"Hitzefrei" schimpft sich diesmal das Editorial eben dieser Ausgabe. Dabei sind wir -30 Jahre später- im aktuellen Sommer erst recht wenig mit einer wirklichen Hitze konfrontiert worden. Sommer heißt gleichzeitig auch immer "Durststrecke", was die Neuerscheinungen an Amiga Spielen anbelangt. Anno '94 war das nicht anders, und schielt man oben auf die "Testberichte/Vorschauen" Sektion, prangt dort eine nicht gerade üppige "21". Mehr Qualität als Quantität, fragt Ihr Euch sicherlich jetzt? Die folgenden Rezensionszeilen werden es zeigen...
Der Vollständigkeit halber muss ich natürlich anmerken, dass bis zum heutigen Tage immer noch die vier Previews von
Aladdin, Caribbean Disaster, Zeewolf und
Ishar 3 hier auf Kultboy fehlen. Insbesondere der flotte Disney-Hüpfer und der Silmarils-Rolli haben mir lesetechnisch bestens gemundet.
Schmackhaft ging es dann an die Lesezeilen des
Amiga CD-Jokers, der wieder einige Neuigkeiten und kernige Test wie z. B. vom Springinsfeld
Zool 2 präsentieren durfte.
Den meiner Meinung nach ersten, wirklich vernünftigen Lesertest darf man in der Rubrik
Aktion Lesertest bestaunen. Der damals 22 Lenze zählende Robert Werner hat es fertig gebracht, einen vollmundig formulierten Testbericht inklusive 'ner Prise Jokerschreibe über das Spiel
Anstoss aufs Papier zu bringen. Lediglich seine etwas abgehobene Gesamtwertung in Höhe von
95 % trübt das bemerkenswert gute Gesamtbild.
Um mal auf das eingangs besprochene Sommerloch zurückzukommen: Nicht nur im Spielebereich war Ebbe angesagt sondern auch die
Kleinanzeigen kamen diesmal mit nur 5 dünnen Seiten äußerst abgespeckt daher. Da verwundert es nicht, dass ich Euch gerade mal zwei Anzeigen präsentieren kann, die für ein kleines "Oho" oder "Oha" sorgen könnten:
* Ein Herr namens J. Mahmutovic haut in der "Kontakte"-Sektion sein Inserat einfach mal komplett auf kroatisch raus. Mutig, aber wahrscheinlich wollte er de facto nur seine Landsleute ansprechen. Kurios aber allemal!
* Diese Anzeige sorgte beim erstmaligen Lesen für ziemlich große Irritationen, jedenfalls bei mir:
"Suche Lösungen und Tips für Zak Mckracken, Fromm Lukas, Schmidtstr. 15..."Na logo ist
Zak McKracken from Lukas....ach halt mal...der Junge heißt ja...
Lukas Fromm. Jetzt hab ichs...
Und damit wären wir bereits bei einem Schwerpunkt dieses Heftes: DEMOS in Hülle und Fülle. Selbst Hand anlegen darf man mit dem
Demo Maniac. Jener welcher wird im
User Club vorgestellt. Ich bin ja eher der "Genießer-Typ", der sich schnieke Demos auf der Freundin lieber anschaut als selber baut. Deshalb blättern wir doch mal direkt auf die Seiten 49 bis 51...
Demo Galerie Special!!
Im Einleitungsbericht reibt man sich erst mal verdutzt die Augen. Auf einer Szeneparty in Frechen soll der Raubkopiererjäger Günter Freiherr von Gravenreuth unterwegs gewesen sein. Soweit noch einigermaßen nachvollziehbar. Doch liest man danach weiter, ploppen Fragezeichen in rauhen Mengen auf. Angeblich waren diverse Crackerfreaks vor Ort, zwischen die sich der Freiherr
"sehr cool bewegte". Darüber hinaus
"witzelte" er sogar noch mit ein paar PC-Zockern, die
"ganz offensichtlich eine gecrackte Doom-Version" daddelten.
Nee is klar!! Der "Wolf in der Schafsherde" war natürlich ganz lieb und sympathisierte mit seinen Gegnern...um ihnen im Nachhinein wahrscheinlich eine "nette" Anzeige zu übersenden...
Jetzt werden aber Demos angeschaut, anstatt Verschwörungstheorien zu verbreiten. Los gings mit dem zweiten Platz der Democompetition
Arise & Drinks: 40Kb Tracktro. Eingehender Soundtrack, der übliche Dot-Tunnel, eine nett anzuschauende Lemmingkugel, die auch noch größentechnisch morpht und weitere Programmiertricks versüßen einem hier die gut 10 Minuten an Demotime.
Deutlich krasser heizen die Jungs von Infect mit ihrer
Harmagedon Demo die AGA-Chips auf. Zwar geht die Demo relativ gemächlich los, doch nach knapp zwei Minuten verschärft sich nicht nur die Musik sondern auch die Effekte werden bombastischer. Nach 6 knappen Minütchen ist aber leider schon Schluss mit dem Genuss.
