So. Mir ist ein Termin ausgefallen. Da hab ich bisschen Zeit im Büro.
Aktuell komme ich zu nix. Und, wie gesagt, tippen auffem Handy ist echt scheiße.
Zitat sUk:
Im Detail sicherlich. Aber ich fahre nunmehr seit 30 Jahren wenn möglich regelmäßig auch zu den komischsten Auswärtsspielen - eine gewisse Kompetenz zu erkennen, ob dieser oder jener Polizeieinsatz nötig ist oder nicht, kannste mir da durchaus zutrauen. Und es gab einige harte Einsätze in diesen Jahren (Chemnitz, Paderborn, Kaiserslautern), die sogar mit in unserem (also Fan-)Sinne erfolgreichen Untersuchungen endeten. Und das kann man durchaus als Erfolg werten, wenn man weiß, wie die Polizei in solchen Fällen mauert oder die Wahrheit verbiegt.
Naja. Ich bin da eher immer bisschen zurückhaltend damit, der Polizei das Übelste zu unterstellen. Ich weiß, dass ist in der Szene immer der erste Blick, ggf. auch manchmal bisschen nachvollziehbar, aber letztlich muss die Polizei die Rübe hinhalten, weil die gewaltorientierte Minderheit der Fans einfach verantwortlich ist. Oder, glaubst Du, die Polizei würde mit einem Riesenaufgebot aufmarschieren, wenn die gegnerischen Lager sich in der Vergangenheit immer nur Küsschen und Komplimente zugeworfen hätten?
Ist immer die klassische Frage, nach der Henne, oder dem Ei. In meinen Augen.
Und die "Verursacher solcher Einsätze" wissen ja in der Regel gar nichts von ihrem Glück. Das ist ja das perfide. Beliebtes Beispiel - Saison 96/97, vorletzter Spieltag, Union spielt in Erfurt (3:5 vor 1.600 Zuschauern...) - 50 (!) Berliner kommen mit dem Zug an und werden am Bahnhof von 250 Polizisten erwartet. Vor dem Tross ein Wasserwerfer, hinter dem Tross ein Wasserwerfer. Ich werde dieses Bild nie vergessen. Okay, die Neunziger waren eine abenteuerliche Zeit, gerade in der Zone, aber NIEMALS (!) wird für so einen Irrsinn jemand anders finanziell gerade stehen müssen, als die verantwortliche Polizeidienststelle... das kann man ja überhaupt nicht begründen.
Die Neunziger waren verrückt. Teilweise blanke Anarchie und überforderte Zuständige. Gerade im gerade geöffneten Osten. Da sind ziemlich viele "abenteuerlustige" Wessies rüber um mal richtig auf die Fresse zu bekommen. Kann mich selber gut daran erinnern, in Magdeburg nen richtig flotten Schuh gehabt zu haben. Aber auch Halle oder Erfurt. Besonders interessant wurde es, wenn die Jungnazis dabei waren. Lange Haare und ein Antifashirt konnten da schon mal recht schwierig werden. Aber, ich war immer ein guter Läufer. Flink wie ein Wiesel.
Dein Beispiel von Anno Pief, ist eigentlich passend. Damals waren viele noch nicht wirklich eingestellt auf dass, was da kommt. Szenekundige Beamte waren die Stadt - oder Dorfcops, die gerne nach Feierabend mit Anderen in der Kneipe saßen und soffen. Heute sieht das doch total Anders aus. Auch, trat dies Damals auch nicht in dieser Häufigkeit auf. Klar gab es Kloppe, aber, so wie ich es damals erlebt habe, wurde sich gerne vorher, mit ner ausgewählten Schaar, oder nach dem Spiel getroffen. Meist dauerte das Ganze auch nicht lange. Gefühlt Stunden. In Realita, vllt fünf bis zehn Minuten. Meist auf irgendnem Acker. Oder, wie in Köln, auf der Wiese vorm Marathontor. Allerdings benötigten die Polizisten damals gar nicht so ein Riesenaufgebot, um da Frieden zu stiften. Die saßen gerne dann hoch zu Ross und sind in die Richtung galoppiert. Da bleibt Keiner stehen, und macht vor den Cops einen auf dicke Hose. Oder, wenn der gute, liebe, Schäferhund am Beamten war. Da hat keiner gemuckt. Die Polizei macht sich, meiner Meinung nach, durch ihr inkonsequentes Handeln so unglaublich angreifbar. Dieses sich verstecken hinter Geräten und Gesichtsmasken macht sie mehr und mehr zu Projektionsflächen von Aggression und zu Stellvertretern in ungeklärten Autoritätskonflikten. Der, buchstäbliche, Knüppel aus dem Sack, der direkte Kontakt wäre für viele der heutigen Hobbyhooligans eine lehrreiche Erfahrung. Gerade, wenn sie, voll auf Pep,Koks und Alkohol meinen ihre bestussten Gewaltfantasien ausleben müssen.
Aber gut, ich bin ja da, wie gesagt, raus.
Da ist es jetzt vielleicht an mir, Deine Kompetenz zu hinterfragen?!
Jederzeit.
