Indy, Klappe die Zweite!
Nachdem ich und meine Partnerin das Geheimnis um Atlantis lüften durften, habe ich mich nun alleine durch Dschungel, Pyramiden, Katakomben und andere gefährliche Orte geschlagen.
Eigentlich wollte ich dieses Spiel nie anrühren, denn die damalige Enttäuschung, dass Jones Number Five in die Fußstapfen von Lara Croft tritt, saß einfach zu tief. Letzten Endes bewegten mich zwei, genaugenommen drei Dinge dazu, den Turm von Babel gründlich unter die Lupe zu nehmen:
1. Das erneute Spielen von
Indiana Jones 4 and the Fate of Atlantis2. Das Lesen von weiteren Indiana Jones Büchern von Wolfgang Hohlbein und Rob MacGregor
3. Mein Hang zu Indiana Jones an sich: Indiana Jones bietet Abenteuer pur gepaart mit viel Humor und Action. Ich mag den Typen einfach!
Somit war mein Indiana-Fieber wieder geweckt und ich wagte mich an die Installation. Funktioniert hat das auf meinem System nur mit jenem
Patch. Danach lief auch alles ganz wunderbar, nur mein Gamepad wurde nicht richtig erkannt (Indy drehte sich permanent im Kreis, als ob er ne Schlangenvergiftung hatte).
Aber auch mit Tastatur war ich -nach kurzer Einarbeitungszeit- gut gewappnet, um die zahlreichen Schluchten, Gegner und Rätsel bewältigen zu können. Dabei war ich angenehm überrascht, wie zahlreich und gut durchdacht die Rätsel in das gesamte Spiel implementiert wurden. Nix da, wie ich anfangs dachte, mit z. B. "Drücke Schalter A, damit Tür A aufgeht". Bei einem Schalterrätsel musste ich sogar die Komplettlösung zur Hand nehmen, um weiter voranschreiten zu können.
Besonders gut gefiel mir das Entdecken der Schätze, welche pro Spielabschnitt gleich zehnfach und gut versteckt auf den pfiffigen Sucher warteten. Dabei wurde der umsichtige Forscher nicht nur mit Rubinen, Goldbarren oder Münzen (stehen jeweils als Symbol für einen Schatz) belohnt, sondern meist auch mit geheimen Räumen, die man ansonsten nicht so einfach bestaunen hätte können. Des Weiteren sind die Schätze ja auch essenziel wichtig, um sich Medikits, Waffen, Munition und andere wichtige Dinge am jeweiligen Ende eines Levels kaufen zu können. Wo wir gerade beim Kaufen sind: Es gibt einen Bonusabschnitt, welcher auch erkauft werden möchte. Diese Bonuswelt hat mich aber eher enttäuscht, da es dort keine neuen Waffen oder besonderen Gegenstände zum Aufklauben gibt. Auch von der Gegend her hält sie keine besonderen (grafischen) Schmankerl für den Entdecker bereit.
Frust kam inbesondere bei den zahlreichen Bugs auf, die das Spiel leider Gottes enthält. Da kommt es schon mal vor, dass sich Indy zwischen einem Felsblock und einer Wand einklemmt, obwohl genug Platz vorhanden ist. Da bleibt nur das Laden eines Spielstandes, welches per Quicksave/-load immerhin ganz flott von der Hand geht. Des Weiteren erhält Indy keine Bestnoten, wenn er wild rudernd in tiefe Schluchten stürzt. Das hätte man eindeutig besser lösen müssen.
Bei den Endbossen hatte ich beim Eismonster die meisten, technischen Probleme. Hier scheinen die Programmierer ganz besonders tief in die Bugkiste gegriffen zu haben.
Einen ganz kuriosen Bug konnte ich im letzten Drittel des Spieles erleben, als ich mich mit Bösewicht Volodnikov zusammen
eingesperrt hatte. Volodnikov war zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht vor mir, doch durch verschieben von Blöcken hab ich das Spiel "ins Schwitzen" und den Russen in eine Sackgasse gebracht. Zwar konnte ich nun Amerika-like auf den Fettklops mit Peitsche und Fäusten einprügeln, doch er zeigte sich davon wenig beeindruckt. Beeindruckt hingegen war nur ich, denn wenn ich versehentlich jetzt die Quicksave-Taste betätigt hätte, wäre auch ich im Dead-End gelandet und hätte mich mühsam nochmal durchs Level arbeiten können.
Arbeit ist bei der immensen Größe der Level das richtige Stichwort! Bei manchen Abschnitten hab ich gut und gerne 1,5 bis 2 Stunden gesessen, um alle Gegner umzunieten, alle Schätze zu finden und die nötigen Rätsel hinter mich zu bringen. Ein wenig kürzere Level hätte ich mir gewünscht, denn Dr. Jones scheint, genau wie beim Kristallschädel-Film, in die Jahre hinsichtlich des von ihm angeschlagenen Tempos gekommen zu sein.
Übrigens sind die Parallelen zum schlechten Indy-Film mehrfach vorhanden:
* der Story mangelt es an Ideen und Substanz
* Die Gegner sind Russen!!! Dabei hab ich doch schon mehrfach gepredigt, dass Indy und Nazis zusammengehören, genauso wie Harald Glööckler und schlechter Geschmack
* der Nachfolger kam einfach zu spät
* arg schräges Ende mit außerirdischen-Touch
Doch die Mankos wirken sich im Hinblick auf die Spielfreude nur geringfügig aus. Trotz des schmalen Plots ist es interessant, wo Indy als nächstes seine Peitsche schwingt und was an einem neuen Ort so alles auftaucht. Das Leveldesign ist wirklich toll und hat mich regelrecht beeindruckt. Wo ich nach 20 Minuten
Tomb Raider entnervt aufgegeben habe, wurde ich bei Indy erst richtig warm. Es macht einfach Freude, sich durch die einzelnen Abschnitte zu arbeiten und die geheimen Orte ausfindig zu machen. Auch bieten viele Fallen den berühmt berüchtigten AHA-Effekt. Trotz "Briefmarkenform-Indy", der gerade von der 100 Tonnen Steinkugel plattgewalzt wurde oder der Todessturz in herrausschnellende Rasiermesser können den Spieler nicht aufhalten, erneut ein Spiel zu Laden, um vor dem tödlichen Fehltritt nun alles besser zu machen.
Zusätzlich haben mich persönlich, die schöne Musik-/Soundbegleitung und die vielen Eastereggs gut unterhalten. Viele dieser Eastereggs sind im Internet oder Lösungsbüchern beschrieben. In meinem Lösungsbuch war eine versteckte Sache aber nicht angeführt: In einem Level kann Indy vom Schiff aus einen Blick auf die Insel
Melee Island (das ist sie doch, oder?) riskieren. Dieser Anblick hat ad hoc in mir nostalgische Gefühle an den guten alten Guybrush ausgelöst.
Mein Indy IQ betrug am Ende
942 Punkte, wobei ich insgesamt
152 Schätze meinem Punktekonto gutschreiben konnte. Die angegebene Spieldauer von 4h 51m ist, ihr werdet es schon ahnen, ein weiterer Bug. Das Spiel ist nichts für Zwischendurch. Ich habe mich gut und gerne 30 Stunden mit Pistole und Peitsche bis zum Ende durchgeschlagen.
Nun hänge ich aber -vorerst- den Schlapphut an den Nagel, zücke
8 Punkte und schwinge mich mit einem
"döteröödööööö" zum nächsten Retro-Spielerlebnis.
Kommentar wurde am 24.10.2016, 22:35 von jan.hondafn2 editiert.