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Interviews |
Das Interview mit Yoda Zhang wurde am 28.05.2013 veröffentlicht.
Steckbrief |
Name: Yoda Zhang aka Kemal Ezcan Alter: 43 oder sowas
Karriere: Schon immer meine eigene Firma geleitet.
Webseite: Yoda's Video Arcade
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Fangen wir mal von ganz vorne an: Wie hat deine Leidenschaft zum Computer begonnen?
| yz:
Mit 13 Jahren habe ich ein Atari VCS bekommen und monatelang gezockt bis die Finger glühten. Irgendwann habe ich dann bei einem Freund meines Bruders einen Atari 400 gesehen. Er hatte in Basic ein "Hyperspace" programmiert. Im Prinzip ein Punkt im Grafikmodus 3 der bei Drücken der Space-Taste verschwand und woanders wieder auftauchte, dazu die Textausgabe "Hyperspace" und ein Sound. Das hat mit gepackt - damit kann man ja seine eigenen Spiele programmieren! Dann habe ich meine Mutter solange genervt bis sie mir den Rechner gekauft hat, für 1000,- Mark gebraucht von dem Freund, der somit auf einen 800er umgestiegen ist. Das war mein erster Atari 400 mit Folientastatur und 16kb. Dann habe ich innerhalb einer Woche das Basic-Buch durchgearbeitet und damit angefangen, erste Spiele und Musiken zu coden. Ein anderer Freund zeigte mir dann die Geheimnisse der Charactergrafik und damit wurden meine Spiele richtig interessant.
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Im Laufe der Jahre sind ja sehr viele Spiele von Dir erschienen. Bist Du noch im Besitz aller Lizenzen, oder liegen manche bereits im fremder Hand?
| yz:
Alle Spiele, die ich für den Atari entwickelt habe, habe ich seinerzeit freigegeben. Das heisst, die Spiele darf jeder kopieren und nichtkommerziell verwenden. Das heisst aber nicht, dass darauf kein Urheberrecht mehr besteht, z.B. für eine spätere Neu-Edition oder Verwendung der Grafiken.
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Wie kam es damals zu der Zusammenarbeit mit Ariolasoft?
| yz:
Ich hatte mit einem Freund zusammen in mühevoller Arbeit ein Grafikadventurespiel Scott Adams zurechtgezimmert. Das war Zielpunkt Null Grad Nord. Da ich bereits vorher bei Atari freier Mitarbeiter war - ich habe mehrere Musiken für Atari Deutschland geschrieben - nahmen mich die Mitarbeiter, die später Abraxas gegründet haben, natürlich in ihrem Team mit. Aus Abraxas wurde dann Axis Computerkunst, die wiederum bei Ariolasoft veröffentlicht haben. Das schlimmste daran war, dass wir unser schönes Adventure auch für den C-64 umsetzen mussten. Das war wirklich übel!
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Welche waren Deine (kommerziell) erfolgreichsten Spiele und welche liegen Dir besonders am Herzen (und warum)?
| yz:
Am erfolgreichsten war ganz eindeutig Zador, eine Umsetzung des Spielhallenautomaten Sichuan oder Matchit. Das wurde seinerzeit auch vom Compyshop verkauft und ging weg wie warme Semmeln. Das Spiel macht mir heute noch Spaß und ich habe es bereits in zwei Versionen für den Mac veröffentlicht. Eine Online-Version folgt auch noch.
An zweiter Stelle liegt dann Techno Ninja, das ist mein persönliches Lieblingsspiel. Da haben wir sehr viel Arbeit reingesteckt. Zehn verschiedene Level aus jeweils zehn Bildschirmen, die labyrinthartig miteinander verbunden waren. Jeder Level mit komplett anderer Grafik und Musik. Und natürlich anderen Monstern, Endmonstern und Waffen-Upgrades, das war schon sehr von den modernen Spielen auf dem Atari ST beeinflusst.