Grundsätzlich ist ein reibungsloser Ablauf sicherlich in jedermanns Interesse. Jeder rund um ein Großereignis mag es, wenn er ohne Problem hin und zurück kommt. Ganz klar. Aber worauf beziehen sich denn die Polizeieinsätze? Es geht doch in der Regel um eine Trennung der anreisenden Gästefans von den Heimfans. Mit welchem Aufwand diese betrieben wird, ist ja jedes Wochenende sehr unterschiedlich, kann aber quasi IMMER hinterfragt werden. Das jetzt aber der Konsum von Speis und Trank gekoppelt wäre an das Erlebnis bei der Anreise, wie vielen Gästefans man begegnet ist oder ob es vielleicht mal eine aufs Maul gab - also, da sehe ich bei durchschnittlich 42.000 Zuschauern in den Stadien von Liga 1 wirklich keine Gefahr für die Cateringeinnahmen.
Seien wir doch mal ehrlich. Dieses "Großereignis" lebt von der latenten Gefahr der Eskalation und Übergriffigkeit. Schau Dir nur Deine Sitznachbarn mit den Kinderlein an. Alle schon im Hooliganoutfit, schick mit den NewBalance am Füßchen, der gekrempelten Jeans und den Läuferjacken. Uniformcäppie auf und die gelernten Sprüche und Gesänge zur Herabwürdigung und Entmenschlichung des Gegenübers locker von den Lippen kommend. Fäuste in die Luft gereckt, Wut und Zorn, gespielt und authentisch Richtung Rasen sprühend. Dass es auf die Fresse gibt, irgendwo, ist erwünscht. Man sehnt sich danach. Muss man nicht unbedingt selber sein, aber vllt bekommt man ja was mit. Aber, ja, es geht ja nur um dne Sport. In Nizza waren auch nur empörte Fußballconnasseure dabei, die total überrascht und empört waren, dass es zu einer Eskalation kam. Auch nachdem sie zu zehntausenden die Innenstadt in ein fröhlich rotes Farbenmeer getaucht haben. Was macht das wohl mit jungen Menschen, die das Gefühl haben, dass sie Tausende hinter sich haben, mit denen sie Schmähgesänge grölen, Gewalt an Gegnern hymnisch verarbeiten und deren Mütter, zumindest gedanklich und in Worten, ficken und vergessen. Wie differenziert und wenig reflektiert die Ultras und die anderen Superfans das sehen hat man dann im Stadion am Wochenende gesehen. Kein Bedauern, sondern "Stärke" demonstrieren indem man weder Einsicht zeigt, sondern offensiv das Ganze gutheißt. Auch die "richtigen" Fans (wer auch immer die sein sollen, verstehe ich eh nicht den Ausdruck - und ist auch nicht bezogen auf Dich, sUk).
Deshalb, weil diese Aggression, die Gewalt, Teil des Gesamterlebnisses ist, und die Verantwortlichen in den Vereinen ganz gut damit leben, so lange der Rubel rollt, sollen sie miteinbezogen werden. Mit aller Macht. Vorher passiert nichts. Nur Gelaber und hohle Phrasen. Der Einzige, an den ich mich erinnere, der sich wirklich mit seinen extremen Fanbasen angelegt hat, war der allseits verhasste Hoeneß! Der hatte die Eier!
Wenn ich die Scheiße schon höre "runder Tisch mit den Ultras"!! Dann kann man sich demnächst auch den Aufwand sparen, und sich mit seinem Vergewaltiger an einen "runden Tisch" setzen. Oder mit den nächtlichen Messerstechern in den Großstädten und dann gemeinsam an möglichen Alternativen arbeiten. Vllt. wenn man bisschen freundlicher zu denen ist, denen mehr Rechte einräumt und sie privilegierter in die Allgemeingeit integriert, hören sie dann damit auf. Wenn nicht, dann kann man ja nochmal gemeinsam bei einem Abendbrot da sitzen und evtl gleich einen Haustürschlüssel geben. Dann müssen die nicht immer gleich zum Vergewaltigen oder Messerstechen einbrechen.
Aber, kann sein, dass ich da etwas zu schwarz sehe.
Und zum Vereinssterben habe ich keine Meinung. Hilf mir gerne mal mit Zahlen auf die Sprünge. Wie viele Vereine sind den so gestorben in den letzten 5 Jahren? Also, Fußballvereine...
Wenn ich die Region, aus der ich komme, betrachte, so kann man schon von fast jedem zweiten Fußballverein reden. In meiner Jugend gab es keine Ortschaft, kein Dorf, ohne Verein und Jugendmannschaften bis hinunter zu den Bambinis. Egal, welches Tiefeifeldorf, oder ob da nur zwei Familien lebten. Heute kannst Du über die Dörfer cruisen und findest überall, sich im Verfall befindliche Sportplätze. Der Seniorenbereich partizipiert nur noch begrenzt von der eigenen Jugend. Auch hier passiert kaum noch etwas ohne Geld.
Aber, sicherlich sind hier auch Gründe darin zu finden, dass es weniger Kinder gibt, die Medienkultur sich massiv verändert hat, und Viele einfach mit ihren fetten Hintern zu Hause bei Mami und Papi bleiben. Traurig, aber wahr. Gibt ja heutzutage Kinder die super Fifa zocken wie die Weltmeister, aber keinen Ball geradeaus schießen können, geschweige denn überhaupt wissen, wie Fußball funktioniert.
Aber das ist es, was mich auch an Deinen Argumenten oft so stört - Du Verallgemeinerst viel zu stark.
Ich denke, da tun wir uns Beide nicht so viel. Ist aber auch dem Medium geschuldet, dessen wir uns hier bedienen. Und, meiner Faulheit, zu suchen.