"Nightlong - Union City Conspiracy":
Das Fazit, die Bewertung und der Vergleich zu "damals"
Vorwort:Wow! Als erstes möchte ich anmerken, dass es sehr viel Spaß gemacht hat sich in den letzten Wochen nochmals frisch durch das Spiel kämpfen zu dürfen. Verstärkt auch dadurch, dass mir bis zum aktuellen Durchlauf ein großer Teil des Spiels verwehrt worden war. Es war toll nochmals in die Atmosphäre in Union City einzutauchen und hat Spaß gemacht und Erfahrung gebracht die Erlebnisse von damals mit denen von heute vergleichen zu dürfen. Nachfolgend habe ich die technischen Gesichtspunkte und die Eindrücke des Spielerlebnisses zusammengefasst. Mit Hilfe von Bildschirmkopien und Scans werden einige Dinge durch die Links zusätzlich visuell unterfüttert.
Lauffähigkeit:Nach der Installation eines Grafikkarten-Patches und dem Bugfixing zur Behebung des Absturzes an der
Stelle bei der Sphinx im verlassenen Zoo lief das Spiel auf meinem System (Windows 7, 64 bit) einwandfrei und bis zum Ende ohne Zwischenfälle.
"Nightlong" ließ sich über
seinen Lauchbildschirm problemlos starten und es kam zu keinen Abstürzen oder eingefrorenen Bildschirmen. *darauf mir vor Freude ein Glas Prickelwasser gönn*
Handling und Installation:Es werden nur etwas mehr als
3 MB Daten auf die Festplatte des Computers gespeichert. Das schont die Speicherplatzressourcen der lokalen Festplatte.
Sorgt allerdings auch dafür das es während des Spielvergnügens zu CD-Wechseln kommt. Der Lieferumfang umfasst
drei Datenträger, so dass sich der dadurch entstehende Aufwand allerdings sehr im Rahmen hält. Wenn man weiter im Spiel fortgeschritten ist, wird es notwendig zum Start einer neuer Session erst die CD 1 einzulegen und dann (um den aktuellen Spielstand zu laden) die Scheibe, welche alle relevanten Daten zum gerade aktuellen Spielort enthält.
Grafik:Machen wir uns nichts vor. Die Grafik des Spiels ist zwar immer noch ausreichend um Spannung und Freude am Spiel aufzubauen. Aber sie ist in den letzten Jahren leider doch auch
schon etwas gealtert. Das wirkt sich zum Glück aber auf den Spielspaß kaum aus und man kann mit gutem Herzen darüber hinwegsehen. Es gibt im Spiel einige für mich
herausragende Bildschirme (vor allem am Anfang oder auch im virtuellen Vergnügungspark), aber auch durchaus bescheidenere Grafiken.
Es gibt an vielen Stellen im Spiel nette Animationen und auch die zahlreichen Videosequenzen sind für das Alter des Spiels aus meiner Sicht mehr als in Ordnung. Gerade die Videosequenzen verbinden die einzelnen Szenen des Spiels sehr gut miteinander und schaffen viel Atmosphäre.
Sound:Hintergrundgeräuschkulisse, Soundtrack und Geräuscheffekte sind mehr als sehr gelungen. Nicht in jedem Raum perfekt - aber stets abwechslungsreich. Fast in jedem Bildschirm gibt es eine individuelle Hintergrunduntermalung, das ist mehr als vorbildlich und gerade im Adventurebereich nicht selbstverständlich. Die Soundkulisse unterstützt und stärkt jederzeit die Stimmung im Spiel. Großes Kino für die Lauschlappen.
Lokalisation:Joshua Reev wird gesprochen von Manfred Lehmann (deutsche Stimme von Bruce Willis). Die Stimme passt perfekt zu unserem Helden und wird auch mit Leidenschaft und coolen Untertönen von dem erfahrenen Synchronsprecher interpretiert. Vor allem im ersten Drittel des Spiels gibt es viele gute und markante Sprüche. Positiv für die Atmosphäre das es zu allen Hotspots und Gegenständen jeweils einen individuellen gesprochenen Kommentar gibt. Oftmals sogar unterschiedliche für die beiden Funktionstasten der Maus.
Leider gibt es im gesamten Spiel viel zu wenig Gespräche oder Kontakte mit anderen Personen. Wenn man das Intro und auch die selbstablaufende Endsequenz mit dazu zählt kommt man kaum auf mehr als zehn Situationen in denen man verbal kommunizieren darf. Das ist für die Länge des Spiels nicht ausreichend.
