Har har, aktuelle Horrorgeschichte zum Thema Doping:
Gestern habe ich einen alten Kumpel getroffen, der schon seit vierzehn Jahren Radrennen fährt und wir haben uns unter anderem auch über seinen Sport unterhalten.
Irgend jemand in der Runde fragte ihn, wie es denn mit Doping bei ihm aussähe und er erzählte, dass bereits im Jugend-Kader der Nationalmannschaft jeder ein Köfferchen gereicht bekäme, in dem allerlei Medikamente zu finden seien, um Krankheiten zu verhindern etc.
Sobald er aber in den Junioren-Kader kam, wurde wohl jedem ein Koffer (er meinte das wörtlich!!) voller Präparate gegeben. Vieles darin waren wohl nur Medikamente, allerdings teilweise auch mehr oder weniger legale Aufputschmittel und einige Ampullen und Pillen wurden wohl realtiv kommentarlos dazu gepackt. Es wurde nicht gesagt, worum es sich dabei handelt, nur dass man das Zeug am besten zwei Wochen vor dem Wettkampf wieder absetzen soll.
Weil er allerdings kein Freund des Dopings ist, ließ er das Zeug von einem Arzt (nicht den Sportmedizinern des Kaders) untersuchen und der meinte, er solle die Finger davon lassen, weil das Hormonpräparate seien.
Als er seinem Trainer ankündigte, die Mittelchen nicht zu nehmen, wurde ihm nahegelegt, das lieber doch zu tun, weil es ansonsten seiner Karriere schaden könnte. Nach einem Trainingslager wurden dann Bluttests durchgeführt und zwei Fahrer (einer davon mein Freund), die ihre Hormonpräparate nicht genommen hatten, wurden aus dem Kader geworfen. Bei den anderen hätten sich übrigens teilweise enorme Leistungssteigerungen ergeben.
Das ist doch der absolute Abschuss, oder?
Dass das Doping weit verbreitet ist, war mir klar. Dass man aber schon aus den Teams geworfen wird, wenn man nicht dopt, stellt selbst meine kühnsten Erwartungen in den Schatten - und das sogar schon bei Juniorenfahrern, bei denen es noch nicht um wirklich viel Geld geht.
Die Verbände (also in seinem Fall der badische und der deutsche Radsportverband) stecken da wohl weniger mit drin. Von denen kommt angeblich lediglich die Ansage: "Tut, was ihr nicht lassen könnt, aber wenn ihr beim dopen erwischt werdet, fliegt ihr aus der Mannschaft". Die Trainer und die Ärzte (Hippokratischer Eid?) wissen aber nicht nur davon, sondern forcieren die Einnahme illegaler Mittel sogar noch.
Auf die Frage, wie es denn bei der Tour de France aussähe, meinte er nur, dass er sicher ist, dass jeder von denen in einem gewissen Rahmen dopt, ganz egal, was er in der Öffentlichkeit erzählt. Wer sich jetzt wirklich die absoluten Hammerpräparate einfährt und wer eher angeborenes Talent hat konnte er natürlich auch nicht sagen, aber schätzt Ullrich als sauberer ein, als z. B. einen Lance Armstrong.