Und weiter gehts mit
Keepsake.
Ein schwieriger Fall. Kaum ein Spiel, das ich gespielt habe, vereinigt soviel Licht mit soviel Schatten. Mal sehen was ich draus mache...
Zur Story: Die ist ganz passabel. Die junge Lydia hat ihren ersten Schultag an der "Dragonvale-Akademie", einer Magieschule. Doch statt hunderter Schüler und ihrer besten Freundin Celeste, erwarten sie nur verschlossene Türen. Als sie diese öffnen kann, findet sie sich alleine in der riesigen Schule wieder. Die Studenten und die Lehrer sind wie vom Erdboden verschluckt. Lediglich der sprechende Wolf Zak, der behauptet ein Drachen zu sein, der von Studenten verzaubert und eingesperrt wurde, kreuzt ihren Weg. Zu zweit machen sich die beiden nun auf, das Geheimniss um die "Dragonvale-Akademie"zu lüften...
Fangen wir mal mit dem schönsten an - die Grafik! Leute, DAS ist Grafik! Mir fällt nur die Bezeichnung "bombastisch" ein. Während man Lydia in der klassischen Point'n'Click Optik durch die zahlreichen Hallen, Flure und Zimmer bewegt, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Mit wieviel Liebe zum Detail die Grafiker hier gearbeitet haben, ist einfach grandios. Es tut einem manchmal in der Seele weh, dass man durch die meisten Screens nur durchrennen brauch, weil die Wege durch die Akademie doch meist recht weit sind. Denn, ob Vorteil oder Nachteil - die Akademie ist riesig. Im oberen Teil helfen einem Teleporter um von einem Punkt zum nächsten zu kommen. Diese "Flüge" werden in kurzen Videosequenzen dargestellt, welche die Größe des Bauwerks nochmal eindrucksvoll belegen.
Der Sound ist dann aber schon der erste Punkt zum kritisieren. Während die Musik noch schön seicht dahinplätschert und die Umgebungsgeräusche perfekt eingespielt sind, sind die Personen doch leider etwas liebloser behandelt worden. Lydia z.B. hat zwar eine professionelle Stimme abbekommen (
Maja Sommer), aber die anderen Personen, die einem in der Schule oder in Visionen so begegnen, leiern ihren Text manchmal doch sehr lieblos daher. Auch stimmt auffällig oft die Betonung nicht - meiner Meinung nach. Dann hat mich auch sehr gestört, dass Lydia's Schrittgeräusch immer gleich klingt, egal ob sie die riesige Eingangshalle durchschreitet, über Holzdielen läuft, oder durch den Wald rennt. Immer macht es nur klack, klack, klack. Und das schlimmste ist - wenn man einmal kurz Zak spielen muss, machen dessen Schritte genau das gleiche klack, klack, klack.
Die Rätsel sind auch so ein zweischneidiges Schwert. Klassische Rätsel hat man gar nicht zu lösen - man sieht sich eigentlich ständig nur magischen Rätseln gegenüber - sprich Logikrätseln. Diese sind zwar abwechslungsreich und wirklich gut ausgedacht - aber auch sauschwer. Jedenfalls für einen Logikrätsel-Heinz wie mich. Da haben die Entwickler aber mitgedacht und ein Hilfesystem entwickelt, dass sich wirklich sehen lassen kann - und tödlich ist für das Spiel. Man kann sich nämlich für fast jedes Rätsel 4 Tipps geben lassen. Die ersten beiden sind eigentlich immer Pflicht, um erstmal zu verstehen, was das Rätsel eigentlich darstellen soll. Der 3. Tipp gibt dann die Lösung zur Hälfte preis und der 4. Tipp ist dann die Lösung selber. Ich gestehe offen, dass ich mir doch gut 6-7 Mal die Lösung geben lassen musste - und somit ist die Motivation die Rätsel zu lösen natürlich bißchen dahin. Da muss jeder selber mit sich klarkommen...
Sehr gut und innovativ fand ich jedoch, dass man sich auch beim Durchstöbern der Akademie helfen lassen konnte. Im Sinne von "Was muss ich denn jetzt als nächstes tun?" kann man ein Fragezeichen anklicken. Und man bekommt in Bildern gezeigt, wo man als nächstes hin sollte und was man dort machen muss um weiter zu kommen. Das hat mir sehr gefallen, rannte man doch so nicht unwissend durch die Gegend, sondern hatte immer ein klares Ziel.
Tja, so ist das. Ein klassisches Adventure ist es nur von der Grafik her, sonst erinnert es eher an "Myst". Die Story entwickelt sich geschmeidig voran, dass Interesse voranzukommen bleibt eigentlich relativ hoch. Am Ende wurde es alles ein wenig sentimental, da war ich kurz davor zu behaupten, dass Spiel wäre als Adventure für Mädchen und Frauen entwickelt worden. Empfehlen kann ich das Spiel daher eigentlich nur all denen, die gerne mit Schaltern, Zahnrädern, Diagrammen, Gewichten und natürlich Zettel und Stift arbeiten. Wer den Schlüssel unter dem Türvorleger suchen will, ist hier definitiv falsch. An der "Dragonvale-Akademie", werden die Türen mit Magie geöffnet. ;)
Grafik: 1+
Sound: 3
Spielstory: 2
Bedienung: 2
Rätseldesign: ohne Bewertung (siehe oben)
Spielmotivation: 2-4, je nachdem, wie man mit den Rätseln klar kommt...