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Hast Du während der Zusammenarbeit mit Atari auch Klaus Ollmann, oder andere öffentliche Personen von Atari kennengelernt? Gibt es Anekdoten aus dieser Zeit?
| yz:
Ich kann mich an keine "wichtigen" Leute erinnern. Ich hatte Kontakt mit Winfried Carmincke und einem Dieter, dessen Nachnamen ich leider vergessen hatte. Die lustigste Geschichte ist die, die ich in meinem Buch GULP SPLAT ZONG unter dem Titel "Fensternutte" veröffentlicht habe. Das war schon extrem interessant für mich als 15-jährigen Knirps.
Ich erinnere mich auch noch, dass ich bei meinem ersten Besuch bei Atari, der eine ganze Woche dauerte, weil ich dort die Musik "Money" aus Cabaret für das Spiel Karriere programmieren sollte, mit Dieter durch Hamburg gezogen bin und wir ein paar Arcade-Spiele ausprobieren wollten, aber die Spielhallenbesitzer mich nicht reinlassen wollten, leider. Da war das ganze schon "ab 18".
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Wie verlief damals die Zusammenarbeit mit dem Tronic-Verlag (Computronic, Homecomputer usw.) bzw. mit Herrn Ralph Roeske?
| yz:
Im Prinzip ganz einfach: Ich programmierte meine Spiele und schickte sie hin. Wenn ich Glück hatte, wurde etwas veröffentlicht. Besonders im Bereich Musik gab es keinen anderen, der sowas schönes auf die Beine stellen konnte, deshalb war ich zweimal direkt hintereinander Soundchampion des Monats. Und mein "Nachfolger" war dann ein Betrüger der ein Listing aus einem Buch abgetippt und als sein eigenes eingereicht hatte. Die Soundchampion Serie wurde dann auch wieder abgesetzt. Persönlichen Kontakt mit dem Redakteur hatte ich nicht. Nur vorher mit Hartmut Huff von der Telematch. Der war von meinem Spiel GULP ja so begeistert, dass er es veröffentlicht hat, obwohl ich es eigentlich nur so aus Spaß hingeschickt hatte, um zu zeigen, dass man so ein Spiel auch in Basic programmieren kann.
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Du hast ja auch eine Zeitschrift "ZONG-Magazin" rausgebracht. Erzähl mal darüber wie es zu dem Heft kam und um was es darin so ging und wie das Ende dann kam.
| yz:
Ja, die Geschichte habe ich auch ausführlich in meinem Buch GULP SPLAT ZONG beschrieben. Hier mal eine Kurzversion: Wir hatten den KE-SOFT Versand und kannten das AMC-SOFT Diskettenmagazin. Wir verschickten regelmäßig Infobriefe (Werbung) an die Kunden und das kostete ganz schön viel Geld. Also überlegten wir irgendwann, wie wir die Leute dazu kriegen könnten, für die Werbung zu bezahlen, und die Lösung war das Magazin. Am Anfang war es ein Diskettenmagazin ohne viel Werbung, später haben wir es als richtige Zeitschrift gemacht, weil man die eben nicht so einfach kopieren konnte wie die Diskette. Und als wir dann sahen, wie unverblümt der Herr Rötz in seinem Atarimagazin Eigenwerbung machte, dachten wir, dass wir das auch so machten könnten und nicht so ganz "neutral und unabhängig" sein müssten. Das war dann auch besser so, denn sonst hätten wir mit ZONG kaum überleben können.
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Du bliebst ja ständig den Atari treu, spieltest du damals mit dem Gedanken eventuell auf Commodore umzusteigen?
| yz:
Würg! Nein, ich habe nie mit Selbstmordgedanken gespielt. Doch, vielleicht als ich Null Grad Nord auf den Commodore umsetzen musste, das war schon an der Grenze des Erträglichen.
