Hier kommt ein Exklusivbericht von gestrigen Konzert.
Nach einer kurzen Bahnfahrt und Laufstrecke hatten wir ohne Probleme das WDR Funkhaus in der Kölner Innenstadt gefunden. Gegen halb 8 hatten sich schon eine ganze Menge an Musikfreunden und Freaks zusammengefunden um auf den großen Meister und das Konzert zu warten. Der erste, den ich von weitem sah lief mit einem Giana Sisters Spiel durch die Gegend um es sich persönlich signieren zu lassen, einige andere hatten Giana Sisters und Turrican T-Shirts an, einige wenige kamen mit Anzug und der Großteil lief in Durchschnittslook bzw. in Gammelklamotten. Kurze Zeit später kam auch Hülsbeck samt Begleitung (den ich ehrlicherweise nur mit Hilfe meiner Begleitung erkannte) in Anzug, Krawatte und Rucksack!!! Zwar hatte ich gehofft, dass er in seinem Rucksack einige Originalspiele zum verschenken hätte, aber meine Hoffnung wurde bitter enttäuscht.
Kurze Zeit später kam der Einlass. Das wichtigste bei einem Konzert ist dann immer die Suche nach einem WC. Die Suche entpumpte sich als Glücksfall, da gerade zufällig auch Hülsbeck das stille Örtchen besuchte. Die Chance ließ ich mir nicht nehmen einen kleinen Smalltalk zu halten, von kultboy.com zu erzählen und ob er nicht Lust auf ein Interview hätte. Er war nicht abgeneigt, meinte aber, dass man ihm öfter Mails nachschicken müsste, da es manchmal bei seinen zahlreichen Fanmails untergehen könnte – einige erinnern sich vielleicht noch, dass ich schon einmal den Kontakt zu Hülsbeck suchte, aber meine Mail nicht beantwortet wurde. Nach dem Toilettengang kam schon das nächste Highlight. Ich bat den Meister um ein Foto – natürlich extra nur für kultboy.com. Für mich hat Hülsbeck durch diese kleinen Gesten (auch Autogramme zwischendurch) gezeigt, dass er sich wirklich für seine Fans Zeit nimmt und zwar gegen seine Gewohnheit(er soll ziemlich bescheiden sein und meidet die Medien). Eine kurze Wartezeit mussten wir noch überstehen, und in der Zeit lernte ich jemanden von Radio Paralax kennen. Auch der Smalltalk war ganz angenehm und er freute sich besonders, dass jemand Radio Paralax.
Nun aber zum Großereignis, das Konzert. Die Verkündigung der Live Übertragung war der nächste Höhepunkt, da es das erste Spielekonzert weltweit war, dass per Internet und Radio übertragen wurde. Als erstes kam der Philharmonische Chor aus Prag, gefolgt von WDR Runfunkorchester, und zum Schluss natürlich Arnie Roth, der Dirigent. Hülsbeck saß ganz vorne bei den Zuschauern dabei, um das Spektakel hautnah zu erleben. Auch die Gastarrangeure saßen auf den oberen Rängen, ohne die das Ereignis nicht stattgefunden hätte; nämlich Yuzo Koshiro, Takenobu Mitsuyoshi, Adam Klemens und Jonne Voltonen. (ich meine aber, dass einer von den vieren nicht anwesend war, ich glaube Adam Klemens, bitte da um Korrektur).
Das fast ausverkaufte Konzert (ganz wenige Plätze waren nicht besetzt)begann mit der „Opening Fanfare“ zu Grand Monster Slam. Schon hier konnte man ein ersten Eindruck erhalten, dass das Orchester viel Zeit investiert hat, um den Zuhörern ein besonderes Event zu bieten. Dann betrat Matthias Opdenhövel die Bühne um das Publikum zu begrüßen. Im Laufe des Konzerts gab es einige kurze Kommentare zu den folgenden Werken mitsamt Entstehungsgeschichte. Dabei ließ er sich nicht nehmen, selbst den Meister persönlich mal satirisch anzugreifen. Mit viel Humor gewürzt fand ich seine Erläuterungen von der Länge genau richtig, man hatte das Gefühl, er hätte seine Hausaufgaben gemacht. Allein dafür schon mal ein sehr gut.
