(geschrieben für ein anderes Board, aber für hier gerade noch gut genug...)
Ne Woche zu spät dann auch von mir mal nen kurzer Bericht vom Public Enemy Gig im Postbahnhof vom 04.12.
Die Helden meiner Jugend (naja, nach KRAFTWERK) waren ja vor 5 Jahren das letzte Mal in der Stadt, damals vor einer mickrig kleinen Meute in der Arena. Es hatte mit echt leid getan die Jungs 3 Stunden lang vor vielleicht 250 Nasen rocken zu sehen. Die guten alten Zeiten waren aber eben definitiv vorbei und ohne Ghettoslang bekommt man die Hallen wohl nicht voll. So zog es PE dann dieses Mal (zum Auftakt der Deutschland-Tour) auch in den deutlich übersichtlicheren Postbahnhof. Doch auch hier dachte ick mich tritt ein Pferd, als ich gegen 10 nach halb 9 die Saal betrat und es dort vor der Bühne so aussah...
Alter Schalter, hab ick gedacht, dit wird ja ne Konzertkritik. Auch kurz vor dem eigentlichen Beginn um 21 Uhr sah der Saal kaum anders aus, so dass die Herren verständlicherweise dann doch noch etwas auf sich warten ließen. Und tatsächlich füllte sie die Halle mit der Zeit dann doch allmählich, so dass der "Vorab-DJ" doch noch etwas Publikum für sein Oldskool-Set bekam. Und um 22 Uhr tat sich dann auch endlich was und um 22:15 begann dann endlich die lang erwartete Show...
http://www.youtube.com/watch?v=QDAuxNjN0J4Inzwischen habe ich aus Frankfurt und München übrigens auch gelesen, dass es da auch erst mit ner Stunde Verzögerung los ging. Also scheint das Publikum wohl einfach nur mehr Insider gewesen zu sein, als ick. Naja, nicht verwunderlich bei meiner "Einmal-pro-Jahr-zu-nem-Konzert-Taktik". Vor 5 Jahren haben sie jedenfalls pünktlich begonnen.
"The Joker" Flavor Flav machte den Anfang und die Meute vor der Bühne ging sofort gut ab. Zum zweiten Song kam dann auch Chuck D., der wie kein anderer den politischen Rap Ende der 80'er geprägt hat. Leider musste er sich zunächst mal entschuldigen, da ihm vor 3 Tagen in einer Halle zuviel Rauch in den Rachen gekommen sei und seine Stimme daher gut nach Reibeisen klang. Er meinte aber das wäre kein Problem und in 10 Minuten wäre alles wie immer. War es zwar leider nicht
, aber er hielt natürlich trotzdem bis zum Ende durch und performte seine Tracks auch mit verrauchter Stimme so kraftvoll wie eh und je.
Fand es überhaupt erstaunlich, dass die beiden immer noch so rum rocken können. Chuck ist immerhin nun auch schon 48, Flavor sogar noch ein Jahr älter. Und so wie meine Knie jetzt schon knacken, möchte ich nicht wissen was bei mir in 10 Jahren noch so geht...
http://www.youtube.com/watch?v=p34Ly6mDjfoGefehlt hat diesmal Professor Griff, der, so die Aussage von Chuck D., keine Ausreisegenehmigung bekommen haben soll. Schade. Vor 5 Jahren hatte er während dem Gig noch ne halbe Stunde für sich und seine eigene Band "7th Octave", die mich mit ihrer Mischung aus politischem Rap und knalligem Rock ziemlich beeindruckt hatten.
Auch diesmal war übrigens wieder ein Gitarrist, ein Drummer und ein Bassist dabei. Leider war der Sound aber gerade bei den rockigeren Parts total übersteuert, so dass es oft einfach nur schrill geplärrt hat in den Boxen. Keine Ahnung wer da am Regler saß, aber zum Ende hin wurde es immer schlimmer.
Geboten wurde übrigens ein reines Set an alten Klassikern. Von einem neuen Album hatte ich eh nix gehört, daher hatte mich die Tour eh etwas überrascht. Aber warum auch nicht. Hauptaugenmerk lag dabei auf dem ersten Album "It takes a nation of millions to hold us back", von dem glaube ich alle Tracks dabei waren. Natürlich durften aber auch Highlights wie "Fight the Power", "Welcome to the Terrordome" oder "911 is a joke" nicht fehlen...
http://www.youtube.com/watch?v=YV5NAcl6Yu0Zwischen den Songs gab es immer wieder politische Ansagen von Flavor und vor allem von Chuck D., der sich auch an den ersten Gig 89 in Berlin erinnerte, als die Mauer noch stand und Reagan Präsident war. Er äußerte seine Hoffnung, dass zwanzig Jahre später auch in den USA eine Revolution beginnen möge, die der in Deutschland ähnlich sei.
DJ Lord, der den alten DJ "Terminator X" 1999 abgelöst hatte, legte auch ein geiles Beispiel hin warum er einer der besten DJ's weltweit ist. Genug Preise hat er ja schon gesammelt. Immer wieder ein Genuss ihn die Platten drehen zu sehen, auch wenn mit sein Solo-Set vor 5 Jahren besser gefallen hat.
http://www.youtube.com/watch?v=BHOU19jMul0Um halb 1 war dann alles vorbei, nur Flavor Flav konnte sich nicht so recht trennen. Minutenlang schüttelte er noch Hände. Ich hab mich nicht noch mal angestellt - ich durfte ihm schon vor 5 Jahren meine Hand reichen. =)
Tja, war auf jeden Fall ein toller Auftritt der ganzen Gruppe, der Sound hätte stellenweise besser sein müssen, etwas mehr Publikum wäre auch besser gewesen, aber auch so hat sich der Abend wieder gelohnt und das Versprechen dass sie wieder nach Berlin kommen würde, nehme ich doch gerne entgegen.