Nun denn, ich entscheide mich für Ceaucescu. Und zwar nur aus dem einen einzigen Grund, dass ich die
Bilder seiner Hinrichtung damals, an den Weihnachtsfeiertagen 1989, als Zehnjähriger mit der Familie bei den Großeltern im Fernsehen sah und davon nachhaltig beeindruckt war. Damals war es für mich schwer zu verstehen, warum man jemanden in den Kopf schoss und das dann auch noch in den Nachrichten zeigte. Oder warum Leute deshalb jubelten. Dieser Moment, wie er da an dieser Mauer lag, mit dem gelblichern Gesicht (wobei die Farbe eher der schlechten Bildqualität zuzuschreiben sein dürfte), hat sich mir bis heute stark eingeprägt.* Und auch wenn hier vielleicht Gleiches mit Gleichem vergolten wurde oder man darüber diskutieren kann, ob er es verdient habe, ist es immer ein merkwürdiger, unwirklicher Moment, wenn ein Mensch stirbt - vor allem, wenn es durch die Hand eines anderen Menschen geschieht.
Rückblickend erscheint der ganze "Prozess", der ihm und seiner Frau in diesem kargen Raum mit nackten Wänden und den einfachen Holzbänken, in knappen Sätzen gemacht wurde und wie man sie mit groben Stricken band, unter Gerangel und Geschrei vor die Tür schubste und dann postwendend nieder schoß, derart mittelalterlich und weit weg, dass man kaum glauben mag, dass der Ort, wo sich das abspielte, heute, rund zwanzig Jahre später, EU-Mitgliedsgebiet ist.
*persönlicher Bezug hergestellt = 100 Punkte extra?