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Sehr viele Atari Mitarbeiter sind ja zu Apple übergewechselt, stand der Gedanke auch mal auf deinem Plan?
| yz:
Nein, die Atari Leute haben mich ja direkt zu Abraxas "mitgenommen" und ich hatte da direkt Aufträge für Musiken und später für Null Grad Nord. Mit Apple hatte ich nie Kontakt, weder mit der Firma noch mit dem Rechner.
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Besitzt du immer noch einen Atari Computer?
| yz:
Ich habe meinen letzten 130XE vor kurzem abgegeben, weil er doch nur verstaubte. Natürlich behalte ich den Emulator und habe alle meine Disketten als Emulator-Files rüberkopiert. Danke an die RAF für die Hilfe dabei.
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Gibt es ein Softwarehaus wo du gerne arbeiten würdest?
| yz:
Ehrlich gesagt gefallen mir die meisten modernen Spiele nicht, die sind entweder extrem monumental und komplex, oder ruckzuck durchgespielt. Den meisten mangelt es einfach an cleveren Ideen. Ich achte daher nicht so darauf von wem ein Spiel kommt. Ein Retro-Projekt wŸrde mir schon gefallen, aber nur wenn ich dabei die Strippen ziehe und die andere das umsetzen, was ich vorgebe. Da würde sicherlich etwas schönes bei rauskommen.
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Du hast ja zuerst Kemal Ezcan geheißen, wieso dann Yoda Zhang?
| yz:
Yoda sagt: There is no why. Free your mind of questions.
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Du warst ja auf dem Cover von Hotel als Page zu sehen und auch bei 0 Grad Nord. Wer hatte die Idee dazu?
| yz:
Das war das Konzept von Abraxas bzw. Axis: Für die Spielecover wurden jeweils Fotosessions abgehalten. Bei Null Grad Nord haben sie uns in Winterklamotten im Hochsommer an einer Bushaltestelle in Hamburg fotografiert. Wir mussten so tun als ob wir froren, bei dieser Bullenhitze. Später haben sie dann den Eishintergrund eingefügt. Bei Hotel wurde daraus eine richtig teure Party in dem Schlosshotel, mit allen Mitarbeitern. Da gab es ein tolles Frühstücksbuffet für alle. Alle Leute auf dem Cover sind Axis Mitarbeiter. Da ist auch Axel, mein Kumpel mit dem ich Null Grad Nord gemacht habe, und sogar Christian, der mir damals die Zeichensatzgrafik beigebracht hat, zu sehen.
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Wieso ist das Buch "GULP SPLAT ZONG" ausgerechnet in 2011 erschienen? Wie ist der Erfolg?
| yz:
Tja, irgendwann hatte ich einfach die Idee, meine Erlebnisse in ein Buch zu fassen, das spukte mir schon lange im Kopf herum. Da ich eine eigene Druckerei habe, konnte ich das Buch problemlos in einer 100er Auflage als schönes Hardcover produzieren. Von der Auflage sind immer noch einige da, also los Leute, bestellt mal. Ist halt schon sehr speziell, aber eigentlich für alle Retrofreunde ein pures Lesevergnügen. Auch wenn man mich nicht kennt.
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Kannst du dir vorstellen ein Buch über Atari zu schreiben?
| yz:
Also ich werde sicherlich noch weitere Bücher schreiben. Ob Atari dabei das Thema wird, weiss ich nicht. Ich habe bei Atari ja nur als freier Mitarbeiter eine Zeitlang gewirkt, habe also nicht sooo viele Insiderinfos. Ausserdem gibt es schon jede Menge Bücher über dieses Thema. Warum soll ich also das Rad neu erfinden?
