Nun habe ich das Spiel endlich durchgespielt. Monkey Island Special Edition bietet neben der moderniesierten Version auch an, stets (F10) in den klassischen Modus (CD Version von Monkey Island, Diskettenversion mit Interface von Monkey Island 2) zu wechseln.
Die Story kennt ja jeder: Guybrush Threepwood möchte Pirat werden und muss dazu die drei Prüfungen der "schrecklich, wichtigen" Piraten bestehen. Dabei verliebt er sich in die hiesige Gouverneurin Elaine Marley, die prompt vom Schrecken der Karibik, den Geisterpiraten LeChuck, entführt wird. Aus diesem Grund macht er sich auf nach Monkey Island, dem Versteck von LeChuck.
Die Grafik, der wohl offensichtlichste Grund, diese Version zu mögen oder eben nicht. Die neuen Hintergründe stehen alle in einer HD Auflösung zur Verfügung, wodurch die auch auf heutigen Rechnern viel besser als die Pixelmonster aus dem Original aus. Jedoch hat LA sich oft nicht viel Mühe bei dem Spiel gegeben. Es gibt einige wirklich sehr viel schönere Hintergründe, der Pier zur Scumm Bar sieht um WELTEN besser aus als das Original. Dann gibt es noch die netten Hintergründe, die wie schöne HD Varianten der Originale aussehen. Diese machen aber nur ca. 50% des Spiels aus. Denn es gibt auch die Hintergründe, die einfach wie durch einen renderer geschickte Originalhintergründe aus, die dann hier und da nochmal mit ordentlich Weichzeichner bearbeitet wurden oder mit etwas mehr Details bearbeitet wurden. Bei denen wurden dann auch gerne mal die Weichzeichner an einigen Stellen vergessen und es sind klar häßliche Blöcke zu sehen. Wirklich grausig wirds aber beim Wald, der schon immer das schwächste Grafikpart von MI war, denn der sieht in der HD Version nochmal ein ganzes Stück häßlicher aus. Die Strandansicht von Monkey Island gehört leider auch eindeutig in die Kategorie mieser als im Original und wirkt da sogar eher wie aus einem billigen Fanadventure.
Über die Charakteraussehen lasse ich mich nicht aus, man kann sie lieben oder hassen, jedem das seine. Immerhin hat LeChuck jetzt einen richtig schönen Grafikeffekt spendiert bekommen, der seine böse Aura nochmal unterstreicht.Dagegen sehen die Wasseranimationen bis auf die in dem Titelscreen auch eher schlecht als recht aus, im Vergleich zum Original wirken die meist unpassend. Wirklich mies wird das aber bei der Lava, die ist nämlich, im Gegensatz zur normalen Version, nicht mehr animiert, sondern nur noch eine häßliche Weichzeichnersuppe. Immerhin wurde ein netter Hitzeflimmereffekt eingebaut, aber die fehlende brodelnde Lava ersetzt das nicht.
Außerdem ist die neue Engine auch nicht so flexibel wie die alte. So sieht man zB den Platz der Voodoo Lady schon beim ersten Eintritt in ihren Laden. Dadurch fehlt die Überraschung, wenn man das erste mal den Laden betritt und dann vom Auftauchen der Voodoo Lady überrascht wird. (ihr Platz wird plötzlich beleuchtet) Auch der bewegende Screen beim Besuch des Zirkus fehlt, damals vor 20 Jahren war das 1. auch eine kleine Überraschung und auch noch state of the art. Dadurch verliert das Spiel bisschen von seinem Charm.
Die Musik des Spiels ist weiterhin ein Meisterwerk. Der neue Mann hat Michael Lands wunderschöne Musik sehr gut ins neue Jahrtausend gebracht. Im Vergleich zur klassischen CD Audio Variante mit den Midis in Roland MT32 Qualität (auch enthalten) sind die Stücke alle etwas heller und klarer, aber es ist kein Unterschied hörbar. Die Untermalung ist auch ganz klassisch, es gibt wohl keine Extrasounds für besondere Szenen.
