Und weiter gehts.
Die letzten Tage im ausführlichen Test:
REPROBATES, das neuste Werk aus dem Hause "Future Games", die mit BLACK MIRROR und NIBIRU bereits zwei sehr gute Adventure präsentierten. Leider stimmt beim jüngsten Kind der kleinen Schmiede aus Tschechien nicht alles, so dass ich doch etwas zweigeteilt bin. Aber der Reihe nach...
Wir spielen den jungen Adam Reichl. Adam Reichl stirbt im Jahre 2007 bei einem Autounfall. So sehen wir es jedenfalls im Intro und dies ist auch das Letzte, an dass sich Adam erinnern kann. Doch Adam wacht auf einer kleinen, kargen Insel auf - in einem noch kleineren, kärgerem Wohncontainer. Insgesamt 10 solcher Container stehen auf der Insel, die alle mehr oder weniger bewohnt sind - von Menschen die 2001 im World Trade Center arbeiteten, die 2004 in Thailand tauchen waren, die 1972 mit ihrem Flugzeug plötzlich in Turbulenzen gerieten, oder die 2020 bei einer Party in einer Skihütte plötzlich ein lautes Donnern hörten - kurz... lauter Menschen die eigentlich tot sein müssten. Sie alle sind gefangen auf dieser Insel, schlafen alle gleichzeitig ein wenn der Glockenturm oben auf der Klippe dreimal läutet, alle haben Albträume während sie schlafen - und immer wieder verschwinden welche, für die dann neue "Tote" erscheinen...
Soweit grob die Story. Klingt interessant? Das will ich wohl meinen. Doch leider gerät das Tüfteln an dieser guten Geschichte recht schnell zur Geduldsprobe. Das Ganze spielt sich nämlich zäh wie Leder. Dies liegt zum einen an den (für Adventures) exorbitanten Ladezeiten. Nicht nur das vom Anklicken des Desktop-Icons bis zum ersten Klick in der Spielwelt locker 3-4 Minuten vergehen können, auch das Agieren in der Selben ist sehr schnell sehr ermüdend. Von einem Screen zum nächsten bleibt der Bildschirm gerne erstmal 5-6 Sekunden schwarz. Dann rennt der gute Adam nur sehr unwillig, was vorallem deswegen nervt, weil der gute Adam ziemlich viel zu rennen hat. Wir sind nämlich ständig am Laufen - von A nach B, zu C, wieder nach A, zurück zu C, ab zu D, nochmal nach A, nochmal nach C, wieder nach B und dann wieder nach A. Das stört nicht nur - es nervt.
Nervend und zeitverschlingend ist auch etwas, dass eigentlich ziemlich nobel und dekadent für ein Adventure ist - jede Kletter-, Treppensteig-, oder Klippenspringanimation ist für jeden Screen und jede Leiter, Treppe, Klippe separat erstellt worden. Das sieht einerseits perfekt aus, da die Füße wirklich IMMER korrekt auf den Sprossen, Stufen usw. stehen, raubt aber ne Menge Zeit, weil sich Adam vor jedem dieser Objekte erstmal korrekt positionieren muss. Da wird sich gedreht, eine Schritt zur Seite gemacht oder zwei Schritte zurück, dass es nicht mehr feierlich ist. Und dabei unterstützen diese jeweiligen eigenen Animationen nur, was auch recht schnell klar wird - REPROBATES sieht wirklich erstklassig aus!
