So, endlich hatte ich die Zeit, die gesamte Diskussion nachzulesen.
Da nur kontroverse Meinungen einer Diskussion die nötige Würze verleihen, möchte ich übrigens noch ein paar Denkanstöße in den Raum werfen:
Heute wurde von einem Politologen (?) im Radio zu Bedenken gegeben, dass die Tibeter und ihre Problematiken im Falle eine Totalboykotts der Olympischen Spiele ganz schnell wieder in den Hintergrund rücken und in Vergessenheit gerieten. Immerhin seien in den nächsten Monaten bis zum Sommer die Augen der Weltöffentlichkeit auf das Land gerichtet und größere Massaker eher undenkbar. Ein Argument, dass man auch nicht ganz von der Hand weisen kann, wie ich finde.
Eher als grotesk muss man dagegen die kürzlich getätigte Behauptung der chinesischen Regierung bezeichnen, die Olympischen Spiele hätten nichts mit Politik zu tun, hat doch gerade die Volksrepublik China selbst bis einschließlich 1980 die Spiele boykottiert, um gegen die Teilnahme Taiwans zu protestieren.
Boykotte gabe es in der Geschichte ja schon etliche. Am bekanntesten wohl zu Zeiten des kalten Krieges die Nichtteilnahme der USA und 64 weiterer westlicher Staaten an den Spielen in Moskau 1980 (Grund war der Einmarsch der Sowejtunion in Afghanistan) und vier Jahre später dann der Gegenboykott der Sowejts und 14 weiterer Ostblockstaaten der Sommerspiele in Los Angeles.
Und jeder Boykott ist aus sicht der Verweigerer natürlich immer gerechtfertigt und dient höheren Zwecken.
Man kann daher also durchaus auch die Ansicht vertreten, dass die Olympischen Spiele immer nur Sport bleiben und niemals für politische Zwecke mißbraucht werden sollten. Mehr noch, man könnte die Ansicht vertreten, dass die Olympischen Spiele das große Vorbild für die Politik darstellen: Sportler aller Herren Länder, Seite an Seite friedlich vereint in einem fairen Wettkampf. Und dass man diese Vorbildfunktion zunichte machen würde, indem man die Spiele boykottiert. Denn, letzten Endes, was können die Sportler für ihre Regierungen?