Nun habe ich das Spiel bereits seit 2 Wochen durch und komme erst heute dazu, eine ausführliche Rezension zu schreiben...tz...tz...tz...wenn doch bloß die Zeit nicht so schnell verfliegen würde...
Jetzt also ans Eingemachte. Gespielt wurde die
Special Edition, die ja bekanntlich mit HD-Grafik und aufgebohrtem Soundtrack aufwarten kann. Wo mich beim ersten Monkey Teil noch meine Partnerin bei der Le Chuck Jagd unterstützte, musste ich diesmal alleine in See stechen. Sie hatte sich ein wenig affig, da die Untertitel einfach zu schnell über den Screen flutschten.
Wie dem auch sei, ich stürzte mich alleine ins Abenteuer, der Stimmung wegen stets an meiner Seite
die Originalversion von '92 und ne Tasse heißer Apfel-Grog.
Das Spiel ließ sich gut an, nur die Steuerung der Special Edition hat mir nicht behagt (Beispiel gefällig? Mittlerer Mausknopf zum Aufrufen des Inventars). Die
Audiokommentare sind allesamt interessant und geben dem bereits erfahrenen Monkey-Spieler viele Zusatzinfos/Aha-Effekte rund um das Spiel. Leider merkt man just am Anfang, dass das mit den Kommentaren der Produzenten nicht immer ganz glücklich gelöst wurde:
- drück man in Zwischensequenzen den Kommentarknopf, so werden die Untertitel ausgeblendet (Informationen gehen verloren)
- Audiokommentare sind
nicht abbrechbar
- "Presse A für Audiokommentar" hätte man ganz gewiss sauberer übersetzen können
Besonders interessant fand ich die Erklärung bei einem Audiokommentar gleich zu Beginn auf Scabb Island. Wusstet ihr, dass beim Imuse System beim Verlassen/Betreten eines Ortes bestimmte Instrumente zu-/weggeschaltet werden? Also mir war nur bekannt, dass es Verschmelzungen zwischen den Musikstücken gibt, um so musikalisch-seidenweiche Übergänge zu erzeugen.
Komme ich von dem Sound zur Grafik. Nach ein paar Spielstunden merkte ich, dass (die in der Tat schöne Grafik) nicht so recht passen mag. Irgendwie kam das typische Monkey Island-Flair nicht bei mir auf. Ein Tastendruck auf die alte Version (übrigens ist das jederzeit,
außer beim
Endspann möglich) und schon stellte sich wieder die wohlbekannte, tolle Atmosphäre ein.
Ich kam zu dem Schluss, dass es die Grafiker ein wenig übertrieben haben, was Farbgestaltung, HD-Finish und Grafikportierung anbelangt. Beim ersten Teil der Special Edition habe ich die Aufwertung der Bilder noch nicht als Atmosphärekiller aufgefasst. Bei diesem Teil hingegen, muss ich Retro-Nerd & Co. rechtgeben: Das Ganze wirkt zu steril, lässt einen nicht vollends ins Spiel eintauchen, zerstört ein wenig des einst so unfassbar schönen Freibeuter-Ambientes.
Leider merkt man auch bei der Übersetzung der englischen Version, dass hier und da geschludert wurde:
- Verhörer beim Wäscher (wo sich die Wörter ja ähneln müssen) passen bei den deutschen Untertiteln nicht, hier wurde einfach 1:1 aus dem Englischen übersetzt
- die Schubladenbuchstaben in der Bibliothek passen im Deutschen nicht immer, z. B. bei Y -> Yodeling (Eng) wurde wiederum 1:1 übersetzt mit Jodeln, welches natürlich in der J-Schublade anzutreffen sein müsste
- bei den Piraten am Lagerfeuer reimen sich die Lieder nicht
Immerhin wurde das Reimen auf dem Friedhof sauber ins Deutsche übersetzt. Zumindest ein Lichtblick diesbezüglich.
Ein paar weitere Ungereimtheiten (ob diese auch in der Urversion bestehen, kann ich leider nicht sagen):
1. In der Bibliothek kann man sich jegliche Bücher merken (sieht jedenfalls das Spiel so vor). Bei einigen Titeln "verweigert" aber Guybrush strikt, sich den Namen des Buches einzuprägen.
