Und fertig...
Nun, so richtig glücklich bin ich nicht mehr. "Und dann gab's keines mehr" hat hinten raus doch ganz schön viele Mängel, welche nun gnadenlos aufgedeckt werden.
Da viele dieser Ungereimtheiten mit Spoilern einhergehen, werde ich sie wieder etwas
einfärben.
Kurz zur Story: Ein geheimnisvoller Mensch namens U.N. Owen, läd sich eine illustre Gesellschaft von 8 Gästen auf eine Insel. Zusammen mit dem Butler und dessen Frau sind das unsere "10 kleinen Leichtmatrosen", wie es nun neuerdings heißt. Die Zehn kennen sich untereinander nicht, haben aber alle eines gemeinsam - alle hatten in der Vergangenheit mindestens einen Menschen auf dem Gewissen, konnten von der Justiz aber nicht bestraft werden. Dies hat sich nun Mr. U.N. Owen auf die Fahne geschrieben und bringt einen nach dem anderen, immer strikt nach dem bekannten Kinderreim („…da waren es nur noch 6“), um die Ecke. Etwas hat der gute Mr. Owen aber nicht eingeplant - bzw. jemanden - uns nämlich, den Spieler. Wir sollten ja eigentlich nur die Leute auf die Insel bringen und wieder abhauen, aber einer der Gäste sabotierte das Boot, und so sind auch wir plötzlich gefangen auf der Insel und Teilnehmer – um nicht zu sagen Hauptakteur des ganzen Spiels…
Soweit die Geschichte und nun zum Spiel selber. Fangen wir erstmal mit den positiven Sachen an. Grafik, Sound und Bedienung sind wie von der "Adventure Company" gewöhnt erstklassig. Speziell die Insel um das alte Herrenhaus ist furchtbar düster und gruselig gehalten, das Haus selber ist liebevoll eingeräumt und warm gezeichnet. Einzig die Charaktere sind mitunter misslungen. Die Sekretärin z.B. sieht ganz furchtbar aus. Die unaufdringliche Klaviermusik im Hintergrund ist nicht immer passend, lässt sich aber abstellen. Die deutsche Lokalisation ist sehr gut gelungen, die Stimmen passen gut zu den Akteuren und ich habe nur eine Stelle gefunden, wo auf einmal der englische Originalton zu hören ist. Die Steuerung ist die eines klassischen Point’n’Klick - Adventures. Etwas gewöhnungsbedürftig ist jedoch, dass man Gegenstände im Inventar über einer „Zusammenfügen/Auseinandernehmen“ Maske kombinieren oder eben zerlegen muss.
Und damit sind wir auch schon bei den negativen Dingen. Fangen wir erstmal damit an, dass man die Dialoge (anders z.B. als die Zwischensequenzen) nicht abbrechen kann. Da die Figur des Spielers sich bei der Suche im Haus des öfteren mal wiederholt und bei den vielen Verhören in jedem Kapitel jeder Person die selben Fragen stellt, ist das schon ziemlich lästig. Dann hat die Story doch ziemliche Aussetzer bekommen. Zwischensequenzen platzen unvermittelt und unpassend zu eben behandelten Themen hinein. Dann ist das Rätseldesign ziemlich durchwachsen. Einerseits sehr logisch, reißen diverse Aussetzer das gute Bild immer wieder ein.
Wie kommt man z.B. darauf, eine Luftpumpe für ein Schlauchboot in der Erde zu verbuddeln? Und das Schlimmste ist ja, dass man z.B. Rätsel lösen kann, die gar nichts mit der eigentlichen Lösung zu tun haben. Beispiel:
Aus einer alten Sturmlaterne, einem Gartenschlauch und ein bisschen Tabak, bauen wir uns eine Räucherlampe. Die benutzen wir auf einen Bienenstock, um die Bienen ruhig zu stellen. Wir können den Stock öffnen, nehmen uns eine Wabe heraus, kombinieren diese mit einem Barmixer, den kombinieren wir mit einem leeren Glas und erhalten ein Glas Honig. Toll, oder? Problem ist nur – wir brauchen im ganzen Spiel kein Glas Honig! Wir brauchen auch kein Radio, kein Funkgerät und keinen Fallschirm. Der Fallschirm trägt uns nämlich nur einige Meter ins Wasser, wir landen auf einer Boje und von dort bringen wir einen Marinesender wieder mit auf die Insel. Wir benötigen diesen Mariensender aber von diesem Punkt an bis zum Ende nicht mehr. Der ganze Fallschirmplot ist also reine Zeitverschwendung. Und das man in einem Adventure auch mal unnötige Sachen einsammelt, da gehe ich ja noch mit. Aber was soll dieser Quatsch mit den ausgelegten Karten und Rätseln? Sie haben für das Spiel keinerlei Bewandtnis.Nicht viel besser sieht es mit dem Spielfluss aus. Um ins jeweils nächste Kapitel zu springen, ist es mal nötig mit einer gewissen Person zu reden, mal muss man mit allen Personen geredet haben und mal muss man eine bestimmte Sache gemacht haben. Aber nun krieg mal raus, was man auf einer Insel plus Haus plus Keller mit insgesamt bestimmt 40-50 Locations nun genau machen soll, damit das Spiel weitergeht? Zumal es durchaus vorkommen kann, dass plötzlich Gegenstände auftauchen, die vorher nicht da waren. Einmal lief ich ne halbe Stunde auf der Suche nach dem letzten Gesprächspartner wie blöde durch die Gegend und fand ihn schließlich auf der Toilette im Zimmer des toten Butlers und seiner Frau. Nee, das kann alles schon sehr frustrieren. Die Suche nach einem Gegengift, habe ich dann auch mit einem Blick in die Lösung abgebrochen.
Wie soll man auch darauf kommen, dass das Fläschchen nicht irgendwo im Haus steht, sondern plötzlich in der Nähe der Bienenstöcke im hohen Gras liegt…Die größte Enttäuschung gab’s dann aber zum Schluss. Nicht nur das die letzte Szene mit Mr. Owen an Albernheit kaum zu überbieten ist, auch die Ankündigung, es gäbe verschiedene Enden, je nachdem wie man sich im Spiel verhält, entpuppte sich in meinen Augen als Luftblase. Ja, es gibt 4 verschiedene Enden, aber auch nur insofern, ob man die Insel alleine verlässt, zusammen mit Opfer A oder zusammen mit Opfer B oder zusammen mit Opfer A und B. Am Täter ändert sich nix und um NICHT mit A und B zusammen das Ende zu erleben, bedarf es schon einer ziemlichen Schlafmützigkeit. Wenigstens belohnt das Spiel auf Wunsch am Ende noch mit dem originalen Ende, so wie es Agatha Christie damals in ihrem Roman geschrieben hat.
Tja, soweit. Wie gesagt, was wirklich schön beginnt, endet am Ende in einem ziemlichen Ärgernis. Für Krimifans, die endlich mal nen AC-Krimi nachspielen wollen, kann man das Game empfehlen, aber alle anderen sollten lieber zu einem der Sherlock Holmes Spiele greifen.
Ich hab mir überlegt für die Adventure-Reviews hier so ne Art Wertung einzuführen. So für den Gesamtüberblick. Ich favorisiere das Schulnotensystem mit folgenden Punkten:
Grafik: 2+
Sound: 1-
Spielstory: (ohne Wertung. Originalstory bekäme ne 1, für dieses Spiel nur ne 4)
Bedienung: 2
Rätseldesign: 3-
Spielspaß gesamt: 4