Aber wenn Gespräche vertont wurden, waren diese von der Qualität, Übersetzung sowie auch der Besetzung der Synchronsprecher mehr als gelungen. Die eingeblendeten Texte (vor allem in den wenigen Multiple-Choice-Gesprächen und bei einigen Übersetzungen von Hotspots oder Dingen im Bildschirm)
haben aber durchaus Luft nach oben. Es war diesbezüglich der eine oder andere Lacher dabei und einige Gegenstände wurden schlicht falsch oder völlig unverständlich übersetzt.
Rätsel:Es gibt fast ohne Ausnahme nur Inventarrätsel zu lösen. Das fand ich etwas zu eintönig. Ich mag durchaus das eine oder andere Schiebepuzzle oder sonstige, alternative Herausforderungen. Bei der Sphinx gab es ein Coderätsel mit Drehscheiben, im virtuellen Büro von Hugh Martens das Ziffernrätsel für das Einloggen in seinen Computer und am Schluss als Endaufgabe eine Mathematik-Rätsel - das war es bereits an Ausnahmen. Insgesamt sind die Rätsel vom
Entwickler Trecision aber gut in die Handlung integriert und wirken im kaum einem Falle aufgesetzt oder künstlich eingebracht. Löblich.
Schwierigkeitsgrad:Positiv zu erwähnen ist der am Anfang noch halbwegs humane Schwierigkeitsgrad zum guten Einstieg in das Abenteuer. Das erste Drittel des Spiels ist flüssig zu absolvieren. Aber dann... aber dann... Ich fand einige Rätsel spätestens ab den Sektionen
im verlassenen Zoo im Untergrund zwar gelungen aber auch mehr als anspruchsvoll, teilweise bockschwer und ein paar Ausnahmen waren an einem schmalen Abgrund zur Gemeinheit. Dadurch das es im ganzen Spiel wenig Hilfestellungen oder Hinweise gab, war es insgesamt sehr herausfordernd. Insgesamt sicherlich kein Spiel für Anfänger - sondern eher was für Profis.
Handlungsverlauf:Das ist eine schwierige Beurteilung. Ich fand den
Einstieg in die Geschichte spannend und grandios inszeniert. Es war von Anfang an eine gute Grundspannung da, was motiviert hat mit Engagement in die Verschwörung von Union City einzutauchen. Aber dann haben es die Entwickler versäumt in der ersten Hälfte des Spiels den Spannungsbogen aufrechtzuhalten oder die Geschichte weiter zu entwickeln. Bis etwa zur Hälfte der Spielzeit können wir uns zwar weiterrätseln - aber es geht überhaupt nicht im eigentlich spannenden Handlungsrahmen voran. Das liegt vor allem daran, dass es in diesen Passagen keine Gesprächsmöglichkeiten oder auch nur simple Briefe oder Zettelchen mit Informationen zu finden gibt. Das ist ein klarer Negativfaktor. Ein paar Storyschnippselchen oder Hintergrundinformationen hier und da mehr in diesen Spielsituationen hätten der Motivation mehr zu erfahren und weiter zu machen sicherlich nicht geschadet. Nach einer langen Durststrecke ging es dann aber im letzten Drittel des Spiels fast Schlag auf Schlag und die Geschichte nahm ordentlich Fahrt auf. Hier wurde man mit interessanten Wendungen für die lange Zeit des Darbens entschädigt.
Spaßfaktor und Stimmung:Die
Stimmung des Spiels war damals und ist heute: grandios! Es ist schon ein Kleinod in der Geschichte der Abenteuerspiele. Wenn man bedenkt zu was man schon in 1998 in der Lage war, umso mehr kann man heutigen Entwicklern von Adventures Vorwürfe machen. Ich habe es damals wie heute sehr gerne gespielt - leider sind mir beim aktuellen Durchlauf mehr Längen aufgefallen, was wohl daran lag das ich damals ja nach gut 30% der Geschichte durch den Bug bei der Sphinx im verlassenen, unterirdischen Zoo nicht weiterspielen konnte. Und gerade das erste Drittel des Abenteuers gehört zu den Highlights des Spiels.
