Gestern - nach Jahren - mal wieder gespielt. Was erzählt der Joker da nur von "gut geklaut"? Auf den ersten Blick ist das Interface das von Lucasarts, davon abgesehen luhst der sorcerer gewaltig ab: kein Rechtsklick auf Gegenstände für nahe liegende Aktionen, ein Haufen überflüssiger Verben, und die Kommandozeile zeigt nie die komplette Verknüpfung. Darüber hinaus lassen sich gelesene oder gehörte Dialoge nicht, wie bei Lucas Arts, mit "." abbrechen, man muss also den ganzen Sermon über sich ergehen lassen, was umso schlimmer ist, da Texte und Stimmen schnarchlangsam sind und es kein Optionsmenü gibt, in dem man diese Geschwindigkeit verändern könnte. Die Stimmen verschlucken sich außerdem gelegentlich gegenseitig, wenn zwei Figuren gleichzeitig reden.
Technische Seite:
Die Übersetzung: das beste daran ist, dass sie auf einem Original basiert, man also nicht zwangsläufig auf diesen Murks angewiesen ist. Das Spiel ist ohnehin nicht vollständig in deutsch (zumindest meine Version - Budget-Original). Was aber in deutsch ist, ist eher gruselig. Die Lokalisierung ist schlampig, die Dialoge ergeben streckenweise keinen Sinn mehr. Wer das textlich bessere Original kennt, kann sich denken, wie hier übersetzt wurde: Zeile für Zeile, ohne mal auf den Zusammenhang zu achten. Noch schlimmer sind die Sprecher, die meistens vollkommen unpassend sind und mit einer Betonung reden, als würden sie mit jemandem sprechen, der entweder sehr schwerhörig oder sehr dumm ist. Dass ein Großteil der Figuren von ein und der selben Person gesprochen werden, gibt der deutschen Fassung dann den Rest.
Übersetzung:
Vom Spieldesign sieht's ähnlich mau aus. Man läuft durch zig Landschaften, deren einziger Sinn und Zweck es ist, schick auszusehen, die aber ansonsten nix enthalten.
Wenn dann doch mal ein Rätsel des Weges kommt, dann ist es entweder vollkommen banal oder nahezu unlösbar, weil es auf winzigen Gegenständen basiert, die in dem kunterbunten Durcheinander gerne übersehen werden. Die Dialoge geben sich zwar Mühe, reichen, was den Witz angeht, aber keinen Mikrometer an die Lucas-Originale ran.
Spielspaß:
Bleiben wirklich traumhaft schöne, gezeichnete Hintergrundgrafiken (wo der Joker die "bunte 3D-Optik" hernimmt, bleibt rätselhaft) und gefällige, ohrwurmige Melodeien. Die sind toll, aber dafür loht sich's echt nicht. Ich hab's jetzt etwa zur Hälfte durch und schon keine Lust mehr. Wer die Amiga-Version spielt, dem empfehle ich stattdessen
Bifi 2 - Action in Hollywood, das in Punkto Spieldesign, Humor und Technik in etwa mit Simon gleichzieht, aber Freeware ist und mit einer pupsigen Diskette auskommt. So, das musste mal gesagt werden. Grafikblender!
Kommentar wurde am 01.10.2006, 21:16 von Lari-Fari editiert.