Was ich bei diesem Review ja besonders krass fand ist, das
Heinrich ja nicht nur das Spiel an sich, sondern die Bitmap Brothers als solche als total überschätzt hingestellt hat! Tatsächlich hat er in der Regel ja auch immer andere Redakteure die Spiele der Bitmaps testen lassen - lediglich bei den Berichten zu "Xenon" sowie den beiden "Speedball"-Teilen hat er selbst "Hand angelegt", wobei ersteres von ihm mit einem - man ahnt es bereits -
"Geht so" abgespeist wurde. Nun gut, insbesondere das erste Kapitel dieser Baller-Reihe gehörte weiß Gott nicht zur Shoot 'em up-Oberliga, und was die beiden "Future Sports"-Games angeht, war
Heinrich ja ziemlich großzügig (
"Super!" bzw.
"Gut") hinsichtlich seiner Bewertung. Alle anderen BB-Werke hingegen wurden lediglich vom PP-internen "Fußvolk" reviewed - ob sein Interesse gegenüber dem Bitmap Brothers-Portfolio vielleicht nicht sonderlich groß war? Denkbar wäre es, obwohl die Brüder damals alles andere als nur ein weiteres "
Hinz und Kunz-Programmierteam" waren, vielmehr eine der bekanntesten Teams in der Spiele-Szene überhaupt!
Mich beschleicht so das Gefühl, dass der
Lenhardt schon beim Erscheinen von "The Chaos Engine", also Anfang 1993, nicht sonderlich gut auf diesen Titel zu sprechen war. Nehmen wir mal an es wäre tatsächlich so gewesen, wie sehr muss es ihm missfallen sein, diesen "plumpen Gauntlet-Klon" nicht höchstselbst in der Luft zerreißen zu dürfen... denn, oh Weh, er hatte die Power Play zu diesem Zeitpunkt ja schon längst verlassen! Also setzt er sich in die Ecke und schmollt, stets darauf hoffend, seinen geistigen Ergüssen bzw. seinen unbändigen Hass auf die Brothers und ihrem brandneuen Hit irgendwann einmal freien Lauf lassen zu können - und darüber hinaus die abtrünnigen PP-Redakteure
Gollert und
von Duisburg (die er ja zum Glück nicht mehr selber eingestellt hat!) so ganz nebenbei in ihre Schranken zu weisen! Geben die beiden doch glatt ein
"Super!" für "The Chaos Engine" und pappen obendrein sogar noch ein
"Besonders empfehlenswert"-Prädikat mit obendrauf! Allein schon die Überschrift, die da lautet
"Gauntlet für Gourmets"... welch Frevel, wie konnten sie nur!
...und dann kam er schließlich, der Tag der Rache: Begünstigt durch die neue Chip Power Play, ließ
Heinrich nach Jahren des zwanghaften Schweigens endlich Gerechtigkeit walten. Doch gemach, gemach: Direkt in der allerersten Ausgabe wäre die Verwirklichung seines von langer Hand geplanten Komplotts nur allzu offensichtlich gewesen, denn schließlich hat
Heini die "Next Generation"-Power Play überhaupt nur aus
eben diesem einen Grund aus der Taufe gehoben! Mit der Ausgabe 4/2013 schien der perfekte Zeitpunkt gekommen zu sein, ohne großes Aufsehen und ohne jeglichen Verdacht zu erregen, seinem jahrelang aufgestauten Zorn endlich Luft zu machen und die
"Unbarmherzigen Brüder" (O-Ton
Lenhardt) ihrer gerechten Strafe zuzuführen!
Was muss das für diesen Pionier des Spiele-Journalismus doch für eine großartige Sternstunde gewesen sein! Nur dumm, dass bei Erscheinen dieses Hefts die Verkäufe der neuen Power Play bereits im Keller waren und somit nicht derartig viele Leser in den "Genuss" dieser späten Abrechnung gekommen sein dürften. Aber vielleicht gerade deswegen muss man vor
Herrn Lenhardt den Hut ziehen, denn was sein zeitliches Gespür angeht, hätte er den Termin für diesen Verriss nicht besser planen können, schließlich wurde das Magazin kurz darauf eingestampft - welch Ironie...
