Wenn ich programmieren könnte, würde ich einen Computervirus coden, der „World of Warcraft“ komplett lahm legt, damit die Süchtler endlich mal was anderes zocken.
Zum Beispiel meine brandneue Obdachlosen-Simulation!
Das Spiel sollte aussehen wie ein modernes „GTA,“ mit dem Unterschied, dass man keinerlei Gewalt anwenden darf, um über die Runden zu kommen. Stattdessen muss man seine Überredungskünste anwenden, um von den Passanten das nötige Kleingeld zu schnorren. Dieses gibt man für billiges Brot sowie Schnaps aus, bevor man virtuell verhungert.
Es ist in zwei Kapitel unterteilt. Ziel des ersten Kapitels wird sein, dass man sich genügend Geld anspart, um sich ein Musikinstrument kaufen zu können.
Gekaufte bzw. erbettelte Brötchen verderben natürlich rasch; deshalb verfüttert man seinen eventuellen Nahrungsmittelüberschuss an seine Ratte. Dieses Viech geht mit dem Spielcharakter eine soziale Symbiose ein, indem sie zum Dank allerlei Münzen von den Straßen der großen Stadt aufliest und zu seinem Herrchen bringt.
Natürlich muss das Alter Ego auch mal pennen! Obwohl das Schmarotzen ein Fulltime-Job ist, bastelt man sich alle paar Tage aus Zeitungen eine gemütliche Decke, damit man sich nachts auf der Parkbank besser regenerieren kann. Während man schläft, kann man in die Haut der Ratte schlüpfen und auf Geldjagd gehen. Innerhalb eines Zeitlimits macht man sich also auf die Pirsch und durchstöbert diverse Wohnungen nach offen rumliegendem Geld. Ganz auf Kriminalität will ich also doch nicht verzichten.
Die Wohnungsbesitzer schlafen in der Nacht alle, nur vor deren Hauskatzen sollte man sich in Acht nehmen! Wenn die einen erwischen, muss sich das Herrchen mühsam einen neuen Nager dressieren.
Wenn man während der Flucht das Geldstück aus dem Maul fallen lässt, kann man so immerhin die Mieze irritieren und gefahrlos von Dannen flitzen. Nur kehrt man halt mit leeren Händen in die Manteltasche zurück. Falls der Kleindiebstahl aber gelingt, steigt die Schleichfertigkeit. Allerdings bleiben diese Wohnungen eine zeitlang „kahl,“ denn der Bewohner merkt sich seinen Fehler für eine Weile, und sperrt sein Geld dann weg. Man muss sich also jedes Mal ein neues Haus suchen.
Wie gesagt, spart man auf ein Musikinstrument seiner Wahl, denn mit der Zeit wächst die Konkurrenz, die einem das Territorium wegzuschnappen droht, indem sie ganz fies musiziert. Das wäre dann das zweite Kapitel. Denen werfen die Passanten freigiebiger Münzen in den Hut, also muss man schauen, wo man bleibt! Darum kauft man sich z.B. ein Saxophon und spielt per „Quick Time Event“ passende Lieder nach. Das berühmte „Take Five“ von Dave Brubeck etwa. Solange man die richtigen Tasten erwischt, klingelt ordentlich die Kasse. Wenn man Fehler macht, klimpert’s natürlich weniger üppig. Man darf aber nur ein Stück pro Tag spielen - und besser nicht jeden Tag dasselbe Lied, denn gelangweilte Fußgänger sind geiziger.
Natürlich hat man auch im zweiten Kapitel ein Ziel vor Augen. Man muss sich soviel Geld zusammenkratzen, dass man sich ein imposantes Fertigteilhaus leisten kann, welches man sofort in bar bezahlt.
Das Spiel endet so: Betritt der Vagabund endlich dieses Haus, stirbt er vor Stolz an einem Herzinfarkt, und es folgt die Meldung: „Congratulations! You’ve beaten the game!“
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Oder ein Flitzerspiel wäre ganz lässig! Nein, kein Rennspiel – ich meine eine Exhibitionisten-Sim für zwischendurch. Auch das perspektivisch wieder GTA-ähnlich.
Man läuft in einem Trenchcoat durch die Stadt und trägt darunter rein gar nix.
Ziel des Spieles ist, möglichst viele Frauen auf einmal in Ohnmacht zu befördern, indem man vor ihnen den Mantel aufreißt. Hat man eine weibliche Spielfigur gewählt, muss man halt dafür sorgen, dass so vielen Männern wie möglich auf einen Schlag die Augen aus den Höhlen federn. Natürlich darf man das nicht nach Belieben tun, denn sobald der Mantel offen ist, kommt die Polizei angerauscht und buchtet einen ein.
Darum sollte man seine „terroristischen Aktionen“ gut planen, denn die Stadt ist immerhin lebendig. Also stöbert man jeden Tag in der Zeitung nach massentauglichen Events, die man aufsuchen kann, um ein größeres Publikum zu bekommen. Findet z.B. ein Fußballspiel statt, fährt man mit dem Taxi hin und entblößt sich im Stadion vor den ganzen Zuschauern. Je mehr Leute dort sind, desto mehr werden von deinem Anblick geschockt bzw. erregt.
Die Hauptmotivation des Spiels liegt darin, seinen eigenen Highscore zu überbieten. Es wird nämlich nicht jede Aktion zusammengerechnet, sondern stattdessen zählt nur die beste Einzelperformance. Legt man 1000 Menschen auf einmal „flach,“ dann bleibt der Punktestand auch auf 1000, solange, bis man ihn übertrifft.
Hält man sich für einen Superflitzer, kann man seinen Highscore online veröffentlichen. Es winken schöne Preise.