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Wie kam es zu der Idee mit den Pixel-Brettspielen? Welche sind als nächste geplant?
| yz:
Ich habe ja schon länger einen Spieleverlag und insgesamt 16 verschiedene spannende Brettspiele selbst entwickelt und hergestellt. Leider ist es auf dem Spielemarkt unheimlich schwer, bekannt zu werden, es gibt einfach zu viele Brettspiele von den großen Verlagen. Da kann man als Kleinverlag einfach nicht mithalten, besondern in Sachen Marketingbudget. Mir fiel dann auf, dass meine Spiele, egal wie sehr ich mich anstrenge, grafisch und ausstattungstechnisch einfach nicht besser sein können als die der großen Verlage. Selbst wenn das Spiel interessanter ist, merkt das keiner weil keiner das Spiel ausprobiert. Allerdings sind Retro-Spiele ja meine Spezialität und in dieser Richtung gibt es auch nichts gutes, daher die Idee mit den Pixelgames. Goldrush ist im Prinzip eine Weiterentwicklung meines Brettspieles Goldgeier, mit einer kleinen Erweiterung und natürlich der tollen Pixelgrafik. Es sieht echt aus wie ein altes VCS-Game, nicht nur die Box, sondern auch die Teile im Spiel. Und vor allem: Es macht richtig Spaß!
Ich habe noch ein paar weitere Brettspiele, die sich sehr gut eignen, als Pixelgame umgesetzt zu werden. Zunächst mal hängt das aber davon ab, wie Goldrush angenommen wird. Die Erstellung eines Brettspieles ist wesentlich mehr Aufwand als ein Computerspiel, daher geht das nur bei entsprechenden Verkaufszahlen.
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Könntest du dir vorstellen, ein Browserspiel zu programmieren?
| yz:
Das macht ich doch schon die ganze Zeit. www.yodasvideoarcade.com
Da gibt es inzwischen schon 6 verschiedene Browserspiele von mir, allesamt total Retro. Viele weitere sind in Planung, aber auch hier ist es wie immer eine Frage des Interesses der User. Ich muss ja von irgendwas leben, und wenn keiner die Spiele kauft bzw. freischaltet, kommt eben kein Geld rein und ich muss was anderes machen, um zu leben. Je mehr Leute die Spiele kaufen, desto weniger bin ich auf andere Einkommensquellen angewiesen und desto mehr Zeit kann ich mit der Entwicklung neuer Spiele verbringen. Am liebsten würde ich das ja wieder Vollzeit machen, aber dazu braucht es einen gewissen Mindestumsatz pro Monat. Mal sehen wie es sich entwickelt. Ich weiss dass Retrospiele total in sind, aber ob die Leute auch bereit sind, dafür Geld auszugeben ist eine andere Sache. Heute will ja jeder alles umsonst.
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Seit Frühjahr 2013 werden Deine Geschichten teilweise von Videospielgeschichten.de veröffentlicht. Wie kam es zu dazu? Bist Du mit dem Online-Ergebnis zufrieden?
| yz:
Ja, das war mehr oder weniger Zufall. Email Kontakt, Buchempfehlung und Vorschlag. Ist einfach ein Test, wie so etwas angenommen wird. Wie immer: Ich mache gerne viele Dinge die den Leuten Spaß machen. Wenn am Ende aber keiner darauf reagiert und auch mal etwas kauft, lässt es sich eben nicht weiter tragen und muss wieder eingestellt werden. Ich weiss, das klingt wie damals im ZONG Magazin, als es immer weniger Leser wurden. Das Prinzip ist aber stets das gleiche: Man macht etwas, was den Leuten gefallen soll. Es gefällt den Leuten, aber die meisten halten es einfach für selbstverständlich und reagieren gar nicht. Daraus folgt, dass die Sachen nicht lange Bestand haben. Das liegt wohl daran, dass man heutzutage total überflutet wird mit sinnlosen Infos und haufenweise Werbung. Da übersieht man leicht, dass man die Sachen, die einem wirklich gefallen, aktiv unterstützen muss, denn gerade die kleineren Indie-Projekte haben kein großes finanzielles Polster und tragen sich nur mit entsprechender Unterstützung.