2. Bei der Suche nach den vier Kartenteilen habe ich als letztes Kartenteil, das von Scabb Island in meinen Besitz gebracht. Danach kam bei mir die Zwischensequenz mit Largo und Le Chuck "zu spät". Largo kündigt in dieser Zwischensequenz an Wally zu kidnappen, welches zu diesem Zeitpunkt aber schon längst geschehen war.
3. Dies kann man zwar nicht als "Ungereimtheit" sehen, interessant ist dieser Aspekt aber allemal. Schon damals bei meinen Durchspiel-Etappen bei diesem Spiel habe ich mich gefragt, warum Guybrush den Affen an der Wasserfallpumpe
doggystyle von hinten nimmt.
Gerade hier hatte ich einen Audiokommentar erwartet, der dem Spieler aber verwehrt bleibt. Komisch auch, dass in der HD-Version das Äffchen eben nicht in dieser eindeutigen Position malträtiert wird. Hochauflösend wird das Schrauben an der Pumpe nämlich gänzlich anders dargestellt.
Meine Spieleindrücke möchte ich nun und dies mit besonderer Gewichtung auf das
Ende des Adventures fokussieren.
Genau wie Majordomus hab ich als Teeny das Finale nicht kapiert, war verwirrt, ja richtig erschrocken, was da vor sich ging. Ich hatte es unter Kumpeln meist so analysiert: "Na ja, schon beim Vodoopuppe-Basteln in den Katakomben, scheinen die Programmierer keine Lust mehr auf das Ende gehabt zu haben. Demnach haben sie noch einen in Sachen Lustlosigkeit draufgesetzt, die Kontrahenten einfach zu Kindern degradiert und sie mit ihren Eltern stupide abtreten lassen." Das war in groben Zügen meine Interpretation des Endes von Monkey Island 2. Doch selbst jetzt, nach nochmaligen Durchspielen
beider Teile kam mir nicht im entferntesten Sinne der Gedanke, dass es sich bei dem Abenteuer um Träume/Visionen des kleinen Guybrushs handeln könnte.
Lari-Fari hat es sehr trefflich zusammengefasst:
Lari-Fari schrieb am 20.10.2006, 01:14:
Naja, das Ende ist doch eigentlich eindeutig:
(SPOILER-WARNUNG!!!)
Die Brüder Guybrush und LeChuck laufen mit ihren Eltern durch den Seeräuber-Bereich des Vergnügungsparks Big Whoop und gehen dort beim Pirat-spielen verloren, bis sie im Mitarbeiter-Bereich landen und von einem Angestellten rausgeschmissen werden - Beide Monkey-Teile waren nur der Fiebertraum von zwei Pre-Teen-Piratenfans. Dass LeChucks Augen am Ende nochmal aufglühen - nun, vielleicht war ja nicht
alles nur ein Traum. Das Geheimnis der Affeninsel besteht damit in der Erkenntnis, dass die Piratenwelt nicht real ist - und der Schatz Big Whoop ist eine spezielle Eintrittskarte, mit der man auf die Attraktionen kommt, ohne lange anstehen zu müssen.
Klingt doch schlüssig, oder? Ich habe nie kapiert, wieso sich die Leute auf den Boards darüber die Köpfe heiß reden...
Die ganzen abgedrehten Sachen wie Trolle, Grogautomaten, Gummihühner etc. pp., hab ich als künstlerische Freiheit der Macher gedeutet...
Ich habe dann noch recherchiert und bin auf diese
interessante Seite gestoßen, die das Ende haargenau und in allen Einzelheiten analysiert. Ich fand die Erörterungen jedenfalls ziemlich spannend.
Die Special Version von Monkey Island 2 lege ich jedenfalls erst mal ad acta. Weder Konzeptgrafiken, noch die tollen, aufgepeppten Musikstücke können als Bonus so richtig auftrumpfen und somit der Urversion nicht das Wasser reichen.
Die Urversion inkl. Sprachausgabe der Special Edition stellt für mich persönlich den besten, affengeilen Spielgenuss dar.
Kommentar wurde am 18.03.2017, 16:13 von jan.hondafn2 editiert.