Die nächsten Werke waren X-Out, Jim Power und Tower of Babel. Jedes einzelne Werke war für sich gut gespielt, allerdings fand ich die Auswahl missglückt. Alle drei Werke hatten eine langsame Einleitung, gerade bei Jim Powers für mich unverständlich, wodurch eine kleine Monotonie entstand. Ich habe in dieser Phase ehrlich gesagt öfter gegähnt. Hatte noch X-Out einen gewissen Reiz, so war Jim Powers doch langweilig arrangiert. Zu langsam gespielt, die Streicher vermittelten einen Eindruck, als würde es sich um ein Liebeslied handeln, was durch eine andere Instrumentierung nicht der Fall gewesen wäre nein ganz ehrlich, für mich war es mit das schwächste Werk. Tower of Babel hatte wirklich das Problem an diese beiden Stücke angereiht zu sein, vom Klang her war es aber bis zu diesem Zeitpunkt das beste Werk.
Dann kam der zweite Block des ersten Teils mit einer ganz schwachen Leistung des Pianisten Jari Salmela. Der Flügel stand mitten im Orchester hinter den Cellis, der Deckel war zu, wodurch die ganze Turrican Suite ein wenig dumpf klang. Dafür konnte der gute Mann ja nur teilweise etwas, aber erste Unsicherheiten zu Beginn, langweiliges Gespiele im Nachhinein und ein unglaublich schneller Abgang nach seiner Darbietung wären für mich ein Grund im eine schlechte Note zu geben. Dass er auch noch nicht mal auswendig gespielt hat zeigt mir persönlich, dass er sich nicht sonderlich darauf vorbereitet hat. Ein klares mangelhaft minus.
Gem’X hatte einen gewissen Charme und die Orchestrierung zu Apidya mit ihrem voluminösen Chor mit japanischem Text machte dann doch Appetit auf mehr.
Alles in allem war ich vom ersten Teil enttäuscht, irgendwie klang vieles gleich und ich hatte mich schon mit dem Fazit abgefunden, dass man einen Synthesizer nicht durch ein Orchester ersetzen konnte.
Der zweite Teil nach einer 20minütigen Pause war aber das genaue Gegenteil. Ein Highlight nach dem anderen kam, beginnend mit R-Type. Licht am Ende Tunnels überzeugte mich durch seine Orchestrierung und war das emotionalste Werk am heutigen Abend. Die Giana Sisters Suite hatte nix von ihrem 20 jährigen Charme verloren und war durch ihr swingbetontes Arrangement eine klasse Abwechslung und Bereicherung. Der zweite Block begann mit meinem persönlichen Highlight, dem Soundtrack zu Tunnel B1. Rony Barrak zauberte auf seiner Darbuka Klänge, die man nur selten bei Konzerten zu Gehör bekommt. Ein langes Solo mit unglaublicher Fingerfertigkeit – man konnte nicht mehr die rechte von der linken Hand unterscheiden – leitete dann das Hauptthema zum Tunnel B1. In diesem Werk zeigte sich auch die Reife Hülsbecks, denn wie kein anderes Werk danach war das von der Orchestrierung am besten gelungen. Ein sehr gut plus plus an Barrak und Co.
Symphonic Shades überzeugte durch sein Orchester und den Einsatz eines Synthesizers, für mich das zweite ganz große Highlight an dem Abend. Auch wenn ich das Gefühl hatte, der Synthi sei ein wenig zu laut gewesen soll das den Gesamteindruck nicht schmälern. Top kann man nur sagen. Die Karawane der Elefanten war eine Weltpremiere, ein gutes Werk, doch fand ich es ein wenig deplaziert. Man konnte sich als Zocker mit diesem Werk nicht identifzieren.
Zum Schluss sollte das eigentlich Hightlight, das Main Theme zu Turrican 2, erklingen – für mich wurde es ein zweites Debakel, an dem wiederum Jari Salmela beteiligt war. Der Flügel wie immer dumpf und klanglos ging bei diesem Klavierkonzert total unter. Die meiste Zeit konnte ich das Klavier nicht wahrnehmen, sah nur die Mühe, die sich der Pianist gab. Das Stück an sich hatte die längste Zeit kaum was mit dem Turrican aus meiner Zeit zu tun, dazu waren die Themen einfach zu schlecht umgesetzt und die Idee, es als klassisches Konzert wiederzugeben tat ihr übriges hinzu.
Das tat dem Konzert aber keinen Abbruch, denn es gab Standing Ovations bis die Hände rot waren und der Dirigent uns zum Gehen aufforderte, da bald ein zweites Konzert beginnen würde. Diese Standing Ovations hatten sich fast alle redlich verdient, denn unter dem Strich war es ein klasse Abend, den ich noch lange in Erinnerung haben werde. Ich freue mich schon auf die Live CD.