Achtung...fertig...zock! Die commodorischen Spielebits und -bytes wurden diesmal mit
Brian the Lion - AGA ausgefüllt. Nachdem ich beim letzten Mal schon mit "1200 Touren"
Zool 2 durchgespielt habe, konnte es nun gleich farbenreich auf der größeren Freundin weitergehen.
Der Löwe lässt sich, da wurde ich gleich zu Beginn beruhigt, deutlich besser als die zuvor genannte Gremlin-Ameise steuern. Dafür ist der Schwierigkeitsgrad ziemlich happig. Energieboxhandschuhe (ja richtig - so sehen im Spiel die Energieriegel aus) findet man nur selten und an unfairen Stellen mangelt es ebenso nicht. Dank Win-UAE Savestates bin ich dann doch ganz gut durch die zahlreichen Level gekommen. Schön ist, dass es doch eine Menge an Bonuslevel und Geheimkammern gibt. Diese auszukundschaften macht mir immer besonders viel Freude. Wie auch das Bewerten, welches diesmal so ausfällt:
GRAFIK: 75 %
ANIMATION: 82 %
MUSIK: 75 %
SOUND-FX: 70 %
HANDHABUNG: 76 %
DAUERSPASS: 72 %
GESAMT:
73% "BISSIGER"Mit 5 % weniger als die Jokerwertung in der Endnote muss sich der so lieb dreinschauende Löwe begnügen. Sicherlich kann der 1200er grafisch mehr und auch leveldesigntechnisch wäre mehr machbar gewesen. Punkten kann der König der Wüste aber mit toller Musikuntermalung und netten Gags (schön schräges Fluglevel und
animalischen Endmonstern). An einer Stelle musste ich mir die Frage stellen: Wie bitte konnte unser haariger Protagonist, über diesen
Abgrund schweben?
Im Endbild herrscht natürlich wieder
Friede, Freude, Eierkuchen und alle haben sich wieder lieb. Punktetechnisch konnte ich mich mit
486.050 Punkten in die nicht vorhandene Highscoreliste eintragen. Positiv hervorzuheben wäre zuletzt noch, dass man im Spiel sogar Abkürzungen (wenn man sie denn findet!) nehmen kann, um ans Ziel zu kommen. Guter Löwe, braver Löwe!
Enorm abwechslungsreich, und dies ist ja eher selten der Fall, ging es in der
Coin Op Sparte zu. Da durfte auf Korbjagd (
Run and Gun - Basketball), auf nen Rennhobel gestiegen (
Suzuka 8 Hours 2 - Motorradrennen), mit Vektormaschinen auf Gegnerhatz (
Cyber Sled - Action 3D), mit fiesen Mitteln Kontrahanten auf die Matte legen (
Muscle Bomber Duo - Wrestling) oder auf Jagd nach dem Filzball (
Ultimate Tennis - Tennis Action) gegangen werden.
Meine Entscheidung fiel auf den weißen Sport, denn Tennis sieht man ja eher selten auf den Arcade Maschinen.
Nun ja. Sooo verkehrt ist das Spiel (Simulation würde ich es eher nicht nennen wollen) nicht. Einzig und allein die sehr tiefe Kameraperspektive trübt den Spielspaß, da dadurch der Court nicht ganz optimal einsehbar ist. Auch mit der vom Joker kritisierten "Hinterer-Spieler-Sicht" gehe ich konform. Ein wenig erinnert das Ganze an
Great Courts. Schnelle Ballwechsel und ein Serve & Volley sind jederzeit möglich. Lediglich Stoppbälle und Schmetterbälle waren für mich eher nur mit Glück hinzubekommen.
Also...da darf man gern mal ne Runde gelber Bälle durch die Gegend dreschen. Ein spaßiger Titel für den Sporthunger für Zwischendurch.
Damit wäre diese Ausgabe auch geschafft. Ein schmissiges Juli-Heftchen, doch die schmale Titelbandbreite ließ leider schon nichts Gutes hoffen.
7 Print-Punkte möchte ich dem Heft ausstellen. Apropos Punkte. Den letzten Zehner für den Inhalt habe ich für die famose Nummer 1/93 vergeben. Danach hieß es Ebbe, was die höchstmögliche Punktzahl anbelangt. Bin mal jetzt gespannt wie ein Flitzebogen, ob es noch ein Heft geben wird, welches die Prachtpunktzahl hier auf Kultboy erreichen kann.
Genau in einer Woche darf ich zur Doppelausgabe nummero Zwo greifen. Titel wie
Bundesliga Manager Hattrick,
Battle Isle 2 oder auch
Bazooka Sue sind angekündigt. Zudem darf ich mich (und Ihr Euch hoffentlich auch?) auf einen
CES Chicago Messebericht freuen, der uns sicherlich viel Neues und Wissenswertes kredenzen wird.
Ganz sicher aber kann ich dem Joker in Hinblick auf sein Motto für das kommende Heft beipflichten, denn das heißt:
Sommer, Sonne, Joker. Passt doch, oder!??
*trotzallemkritischausdemFensterschau*
Kommentar wurde am 22.07.2024, 21:53 von jan.hondafn2 editiert.