Unsere kunterbunt-zusammengewürfelte Regierung probiert mal hier, tüftelt da und versucht sich dort. Das Ganze erinnert geradewegs an ein
Labor des Grauens!
Was liegt da also näher als sich bei diesem Stichwort den Sierra Nachfolger vom viel diskutierten
Phantasmagoria (nochmals) zur Brust zu nehmen. In den Gruselreigen reihte sich ad hoc meine Partnerin mit ein, die im Gegensatz zu mir noch nicht das Geheimnis um die Firma
Wyntech kannte. Einige Zeit zuvor gingen wir ja bereits beide mit Adrienne auf schaurig schöne Entdeckertour. Gedaddelt wurde unter Windows 7 und hier auch nur deshalb, weil es sich lediglich mit einem speziellen Installer zum Laufen überreden ließ. Zwar mussten wir mit mal mehr, mal weniger auftretenden Soundkratzer uns zufrieden geben, aber das war vertretbar.
Leider wurden wir schon nach kürzester Zeit enttäuscht, da ich das Spiel per se, und meine Spielbegleitung den Vorgänger deutlich besser in Erinnerung hatten. Zudem stach sofort die hakelige Steuerung bei der Item-Begutachtung ins Auge; hier wurde einfach schlampig gearbeitet. Immerhin können fast durchweg die Schauspielerleistungen als gut eingestuft werden. Insbesondere unser Schwerenöter Craig, seine (Silikon) Busenfreundin Jocelyn und die Nymphomanin Therese zeigen, im wahrsten Sinne des Wortes, Körpereinsatz auf ganzer Linie.
Genau betrachtet ist
Phantasmagoria 2 nur ein Film, den man mit wenigen Klicks vorantreibt. Die Interaktion (gerade was das Kombinieren von Gegenständen anbelangt) hält sich doch sehr in Grenzen. Und dennoch will man den Plot vorantreiben, will wissen, wieso bei Wyntech die Mitarbeiter wie die Fliegen sterben. Wo ich gerade bei der Firma bin: Das Computer-Betriebssystem ist sehr unhandlich und somit umständlich zu bedienen. Auch hier beschleicht einen permanent das Gefühl, das hier schnell und unüberlegt das Spiel zusammengebastelt wurde. Das Budget wurde womöglich für die Schauspieler und das ganze Drumherum bereits im Vorfeld aufgebraucht, sodass für das Interface kein Geld mehr übrig war.
Im Sparmodus lief vermutlich auch die Regiearbeit, denn Regiefehler können gleich an mehreren Stellen beobachtet werden. Zwei Fauxpas gebe ich mal als Beispiel:
• Im Kapitel 3 lässt Curtis nach Eintritt in seine Wohnung die Tür sperrangelweit offen. Kurz danach ist sie wie von Geisterhand geschlossen.
• Curtis sitzt mit seiner Freundin in dem Lokal, bestellt Cocktails, welche aber bereits vor dem Absetzen der Bestellung auf dem Tisch stehen.
Weiterhin kann man die Abläufe vieler Gespräche unseres Protagonisten als unglücklich inszeniert bezeichnen. Curtis stürmt bei einer Konversation mit einem seinen Arbeitskollegen in die jeweilige Mitarbeiterbox. Nach dem Plausch kann man das Palaver weiterführen und anstatt Curtis das Gespräch von dort aus fortsetzt, wo er gerade geredet hat, latscht er erneut in die Box des Gesprächspartners. Über diesen Umstand kann nur geschmunzelt werden.
Gar nicht zum Schmunzeln war uns, wenn wir nicht weiterkamen. Dies war in jedem Kapitel gleich mehrfach der Fall! Immer wieder irrt man umher, sucht nach der
einen Aktion (das Spiel ist sehr linear), um die Geschichte voran zu treiben. Häufig gab Curtis uns zu verstehen, dass es noch nicht Zeit wäre, um zum Ort X zu gehen. Ein simples:
“Jetzt sollte ich mich auf den Weg zu … machen.“ würde dem Spieler so einige graue Haare ersparen. Kleinere Hinweise, die den Spieler auf die richtige Fährte bringen, sind absolute Mangelware.
Das Ende des Spiels hatte ich schon damals als abstrus und verwirrend in Erinnerung gehabt. Doch dass die Programmierer so dermaßen abgedreht sind und die Story in mehr als wahnwitzige Bahnen gelenkt wird, wurde mir erst beim neuerlichen Spielen so richtig bewusst. Die Bestätigung kam von meiner Freundin, dir nur noch am Stirnrunzeln und „häääähh“ machen war. Ein paar Spielminuten vom Feierabend entfernt, stürzte auch noch das Spiel ab und der Autosave datierte leider, oder soll ich doch lieber sagen zum Glück, auf Kapitel 4 zurück. Somit haben wir uns den Rest des Horrorfests per Youtube angeschaut. Was sollen bloß diese Szenen kurz vor Schluss? Sind das Flashbacks, Halluzinationen, Traumata oder ein Mischmasch aus allem? Vielleicht kann uns ein psychologisch bewanderter Mitmensch aufklären?
Ich gehe einfach mal davon aus, dass das Spiel einfach schnell zum Abschluss gebracht werden musste. Es findet sich doch frecherweise sogar ein Musikstück aus
Phantasmagoria 1 im Spiel wieder.
Ursprünglich, hab ich dem Spiel doch tatsächlich zu
7 Punkten verholfen. Wahrscheinlich nur deshalb, weil ich mich nur an die ersten Kapitel positiv erinnern konnte. Das letzte Kapitel, und genau hier setze ich meine Wertungskorrektur an, zieht das ganze Spiel dermaßen ins Lächerliche und macht so viel vom bis dato Gespielten kaputt, dass ich erstmals (beim erneuten Durchspieleindruck) zwei Zähler abziehen muss. Harte
5 Punkte, die hier einfach durch o. a. Mankos schwerwiegend zu Buche schlagen. Schade Curtis, Dich und die Ratte Blob hatte ich deutlich besser in Erinnerung gehabt.
Kleiner Seitenhieb zu Blob:
Unser kleiner
Nager kann als klassisches Pendant zur Katze Spuzz aus dem ersten Teil angesehen werden. Meine weibliche Mitspielerin hat aus dem Stand beide haarigen Biester ins Herz geschlossen, obwohl sie Ratten/Mäuse eigentlich überhaupt nicht ausstehen kann. Es hieß dann aus der femininen Fraktion meistens, wenn sie spielen wollte:
“Spielen wir Blob!??“ Frauen!!!
Kommentar wurde am 27.07.2016, 16:38 von jan.hondafn2 editiert.