Vergleich von "damals" zu "heute":Man kann klar feststellen, dass insgesamt das Spiel gut gealtert ist. Vielleicht nicht so sehr in Bezug auf die Grafik - aber bedingt durch die tolle Lokalisation und die gelungene Hintergrundvertonung, der spannenden und filmreif inszenierten Geschichte, sowie dem greifbaren Hauptcharakter, in fast allen anderen entscheidenden Punkten. Ich war damals - bedingt dadurch sicherlich auch das es mein erstes Spiel für den PC war - allerdings noch gefangener von der Geschichte. Vielleicht ist man auch etwas abgestumpft dadurch, dass die Art des Szenarios damals seltener im Spiel, Fernsehen oder im Kino als zu heutigen Zeiten zu finden war.
Der Zauber von früher war nicht mehr zu 100% festzustellen - dennoch hat mich das Abenteuer von Joshua Reev auf keinen Fall enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Es war ein vielleicht einmaliges Erlebnis nochmals Vergangenes (und auch noch erweitert) zu erleben und dadurch meinen Horizont zu aktualisieren. Wie so oft sind aber die archivierten Gedanken schöner als die Reproduktion der Handlungen in der aktuellen Zeit.
Bewertung:Damals und heute hängt viel Herzblut an dem Spiel. Auch bedingt durch das abrupte Ende bei der Session vor über zwanzig Jahren und den damit verbundenen wehmütigen Erinnerungen war es mein Lieblingsspiel über die Jahre. Eine ganz klare zehn Punkte Bewertung aus der Sicht von damals. Leider kann ich diese Bewertung nach dem aktuellen Durchlauf nicht mehr bestätigen. Adventures wie "The Longest Journey", "The Moment of Silence" oder auch "Geheimakte Tunguska" sind näher emotional für mich an dieses Spiel herangerückt. Dennoch bereue ich nicht die alten Erinnerungen aufgefrischt zu haben. Heute würde ich für "Nightlong - Union City Conspiracy" eine Bewertung von acht Punkten für angemessen halten. Aber meine zehn Punkte hier bei Kultboy taste ich aus historischen Gründen natürlich nicht an.
Persönliche Worte:"Nightlong - Union City Conspiracy" war mein erstes Spiel auf meinem ersten PC. Mit Joshua Reev habe ich somit meine ersten Stunden, Nächte und Tage auf diesem Medium gemeinsam verbracht. Ich konnte mich damals ganz in die Geschichte vertiefen und in die Welt von Union City eintauchen. Auch wenn ich nur ein Teil des Spiels erleben durfte war meine Bindung zum Spiel stark. Ferner hatte ich schon immer großes Interesse an dieser Art von Geschichten, im Film wie auch im Bereich der Computerspiele. Ich mag die
"Blade Runner"-typischen Szenarien und Stimmungen . Das sind mehrere Gründe warum mir "Nightlong" immer in guter Erinnerung geblieben ist. Die Erinnerungen mögen zwar jetzt nach der Beendigung des aktuellen Durchlaufs wieder etwas verblassen, doch sie werden nicht verschwinden. Zum einen kann ich die CDs erneut hervorkramen und in die Laufwerklade des Laufwerks meines Vertrauens legen, zum anderen konnte ich hier bei Kultboy mein persönliches Erinnerungs-Tagebuch verewigen, um immer mal wieder kurz reinzuschauen und mich an Momente einfacher zurückerinnern zu können.
Habe mir am
23. November 1998 um exakt 12.21 Uhr das Werk zugelegt. Und heute - genau nach 21 Jahren - schließt sich der Kreis.
Schlussbemerkungen, Entschuldigung und Dank:Zum Schluss möchte ich mich bei wahrscheinlich mehr als einigen Mitgliedern hier entschuldigen, dass ich Euch mit meinen Ergüssen dann oder wann mal ein wenig (oder auch ein bisschen mehr) genervt haben sollte. Es war ein Herzensprojekt, welches ich mittels kultboy.com auch als ein persönliches Erinnerungsbuch archivieren wollte. Mein herzlicher Dank geht an Jan (jan.hondafn2) für seine Hinweise beim letzten Jahreswechsel hier auf der Seite - welche das Spiel auf meinem System erst zum Laufen gebracht haben. Ich schulde Dir dafür was, Jan!
Ausblick:Pat, jetzt übergebe ich gerne auch an Deine Person. Bin gespannt ob und wann Du Zeit findest Dir das Werk erneut zu Gemüte zu führen und zu beenden. Freue mich auf Deine fachmännischen Einschätzungen und Bemerkungen.
Das war es Joshua für den Moment. Ich werde aber nicht wieder so lange warten mit Dir erneut durch Union City zu streifen. Versprochen!Kommentar wurde am 23.11.2019, 12:40 von Lisa Duck editiert.