Zu der schönen Musik ist das Spiel nun auch vertont worden und das wirklich gut! LA hat sich sogar die Mühe gemacht und alle Stammsprecher aus (den nie erschienen
) MI3+4 für das Spiel engagiert. Es wurde sich sogar richtig Mühe gegeben, so hört man z.B. sogar, wenn Guybrush die falsche Beleidigung raushaut, weil die ganz anders (unsicher) betont ist. Da es (noch) keine deutsche Sprachausgabe gibt, gibts noch immer die guten alten Texte von Boris Schneider, nur an manchen Stellen wurden diese überarbeitet.
Die Rätsel sind immer noch die gleichen wie vor 20 Jahren. Ich vermute mal, dass jeder hier diese noch immer aus dem FF kann. Wirklich harte Brocken gibt es nicht und das Spiel ist sehr gut designt, so dass es immer Hinweise von den NPCs gibt. Für Neuankömmlinge und Alzheimerpatienten bietet das Spiel aber auch ein sehr hilfreiches Hinweissystem, das in letzter Instanz einen sogar genau den Weg weist. Jedoch finde ich es persönlich schade, dass die Hinweise direkt verfügbar sind, selbst wenn Guybrush noch gar nix von dem Rätsel direkt weiß. So wird Guybrush zB am Anfang direkt darauf hingewiesen, dass er die gelben Blumen für die Hunde der Gouverneurin suchen soll, obwohl er weder bei der Villa war noch mit Otis (den Tippgeber) gesprochen hat.
Kommen wir nun aber zur wirklich indiskutablen größten Fehlentscheidung der Entwickler: Das Ausblenden des Interfaces! Monkey Island 1 baut in dieser Version auf Scumm v5 auf, bekannt aus Monkey Island 2 oder Indy 4. Es gibt also 9 verschiedene Möglichkeiten der Interaktion mit der Umgebung. Sowas ist inzwischen komplett aus der Mode geraten im Adventuregenre, man braucht nur 2 Knöpfe, einen zum Benutzen, den anderen fürs Anschauen. Aber da die Special Edition das direkte Wechseln zwischen der modernen und der klassischen Variante unterstützt, muss auch die neue Variante trotz aller moderner Konventionen genau diese 9 Möglichkeiten unterstützen und daran scheitert eben diese Version. Da das Interaktionsmenü nicht mehr direkt on screen ist, muss man das umständlich über einen extra Knopf (v oder Strg) aufrufen und für das Inventar gilt auch noch das selbe (i oder Alt). So werden Rätsel, die ein bestimmtes Timing verlangen (Grog zum Gefängnis, die Möwe und der Fisch) einfach extrem viel schwerer, auch wenn es so scheint, dass das Timing leicht runtergesetzt wird. Trotzdem werden so Inventarkombinationen ungemein schwerer, besonders da der Scummbefehl beim drücken der Interaktionsleiste wieder zurückgesetzt wird, was gerne mal passiert. So empfehle ich bei Rätseln, die das Inventar stark frequentieren in den klassischen Modus zu wechseln.
Fazit: Das Spiel ist immer noch eines der allerbesten Adventures, dass es gibt. Jedoch ist meiner Meinung nach die neue HD Version ein eher schlechtes Remake, da es weder die aktuellen Grafikmöglichkeiten bietet (siehe heutige 2,5 Adventures wie Book of unwritten tales oder Whispered World) noch dem heutigen Spielkomfort genügt, grade in der HD Version, die maximal mit Xbox Pad halbwegs erträglich ist.
Grafik: 3
Sound: 1+
Spielstory: 1
Bedienung: 4 (nur wegen möglichen Wechsel in den klassichen Modus)
Rätseldesign: 1+
Spielmotivation: 2 (Einbußen wegen Grafik und Bedienung.