UFC 141 Hauptkampf. Da brandaktuell:
******Spoiler-Warnung!!******
Ok, Overeem also. Wie ja auch schon von 90 % der Beobachter erwartet.
Ein furioses Aufeinanderdonnern zweier Urgewalten, wie die Vorschau und auch die physischen Daten der beiden Kontrahenten es einem vielleicht vormachten, war es ganz und gar nicht. Leider war es auch kein Kampf von sonderlich langer Dauer. Beide schienen durchaus einen gewissen Anfangsrespekt vor dem anderen zu haben. Lesnar fing eigentlich gut an, zeigte die erste Initiative, angesichts gleich des ersten Lowkicks dachte man, er würde sich womöglich richtig versiert präsentieren. Overeem hatte sogar sehr früh bereits einen Cut über dem rechten Auge.
Allerdings war schon nach der ersten Attacke Overeems klar, wie es ausgehen würde. Da waren ein, zwei Kniestöße zum Körper und eines davon, man sah es in der Zeitlupe gut, war gleich ein echter Volltreffer in Richtung Leber. Und von Olle Overeem ein Knie in den Ranzen zu bekommen, das muss man erstmal wegstecken. Ab dem Zeitpunkt war Lesnar fast nur noch im Rückwärtsgang und wirkte dabei schon fast ängstlich. Seine Konterversuche während des Zurückweichens waren absolut halbherzig.
Insgesamt war zu spüren, dass Lesnar sich im Stand einfach unwohler fühlt als Overeem, wohlwissend um dessen Überlegenheit. Nachdem Overeem dann auch noch den Takedownversuch Lesnars recht souverän abwehrte, steigerte sich dessen Auftreten bis hin zu einer gewissen Rat- und wohl auch Mutlosigkeit. So konnte der Holländer dann auch schon recht bald einen Seitkick zur Leber ins Ziel bringen, von dem Lesnar sich dann nicht mehr erholte. Die Schläge im Folgenden waren eher obligatorisch, der Abbruch durch den Ringrichter und somit der Technische KO für den Amerikaner unvermeidlich.
Letzten Endes hat der Bessere gewonnen. Physisch etwa gleichauf stellt Overeem darüber hinaus einfach das überzeugendere Komplettpaket dar. Zwar hätte ich Lesnar durchaus einen Lucky Punch zugetraut, konnte er doch in vorherigen UFC-Kämpfen seine Gegner mit wirklich harten Schlagtreffern überraschen.
Schwer zu sagen, inwieweit die Erkrankung des ehemaligen Wrestlers wirklich eine Rolle spielte; Tatsache ist jedenfalls, dass drei Kämpfe in zweieinhalb Jahren sehr wenig sind und er nach der über einem Jahr zurück liegenden Niederlage gegen Velasquez keine Möglichkeit hatte, mittels eines Kampfes gegen einen schwächeren Gegner wieder aufgebaut zu werden. Wobei es ja genau das ist, was mittlerweile so viele Zuschauer an der UFC oder dem K1 gegenüber dem klassischen Boxen so schätzen: Es treten wirklich immer nur die Besten der Besten gegeneinander an, kein Verhauen von Fallobst. Dafür enden die Höhenflüge im MMA oft schon wieder nach kürzester Zeit.
Dann nach über einem Jahr, mit einer schweren Niederlage im Hinterkopf gleich gegen einen Mann wie Overeem in den Käfig steigen zu müssen, das ist schon eine Hausnummer. Hätte er allerdings mehr Kämpferherz gezeigt, der Brock Lesnar, dann hätte er auch den oben angsprochenen Lucky Punch landen oder einen erfolgreichen Takedown ansetzen und das Blatt wenden können. Ich hatte das Gefühl, dass er es nicht zu 100 % wollte und sich im Vorfeld zu sehr von den Prognosen beeindrucken ließ, dass ihm der Druck insgesamt zuviel war. Seine Sätze nach dem Kampf, dass er mit seiner Familie schon über die Zeit nach dem Oktagon gesprochen habe, belegen das. Wer unbedingt gewinnen will, der blendet die Möglichkeit einer Niederlage rigoros aus. Es darf keine Option sein. Kämpfe gehen zu einem ganz großen Teil schon im Kopf verloren.