Ab dieser Ausgabe ging es mit den voluminösen Specials los: Kaum blättert man die erste Seite um, staunt man nicht schlecht über ein Heft im Heft (18-seitiges Conquest of the New World Special), welches Testbericht, Hintergründe, Interview und Tipps & Tricks dem geneigten Leser bereitstellt.
Auch nicht gerade klein und nicht minder interessant kommt das Special von der damaligen E3 (Electronic Entertainment Expo) daher. Hier sind etliche klasse Games aufgeführt, die sich anno '96 in der Pipeline der Hersteller befanden. Witziger Querschläger, den ich in dem Bericht ausmachen konnte:
Die Filmumsetzung Die Stadt der verlorenen Kinder wird u. a. mit dem Satz "In der Rolle eines zehnjährigen Knaben müssen Sie sich durch das Leben schlagen." beschrieben.
Wusste das Waisenkind vor Veröffentlichung noch nicht, welches Geschlecht es haben müsse? Spaß beiseite. Nicht nur anhand des Filmes sondern auch auf den Screenshots der PC-Vorabversion konnte man doch eindeutig erkennen, dass wir es hier mit einem Mädel und nicht mit einem Burschen zu tun haben.
Bevor ich mich politisch wieder mal um Kopf und Kragen rede, schaue ich doch lieber auf den weiteren Inhalt dieses Heftes. Gemundet haben mir die Previews zu den Spielen Road Rash und Elisabeth I. Doch bei den Testberichten schoben sich, wie soll es anders ein, zum x-ten Male meine Augenbrauen nach oben. Es stellt sich erneut die Frage: Darf kritischer Spielejournalismus so viele (Wertungs-)Diskrepanzen enthalten? Ich sage nein, und setze die PC Games Redakteure mit den folgenden Vorwürfen auf die Anklagebank:
# Bei der Grafikwertung zu AH-64D Longbow hat Harald Wagner mal komplett den Überblick verloren. Er kritisiert mit seinen Formulierungen "Warum Origin...die Grafik derart vernachlässigt hat...so bestehen die Landschaften nur aus riesigen, texturierten Polygonen...es fällt nämlich keineswegs leicht (dies ist auch auf die triste Grafik zurückzuführen)" Zudem kritisiert er harsch die Tristesse und die Leere der grafischen Darstellungen im Spiel.
-> Testresultat im Bereich Grafik: 75 %
# Das äußerst spartanisch programmierte Rennspiel Speed Haste erhält von Oliver Menne ganze 70 % Grafik. Au weia! Schaut man sich andere Racing-Games zu jener Zeit an, so müsste in diesem Teilbereich eher mit 40 % bis 55 % gewertet werden.
# Die Grafik im Spiel Return Fire wird von der PC Player als "zweckmäßig" angesehen und systemübergreifend von verschiedenen Magazinen einstimmig mit 62 %/63 % nachvollziehbar eingestuft. Doch Thomas Borovskis muss irgendwie eine Spezialversion des Spieles erhalten haben. Völlig überzogene
85 % Grafik bekommt der Titel von ihm.
# Im Leserbriefe Abschnitt kritisiert ein Leser das nicht mehr Vorhandensein der Rubrik Down the Drain. In dieser Rubrik, in der grottenschlechte Spiele förmlich zerrissen wurden, kamen ja nur die schlechtesten der Schlechten zum Zuge. Rainer Rosshirt antwortet auf diesen Brief, indem er dem Schreiber schildert, dass einfach keine schlechten Games mehr veröffentlicht werden und verweist auf eine Wertung ..."von deutlich weniger als 15 %". Völliger Murks, da ich
1. mir sicher bin, schon ein DTD-Titel mit über 15 % im Heft gesehen zu haben...
2. den in dieser Ausgabe getesteten Fußballmanager Club & Country für absolut DTD-würdig einstufen würde.
Bemerkenswert bei diesem Juliheft ist die Seite 168. Auf dieser wird auf ein sogenanntes Plauderstündchen mit den Stammredakteuren Wagner, Maueröder, Borovskis und Menne hingewiesen. Zu verschiedenen Tagen und Wochenzeiten standen die Herren und die Dame den fragenden PC Games Anhängern online Rede und Antwort. Da wäre ich zu gern mal dabei gewesen, um den "Experten" auf den Zahn zu fühlen...
Was bleibt ist eine Wiederholung der äußerst mäßigen PC Games Qualität, die insbesondere im 96er Jahrgang zum Vorschein kommt. Bis dato konnte mich lediglich die 4/96 überzeugen. Diese Julei-Ausgabe reiht sich mit dürftigen 4 Punkten in das leidlich bescheidene Auftreten der letzten Monate ein. Es kann wieder mal nur besser werden...
Kommentar wurde am 30.06.2024, 14:50 von jan.hondafn2 editiert.