Zugegeben, die Insel sieht stellenweise etwas trostlos aus - aber die Insel ist ja auch trostlos. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, haben sich die Programmierer hier aber was besonderes einfallen lassen. Jedes Mal wenn wir aus unserem Schlaf wieder aufwachen (sprich wenn ein neuer Tag angebrochen ist), sehen wir die einzelnen Abschnitte der Insel aus einer anderen Perspektive. Leute mit schlechter Orientierung müssen also jedes Mal ne neue Insel erkunden - quasi. Aber wenn man weiß wo welcher Container steht, kommt man ganz gut klar. Eine wahre Augenweide wird REPROBATES bei den Träumen, die man ja direkt agierend erlebt. Hier sind die Screens wirklich abwechslungsreich, voller Details und mit viel Liebe gezeichnet. Ausgezeichnet sind auch die Modelle der über 20 verschiedenen Charaktere. Die hier verwendete Enginge hat da wirklich einiges zu bieten, so dass die Bewegungen der Figuren wirklich lebensecht aussehen und die aufgelegten Texturen sehr detailiert und realistisch sind. Das geht bis zu Bartansätzen bei den Männern nach drei Tagen und dreckigen Beinen bei Vielwanderern nach fünf Tagen. Frauen mit langen Haaren tragen auch gerne mal ihre Frisur anders, je nach Situation. Und wie bei den Kletteranimationen sind auch die Animationen bei Gesprächen jeweils einzeln für jedes Gespräch erstellt worden. Die Mimik und Gestik passt immer haargenau zu den gesprochenen Sätzen, Aktionen und Emotionen. Das alles geht aber auch ganz schön an die Hardware - und wie bereits erwähnt, an die Ladezeiten.
Wo man ja eigentlich nie meckern kann ist der Sound. Auch REPROBATES macht da keine Ausnahme. Die Sprecher sind okay, die Soundeffekte üppig, Musik nicht bis selten vorhanden. Was überhaupt nicht passt sind allerdings wieder die Dialoge. Man, was da für ein Schwachsinn geredet wird mitunter. Ärgerlich vorallem z.B. auch wenn man selber anfängt über Sachen zu reden, die man noch gar nicht erlebt hat. Sowas gibt zumindest bei mir immer gleich Punktabzug. Dies alles trübt natürlich die sehr gute Grundidee der Story, auf deren Auflösung ich wirklich mal sehr gespannt war, weil da eigentlich so viele komische Dinge passieren die man niemals erklären könnte - denkt man. Aber (ohne zuviel verraten zu wollen, falls sich doch jemand das Spiel geben will) die Erklärung für die Vorgänge auf der Insel ist wirklich mal durchdacht und in der Tat auch irgendwo nachvollziehbar. Also die Story ist wirklich allererste Sahne...
Nicht erste Sahne sind allerdings wieder die Rätsel. Richtig gerätselt wird erstmal eh nur in den Träumen. Da machen die Rätsel dann auch durchaus Sinn und sind von "okay bis gehobenem" Schwierigkeitsgrad. Auf der Insel hat man es dann allerdings immer wieder mit den selben Hilfsmittel zu tun - Stöcken, Steinen, Gras. Das wird sehr schnell eintönig. Und obwohl jedem "Bewohner" der Insel jede Nacht all seine Habseligkeiten genommen werden, hat irgendein Bewohner immer zur Hand, was für ausser der Reihe dann doch mal gebraucht wird. "Einen Draht? Yoko hatte vorhin einen in der Hand." - "Nein, ich habe keinen Haken, aber Edwin hat einen Haken im Sand gefunden." - "Was brauchst Du, eine Vogelfalle? Hier nimm meine, die hab ich gerade gebastelt."... so oder so ähnlich. Das wirkt doch oft sehr an den Haaren herbeigezogen und arg konstruiert, aber gut - das Drehbuch war ja eh nicht die große Stärke der Entwickler...
Tja, so sieht das aus. Viel Licht, viel Schatten. Muss man es spielen? Sicher nicht. Aber wer über die negativen Punkte hinwegschauen kann bekommt ein sehr "schönes" Spiel mit einer wirklich sehr innovativen Story. Immerhin. Und den männlichen Spielern wird zusätzlich noch der ein oder andere spärlich bekleidete und gleichzeitig sehr ansehnlich modellierte Frauenkörper gezeigt - wie ihr an den Bilder ja erahnen konntet. Vielleicht ist das ja Motivation für manch einen...
Grafik: 1
Sound: 2
Spielstory: 1 (zählt man die 5 für das Drehbuch dazu, bleibt nur noch ne 3 als Durchschnitt...)
Bedienung: 4 (spielt sich einfach zu zäh und braucht definitiv zu lange)
Rätseldesign: 3 (siehe Text - mal so, mal so)
Spielmotivation: 2 (schwierige Note - Aufgrund der guten Story, die zumindest ich unbedingt aufgelöst sehen wollte, geb ich ein GUT - Spieler mit Ansprüchen an Spielfluß und Dialogen werden wohl eher nicht weit kommen...)