem Kampf um Gondor auf der anderen Seite dramaturgisch geschickt nebeneinander laufen lässt und ebenso geschickt auch wieder zusammenzuführen weiss.
Nach drei Filmen müssen über formale Aspekte keine grossen Worte mehr verloren werden. Jackson hat die Bilderwelten, in denen er seine Tolkien-Adaption inszeniert, bereits im ersten Teil etabliert und musste sich in der Folge nur noch selber treu bleiben. So ist in dieser Hinsicht glücklicherweise alles beim Alten geblieben: Kamerafahrten bleiben atemberaubend, Landschaftsaufnahmen monumental, Set-Designs eindrucksvoll, Spezialeffekte brillant aber unaufdringlich. Untadelig ist auch die Arbeit der Darsteller, die ein letztes mal die Halblinge (Billy Boyd), Zauberer (Ian McKellen), Menschen (Viggo Mortensen), Zwerge (John Rhys-Davies), Elben (Liv Tyler) und Orks (hier kein Namensbeispiel) geben. Vermisst wird einzig Christopher Lee, dessen Abgang als Saruman in Fan-Kreisen bereits heftig diskutiert und kritisiert wurde.
Am Ende der Geschichte angelangt soll nun ein Rückblick auf die Trilogie als Ganzes und den Wahnwitz ihrer Verfilmung geworfen werden. Und kurz auf die nicht unproblematische Symbolik, an der „The Lord of the Rings“ nicht eben arm ist. Das gilt auf sexueller Ebene (der Ring sowie das Sehloch im Auge Saurons als Quellen des Bösen, beide in Form einer Vulva) ebenso wie auf somatischer (je weisser ein Geschöpf, desto edler scheint es hier – schwarze Haut tragen in diesem Film ausschliesslich Monster, Biester, Bestien). Beides sind Schemata, die sich in jedem besseren (und schlechteren) Fantasy-Film finden lassen. Und sie können ein Hinweis darauf sein, wie wenig Jackson an einer grundlegenden Erweiterung des Genres oder gar seiner Transzendierung gelegen war. Solcherlei wäre bei der Umsetzung DES stilbildenden Werkes – Tolkiens Buch soll immerhin das meistgelesene nach der Bibel sein – auch schlichtweg Unfug. Stattdessen gelang dem Neuseeländer, was vielen als unmöglich galt: Die kongeniale Verdichtung eines Monumentalwerkes auf sein Wesentlichtliches – in etwa: Dramen um Freundschaft und Verrat, epische Schlachten, monumentale Bauten sowie Kitsch in all seinen panflötigen Facetten. All dies brachte Jackson kohärent und packend auf die Leinwand. In epochaler Länge notabene: Teil 1-3 dürften, wenn sie bald alle als Extended-Edition-DVDs in den Läden liegen, zusammen wohl 10 Stunden dauern.
Jackson bleibt dem Gigantismus weiterhin verpflichtet. 2005 soll seine Neuverfilmung von „King Kong“ in die Kinos kommen. Und er, der vor „The Lord of the Rings“ kaum mehr als einen mässig erfolgreichen Gruselfilm („Frighteners“, 1996), ein leider wenig beachtetes Psychodrama („Heavenly Creatures“, 1994) und zwei herrliche Splatter-Grotesken („Braindead“, 1992 und „Bad Taste“, 1987) vorzuweisen hatte, ist zu einem der bestbezahlten Regisseure Hollywoods geworden. Während Jackson für die drei „Lord of the Rings“-Teile 10 Millionen Dollar kassierte, sollen es für „King Kong“ nun 20 Millionen werden. Plus 20 Prozent Umsatzbeteiligung. Ein schönes Beispiel, dass man es auch als ausgewiesener Nerd zu etwas bringen kann.
Produktion: USA (2003)
Besetzung: Elijah Wood, Ian McKellen, Viggo Mortensen
Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Frances Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson