Es ist vollbracht! Unser breit grinsender Hofnarr ist in diesem Monat tatsächlich
30 Jahre alt geworden. Für mich Grund genug, um alle Ausgaben (nochmals) von vorn bis hinten und Zeile für Zeile durchzuschmökern. Das Projekt
30 Jahre Joker – Ein Kultmagazin lebt wieder auf kann somit beginnen.
Hach was war das für ein erquickendes, wohliges Gefühl, die Erstausgabe aus dem Sammelschuber zu ziehen. Zwar bin ich damals als Jungspund erst mit dem 91er Jahrgang ins Jokerlesen eingestiegen, doch hatte ein paar Lenze später bei Ebay dieses seltene Sammlerobjekt meine (Lese-)Begierde erweckt. Für damals sehr kostengünstige 50,- € wanderte das Debütheft in meinen Besitz.
Nun aber zum Hier und Jetzt:
Die flotte Jokerschreibe etwas holprig, das Layout teils noch zu schräg und das Bewertungssystem in der Findungsphase. So würde ich kurz und knapp den ersten Auftritt des Amiga Jokers zusammenfassen.
Klar, das wie aus dem Boden gestampft wirkende Team, welches ganz spartanisch im Kellerstübchen (siehe Seite acht) am blanken Tisch im labinerschen Hause Platz nehmen durfte, musste sich erst mal konsolidieren und etablieren. Die Redewendung
Aller Anfang ist schwer trifft es wohl hier am besten.
Erstaunlich auf jeden Fall, wie schön strukturiert die Jokermannen anno dunnemals vorgegangen sind. Zwar muss man gelegentlich sein greises Haupt mal nach links oder nach rechts drehen, um die Schriftsätze und Bildchen lesen/betrachten zu können, doch von den Überschriften und Kategorien her wurde schon zu diesem frühen Zeitpunkt vieles richtig gemacht. Da wagt -gleich zu Beginn- der Joker einen Blick über den themenspezifischen Tellerrand im
Mixer. Weiters wird stichhaltig erklärt, wie sich das Wertungssystem zusammensetzt, sprich
Wie der Hase läuft. Kurzum: Das Ganze wirkt sehr durchdacht und der "jungfrauliche" Leser wird bestens durchs Leseprogramm geleitet.
Dennoch bemerkt der aufmerksame Rezipient die etwas bemühten (Stichwort: vermutlicher Mangel an Spielen/Themen) Artikel wie z. B.
Das Amiga Snack-Programm oder auch
Die Automaten-Marder. Bei Letzterem werden allen Ernstes auch noch Tipps für das Manipulieren von Spielautomaten gegeben. Pfui!
Dem entgegen stehen aber gut recherchierte und toll formulierte
Stromausfall und
Coin-OP Rubriken, die sofort Lust auf mehr machen.
Zu den Testwertungen brauche ich vorerst nur soviel zu sagen: Hier wurde die allesentscheidende Motiviationsnote mit den anderen Bewertungskriterien Grafik, Sound und Handhabung auf eine Stufe gestellt. Das "verfälscht" somit die Gesamtwertung, da aus den vier Teilnoten einfach ein arithmetisches Mittel zur Findung der Gesamtnote gebildet wurde. Ein paar Ausgaben später sollte diesbezüglich (zum Glück !) die Wertungsmodalitäten neu justiert werden. Die alles entscheidende Motivationsnote bekommt dann ihren gebührenden (Wertungs-)Respekt.
Auch schade, dass bei den meisten Testberichten nur ein Bildchen zum jeweiligen Spiel bestaunt werden darf. Die vorhandenen Schwarz-Weiß-Seiten ordne ich einfach mal ins "retro-chic" Designspektrum ein (ja ich weiß, dass das dem Budget des Verlages geschuldet war).
Das Cover der Zeitschrift hatte ich schon vor längerer Zeit mit
7 Punkten bewertet. Den niedrigen Schnitt von 3,71 hier auf Kultboy kann ich nicht ganz nachvollziehen:
Der Joker lechzt ganz euphorisch der (doppelten) Freundin nach. Die Themen stehen übersichtlich an der Mauer (mit Schatteneffekt!) . Nun ja, die Stadtsilhouette im Morgen-/Abendgrauen hätte nicht unbedingt sein müssen. Geschmackssache. Ansonsten sehe ich aber keine Gründe, hier das Premierencover so abzustrafen.
Inhaltlich gesehen, gehe ich mit der Kultboy-Crew voll und ganz mit. Fette
8 Punkte für den Themeninhalt zu zücken, ist somit jokerhafte Ehrensache. Die wenigen Mankos habe ich bereits angeführt, der Rest wirkt stimmig und für eine Erstausgabe absolut würdevoll.
Welches Amiga Spiel habe ich mir aus der Ausgabe rausgepickt? Die Wahl fiel auf
Gilbert - Escape from Drill.
Meine Güte, was habe ich mir da für ein Machwerk rausgesucht. Deshalb Kommando zurück, alles auf Anfang...die Wahl fiel auf
Dynamite Düx.
Im Entengang ging es raus auf die gefährlichen Straßen, um sich mit Bomben, Bazookas und mit wuchtigen Kinnhaken sich der Gegner zu entledigen. Für eine Arcade-Konvertierung und für das Jahr '89 sicherlich ganz passabel, was das Core/Activision Team abgeliefert hat.
Komisch, dass ich bei meiner Version unendlich viele Continues hatte und dadurch ruckzuck der
Abspann gesehen werden durfte.
Auch wenn zwischenzeitlich bei mir spielerische Freude aufflammte, so kann ich die hohe Wertung des Jokers nicht teilen. Mein Wertung sieht so aus (Motivationsnote als wichtigste Wertungskategorie einberechnet):
Grafik: 79%
Sound: 64%
Handhabung: 63 %
Motivation: 66 % Gesamt: 67 %
Die lobenden Worte zu
Sky Soldiers (im Coin-OP Bereich) ließen mich die virtuelle Mark in diesen Automaten "einwerfen".
Twinworlds und Retro-Nerds Meinungen kann ich diesbezüglich nur unterstreichen. Die Gegnerformationen und Flugstafetten gleichen wie ein Ei dem Anderen. Abwechslung ist somit rar gesät. Immerhin hatte ich mit meinen 10 Credits (mehr Zaster hatte ich ad hoc nicht in der Tasche

) bis zur dritten Welt für ein paar Minuten Ballerfreude. Zudem haben die Musiken auf ihre Art ein schönes Retrogefühl in mir hervorgerufen.
5 Ballermänner für diesen doch sehr durchschnittlichen 2D Shooter.
Amiga Joker 11/89 ist bewältigt und es war für mich ein Genuss in den alten Zeiten zu schwelgen. Der Winter naht und die weihnachtliche Zweitausgabe liegt schon morgen in meinem Zeitreisebriefkasten. Was für Überraschungen hält diese Ausgabe parat? Wird es eine Steigerung in allen Bereichen der Zeitschrift geben? Welche Titel wähle ich mir zum vorweihnachtlichen Daddeln aus? Dies und mehr in knapp einem Monat hier auf Kultboy!
Kommentar wurde am 21.11.2019, 10:17 von jan.hondafn2 editiert.