And now for something completely different: Schorsch Ringsgwandl - "Das Letzte" und "Trulla Trulla". Grandios!
Ich zitiere hier mal aus ciao: "Erster Eindruck: die Stimme paßt genau in das Bild, daß Ringsgwandl auf dem Cover von sich selber zeichnet. Schrill, unangepaßt, nicht ausgebildet, freaky, eine vokale Leadgitarre, in bayrischem Idiom sich ausdrückend. Die Songs sind von dieser Stimme dominiert, instrumentiert sind sie eher spärlich, in der Regel von Rockgitarre und Bass geprägt. Charakterisieren würde ich sie (laienhaft) als erdigen Rocksound mit einer Prise Volksmusik versetzt. Auf mich wirkt sie eher wie ein Klangteppich für Ringsgwandls Stimme und seine Texte. Rockgeschichte wird hier nicht geschrieben. Ich wage den Ausdruck: Kabarettmusik.
In seinen Texten besingt Ringsgwandl den normalen Menschen, beinahe ein Untersuchungsgegenstand, von dem er sich mal mehr, mal weniger entfernt, den er allerdings nie aus den Augen verliert.
In "Papst gesehng" läßt er einen Pilger beim Papstbesuch zu Wort kommen. Der von Gottfried Fischer dirigierte Kinderchor rührt ihn wirklich zu Tränen, So richtig versteht er nicht, was ihm der Papst da erzählt (er hot ja aa recht/es is ja wirklich oft a bissl schlecht min Geschlecht"), doch der Papstbesuch ist für ihn ein großartiger Event ("der oane fliegt im Urlaub obe nach Teneriffa/a andr bloß nach Boarisch Zell/Ein dritta gibt sein Geld fürn Haschisch aus/ des is a Kiffa/ aba iatz här zua, wos i eich erzähl/i war in Altötting daußd und hots aa schlimm geregnet/ ich fühl mich trocken , ich bin warm/ mich hat der Papst gesegnet"). Und als er auch noch von ihm im strömenden Regen angesehen wird, ist seine Weltanschauung wieder gestärkt und der Tag in Ordnung ("pope seen, all right)
In "Marion vom Waschsalong" schildert ein Provinzgigolo eins seiner Liebesabenteuer. Ausgerechnet in einem Waschsalon werden er und eine Frau aufeinander aufmerksam ("sie holte eine Zigarette raus/na klar, ich gab ihr Feuer") und ziehen los in die Altstadt. Der Gigolo darf einmal richtig von seiner Eroberung schwärmen. ("Grazie in den Hüften/ihr Charme war edelherb/ihr Gang so hip, ihr Lachen so heiß/ diese Frau, sie war superb"). So richtig hatte man ihm sowieso nicht geglaubt und beim gemeinsamen Jägermeister stellt sich dann auch heraus, daß die Dame verheiratet ist. Egal: der Mann ist momentan weg, die Nacht wird gemeinsam verbracht. ("oh, yeah")
"Radarstrahl" schildert, wie ein richtiger Bayer auf politische Skandale reagiert. Angespielt wird hier offensichtlich auf einen Atomskandal ("wer bestrahlt mich da mit einem Gammastrahl/host Du denn ein Störfall, kloans AKW"), ein Thema, daß damals bei vielen aufgrund von Tschernobyl Angst auslöste. Auch ich kann mich noch gut daran erinnern, wie öffentlich geäußerte Warnungen vor der Anwendung von Atomenergie von der konservativen Regierung als "Panikmache linker Spinner" bezeichnet worden ist. ("Doch glei is ois vorbei, schon wieda wird entwarnt/des Land is guat beinand, ja so muß sei). Auch in Ringsgwandls Lied schellen beim Bürger die Alarmglocken, doch am Ende siegt die Angst vor der Autorität (Wer kriagt den Strafzettl, wer kriagt des Bilettl/wird do wer in Flenburg eitrogn?/ Tat i gern frogn, derf ma net frogn, awuuuuuuh").
"Jedermann": M.E. das programmatische Stück der ganzen CD. In 4 Strophen kommen Menschen, die gefährliche Hobbys haben (Drachenfliegen, Tiefseetauchen) zu Tode und eine Stimme singt von weitem "Jedermann, Deine Tage sind gezählt/Jedermann, Du hast viel zu lang gelebt". Ein Abgesang auf das Konzept biederer Normalität, wie man es noch aus den fünfziger Jahren kannte ("Otto Normalverbraucher") und der Befund, daß Normalität sich mittlerweile anders realisiert.
"Gut Nacht, die Damen": Das letzte Lied, der Vorhang schließt sich. Ringsgwandl, der abgefahrene Entertainer, verabschiedet sich mit dick aufgetragenem Charme. Ironisch wird ein Publikum vorgeführt, daß den Kapriolen des Kleinkünstlers abends erfreut zuhört (ohne auch nur das Geringste zu verstehen), um danach zu Hause amusiert und dekadent aufs "Kanapee" zu sinken und den Abend in eitel Orgasmus ausklingen lassen. ("ein paar Mal Tschau, Tschüs und Bussi/zu Susi, John and Lucy/ und ab dann mit dem Mann, den man so liebt").
Später wird man es Spaßgesellschaft nennen."
Für mich persönlich ist allerdings die Hendrix-Coverversion (aus "The wind cries Mary" wird "Der Wind schreit Scheiße") der geniale Höhepunkt der Scheibe.