Was auch immer im Fall Edathy dahinter steckt, finde ich es vor allem in höchstem Maße befremdlich, dass man fast schon wöchentlich von irgend welchen Pädophilieverstrickungen der Politik liest. Seien es grüne ex-Kinderladen-Hippies in den 70ern und vermeintliche sexuelle Revoluzzer à la Cohn-Bendit und Trittin, die Unterstützer der chilenischen Colonia Dignidad in den Reihen der Union, vorgebliche auf-eigene-Faust-Ermittler wie SPD-Mann Jörg Tauss, der darauf hin dann von den Piraten mit offenen Armen aufgenommen wurde, die Pädophilie-Befürworter der FDP in den 80er Jahren wie die 2013 gegangene Dagmar Döring oder Generalsekretär Günther Verheugen, der eine Revision der betreffenden Strafrechtsparagraphen für möglich hielt, ebenso damaliger Jungdemokrat Christian Strässer (wie Verheugen später SPD), der damals eine radikal geführte Debatte um das Thema entfacht hatte.
Das zieht sich durch alle Parteien und Geschlechter. Seit Mitte der 80er Jahre ist das Thema wieder zunehmend tabuisiert worden und heute wollen die wenigsten noch etwas von ihrer pädophilen Vergangenheit wissen, wobei regelmäßig immer wieder Fälle aktuelleren Datums öffentlich werden.
Was ist nur mit diesen Leuten los? Wir haben eine steigende Arbeitslosigkeit, zunehmende Verarmung von Rentnern sowie der Unter- und Mittelschicht, es gibt Umweltprobleme zu lösen, die Wirtschaft in Gang zu bringen, Kriminalität zu bekämpfen, Bildung zu fördern und vieles mehr. Stattdessen schreibt man sich die sexuelle Befreiung von Kindern auf die Fahne oder recherchiert in seinem Dienstzimmer mit herunter gelassenen Rollläden und Hosen in Eigenregie auf google gegen Kinderporno-Ringe?
Gibt es ihn denn nicht mehr, diesen Menschenschlag, der noch wahrhaft weltmännisch war, Politiker mit Leib und Seele, intelligent, analytisch brilliant, der sich in den Dienst seines Landes stellte, sich Wohl und Willen des Volkes verpflichtet fühlte und demnächst mit Helmut Schmidt wohl ausstreben wird?