Aber es gibt ja noch die (deutsche) Retro Gamer, die dem (nunmehr wieder) ehemaligen PP-Chefredakteur die Gelegenheit gibt, seinen Unmut über diesen Klassiker erneut zum Ausdruck zu bringen: Auch dieses Mal lässt
Heini Vorsicht walten und lobt (!) den legendären Bitmap Brothers-Streich "Speedball 2" in der Rubrik "Klassiker-Check" (Heft 1/2014) in den höchsten Tönen! Unglaublich oder gar ehrlich gemeint? Mitnichten, wohl eher die Ruhe vor dem Sturm der erneuten Abrechnung! Zuerst Sympathie heucheln, sich "lieb Kind" bei den Fans machen, nur um kurz darauf voll zuzuschlagen - das ist dem
Lenhardt seine Vorgehensweise, das ist sein wahres Gesicht! Blöd allerdings, dass ihm nur eine Ausgabe später (RG 2/2014) ein Strich durch die Rechnung gemacht wird: Dort wagt es doch glatt ein nicht näher benannter Redakteur des englischen Originalmagazins, dass verhasste "CE" in den höchsten Tönen zu loben (O-Ton:
"Obwohl es höllisch schwer ist, finden wir Chaos Engine heute immer noch genauso packend wie damals.") Was muss das für ein Schlag ins Gesicht für das stets so um Objektivität bemühte Spiele-Urgestein gewesen sein! Quasi verraten und verkauft von Leuten aus den eigenen Reihen! Doch abwarten, so schnell lässt sich ein gestandener
Lenhardt nicht den Wind aus den Segeln nehmen; Tag X wird kommen, und wenn es nochmal 20 Jahre dauert. Also, abwarten und Tee trinken...
Wie auch immer, mit "The Chaos Engine" verhält es sich ungefähr genauso, wie mit den Filmen von
David Lynch: Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Ich persönlich zähle mich - was das Programm angeht - zu ersterer Gruppe. Für mich war und ist "CE" weitaus mehr als nur ein weiterer "Gauntlet"-Klon: Allein schon der meiner Meinung nach perfekt integrierte Rollenspiel-Part, welcher beim großen Spielhallen-Vorbild ja lediglich als Spurenelement vorhanden ist (Charakter aussuchen und das war's eigentlich auch schon), macht diesen Klassiker der Gebrüder Bitmap zu einem, über weite Strecken, ganz eigenständigen Spiel. Kein Vergleich zu "Alien Breed", welches das Original ja lediglich durch ein anderes Setting - SciFi statt Fantasy - ersetzte... was jetzt natürlich nicht heißen soll, dass "AB" ein schlechtes Game wäre, das Gegenteil ist der Fall! Und dann gibt es da natürlich noch den CPU-Mitstreiter, der sich fast so verhält, als wäre er ein Co-Player aus Fleisch und Blut! Bis heute einzigartig, vom "echten" Zwei-Spieler-Modus möchte ich erst gar nicht reden! Die Steuerung: Okay, hätte besser geraten können, wobei mich persönlich aber eher die Tatsache stört, dass man während des Laufens nicht Schießen kann - das war damals schon irgendwie etwas rückständig gegenüber anderen Titeln. Ansonsten habe ich aber wirklich nur Lob für "The Chaos Engine" übrig: die tolle stimmungsvolle Grafik (im Gegensatz zu einigen anderen hier gefällt mir auch die AGA-Fassung sehr gut), die geniale Musik (die Stücke aus Welt 3 und 4 sind meine absoluten Favoriten), die abwechslungsreichen Settings im besten viktorianischen Stil, die
wirklich unterschiedlichen Charaktere (
Brigand und
Gentleman sind meine beiden Lieblinge) und nicht zuletzt die famose Spielbarkeit an sich (nie unfair, immer schaffbar auch wenn's zugegebenermaßen ziemlich schwer ist) machen den Titel für mich zum besten BB-Game überhaupt! In meinen Augen ein absoluter und vor allem würdiger Klassiker, der selbst heute noch zu begeistern vermag! Wenn man überhaupt ernsthaft etwas daran kritisieren kann, dann ist es der miserable zweite Teil, der besser nie, nie erschienen wäre! Eine Schande für die Bitmaps...
Kommentar wurde am 15.10.2014, 22:03 von Bren McGuire editiert.