Ach ja, das gute alte "Cossacks". Ein flüssig zu spielender "Age Of Empires"-Klon, der vom Setting her in einer höchst interessanten Zeit (17. und 18. Jahrhundert) angesiedelt war und sich ansonsten dadurch auszeichnete, Echtzeit-Massenschlachten mit hunderten Einheiten (die praktischerweise in Formationen geordnet werden konnten) salonfähig zu machen. So weit, so nett - an einigen Ecken haperte es aber mit dem Balancing und der Bedienung. So musste von diesen hunderten Einheiten am Ende dann doch jede einzelne per Mausklick produziert werden (so eine "Endlosproduktion"-Funktion wie bspw. bei "Total Annihilation" gab es, wenn ich mich recht entsinne, leider nicht), mit der schönen Ordnung der Formationen (die wiederum nur mit bestimmten Anzahlen an Einheiten möglich waren - 36, 72, 90, 120, oder so...) war es vorbei, sobald sich der Trupp mal an Hindernissen oder Gebäuden vorbei bewegen sollte. Ganz besonders albern war außerdem noch, wenn man Nahkämpfern wie beispielsweise Pikenieren dann den Angriffsbefehl gab - und promt stoben alle Einheiten dann wie im Comic konzentrisch auf genau diese eine markierte Einheit zu.
Sah erst mal lustig aus, war aber insgesamt ärgerlich - denn koordinierte Angriffe waren damit kaum möglich, zumal sich die Einheiten, wenn man sie sonst zum Vorrücken einfach irgendwo in die feindlichen Linien "bewegen" ließ (wie man es etwa bei den "Total War"-Spielen getan hätte), im "Marschmodus" ohne Deckung waren...
Ah ja, und das Balancing: Da hatte man seinen Riesentrupp an Einheiten, aber auf kürzeste Distanz konnte schon eine einzelne Kanone oder Haubitze den Großteil davon plätten. Schon etwas unausgewogen, aber hier zumindest ließe sich einwenden, dass man da Artillerie vielleicht doch lieber mit Kavallerie knacken sollte.
Sonst noch: Es gab eine verwirrende Vielzahl an Upgrades. Jeder Einheitentyp konnte einzeln in Angriffs- und Verteidigungsfähigkeiten aufgewertet werden, dazu gab es in der "Akademie" noch allgemeine Upgrades - das aber wiederum zu teils sehr merkwürdigen Preisgestaltungen (Upgrade 1: 500 Gold, 200 Stein - Upgrade 2: 20000 Kohle, 4000 Holz. Hä?). Das grenzt schon fast an Mikromanagment und machte dem Spieler auch nicht klar, ob hier wirklich Qualität vor Quantität ginge. Auch Minen konnten raffinierterweise (oder auch nicht...) dahingehend aufgewertet werden, was die Anzahl der in ihnen unterzubringenden Bauern bzw. Arbeiter anging. Keine schlechte Idee, aber auch bei teuer aufgerüsteten Minen blieb die Anzahl der Hitpoints (waren immer sehr, sehr wenige...) immer gleich, sodass dann am Ende durchaus mal 40+ Bauern auf einmal ausgelöscht werden konnten, wenn der Feind mal wieder Mörser in Stellung gebracht hatte.
Ein ziemlich übler Bug ist mir auch noch in Erinnerung geblieben, und der betrifft das Ressourcensystem. Einerseits war letzteres ja interessant: Alles befindet sich jederzeit durch Verbrauch (selbst Munition "kostete" hier) und Produktion in Bewegung und wurde nicht wie in anderen Spielen einfach gehortet und dann ausgegeben. So weit, so gut - aber es konnte passieren, dass einige Bauvorhaben (z.B. die Errichtung einer langen Mauer) dazu führten, dass einige Ressourcen unweigerlich gegen 0 strebten, egal wie sehr man auch dagegen anproduzieren wollte. Wie kommt es zu sowas? Das ist auch völliger Quatsch.
Alles in allem war "Cossacks" trotz sehr guter Ansätze damit eine eher mittelmäßige, unausgegorene Angelegenheit (dazu mit bockschweren Kampagnen), und das ist mir rückblickend nicht mehr als 6/10 Punkten wert.