Ich hab die Neuromancer-Trilogie nun durch, und ich muß gestehen: So restlos überzeugt hat mich das nicht. Es mag sein, dass ich die Romane 10-20 Jahre zu spät gelesen hab, so daß ich manche Möglichkeiten eher kritisch gesehen habe, gestört hat mich jedoch u.a. auch, dass manche Handlungsstränge irgendwie - wie soll ich sagen - so "impliziert" beschrieben wurden. Auf einmal ist was passiert, aber was genau, das darf man sich dann aus den aussagen der kommenden Kapitel zusammenreimen. Dazu dieser Voodoo-Quatsch, das war gar nix für meine zarten Augen.
Ich fand gut, daß die drei Romane, die ja eigentlich inhaltlich nicht wirklich zusammenhängen, dennoch immer wieder Rückbezug auf die jeweils 8 Jahre in der Vergangenheit liegenden Ereignisse nahmen. Ebenfalls war auch hier eine "technische Weiterentwicklung" zu sehen, was ich auch begrüßt habe (was der Autor von 1984 bis 1988 wohl an Fortentwicklungen gesehen hat und diese dann weiter abgeleitet hat...?). So z.B. dass erst alles nur per Kabel funktioniert, die Stim-Einheiten nachher aber auch "wireless" funktionieren.
Dennoch: dieser Roman mag manche Voraussage bzw. Inspiration zu gewissen Trends gesetzt haben, aber da habe ich vor 10 Jahren schon besseres gelesen. Ich würde aus heutigem Gesichtspunkt nicht mal sagen, dass es für den angehenden Retrologen Pflichtlektüre ist. Faszinierend ist aus heutigem Kenntnisstand doch eher, was davon bereits umgesetzt wurde und was nicht. Wobei Neuromancer nicht schlecht ist. Vor 30 Jahren bahnbrechend, möglicherweise, aber schlecht gealtert.