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Spielst du heute noch? Wenn ja, welche sind deine Favoriten?
| yz:
Ich habe auf jeden Fall den Drang, öfter mal was schönes zu spielen. Wenn ich dann im Web herumstöbere und ein schönes Spiel suche, finde ich aber immer das gleiche: a) Massive große aufwändige Spiele die mir zu kompliziert sind und zu viel Zeit kosten, b) haufenweise Casual-games mit immer den gleichen langweiligen Mechanisem: Hidden Object, Match 3, Marble Popper, Time Management etc. c) kleine Spiele, die vielversprechend aussehen, aber entweder langweilig, frustrierend und einfach einfallslos sind. Nach 10 Sekunden uninteressant.
Ich gebe natürlich zu, dass mein Gedulds-Threshold heute wesentlich niedriger liegt als früher, weil ich eben weniger Zeit zum Spielen aufwenden will als früher. Aber es gibt kaum ein Spiel, das mich tatsächlich reizt, weiterzuspielen. Manchmal Sudoku und Picross.
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Es wird ja immer gerne behauptet, dass Computerspiele (speziell Ego-Shooter) Jugendliche zu Gewalt animiert. Wie stehst du dazu?
| yz:
Ich denke es ist generell die Erziehung an der es mangelt. In der Schule lernt man allen möglichen Quatsch der mit dem Leben an sich gar nichts zu tun hat. Niemand bringt einem bei, das man sich um andere kümmern soll, anderen helfen, sich selbst weiterentwickeln, wie man mit dem anderen Geschlecht kommuniziert, wie man glücklich wird, wie man sein Lebensziel findet, dass man etwas wert ist undsoweiter. Die Eltern haben davon meist auch keine Ahnung und so lernt man diese wichtigen Sachen gar nicht. Von Moral mal ganz zu schweigen. Die meisten Menschen heutzutage sind so auf sich selbst fixiert, dass Sie gar nicht merken, dass man, um glücklich zu sein, anderen etwas geben muss, aus sich selbst heraustreten und sich um andere kümmern. Mit so einer Basis und der konstanten Bombardierung von Aussen mit negativen Nachrichten, Werbemüll und natürlich auch agressiven Botschaften, stumpft man ab und verliert die Sensibilität für das, was wirklich wichtig ist im Leben: Liebe, Wachsen, etwas beitragen.
Natürlich haben Jungs bzw. Männer von Natur aus den Drang zum Kämpfen und Erobern, der sich eben auch im Konsum von solchen Spielen bemerkbar macht. Früher hat man auf dem Spielplatz miteinander gerangelt oder ist in sportlichen Wettbewerben gegeneinander angetreten. Irgendwo muss man das ja ausleben. Hier ist ganz klar die Erziehung gefragt. Eine komplette Reform des Schulsystems, weg von der Erziehung zu einer Arbeitsmaschine, hin zur Entwicklung einer liebevollen Persönlichkeit, das wäre eine langfristige Lösung. Aber die Politik ist ja bekannt dafür, dass nur Symptome bekämpft werden, nicht Ursachen. Darüber könnte man ein ganzes Buch schreiben.
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Was ist das beste Spiel aller Zeiten? Warum?
| yz:
Necromancer von Synapse Software. Dieses Spiel hat drei unterschiedliche Spielmechanismen die alle komplett neu sind. Die Art wie man den eigenen Helden steuert ist ebenfalls komplett innovativ. Die Grafik und Animationen sind perfekt und wirklich genial für die damaligen Möglichkeiten. Die Sounds und die Musik ebenfalls, alles total State-of-the-Art. Da kommt kein anderes Spiel ran. Natürlich ist das kein Spiel für jedermann, weil man erstmal verstehen muss, um was es da geht, um beim ersten Spiel auch noch nicht sehr weit kommt. Das Spiel ist sauschwer, aber niemals unfair. Wenn man sich wirklich Mühe gibt es sehr konzentriert spielt, kann man es komplett schaffen.
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Was hältst du von Emulation? Spielst du sogar ab und zu mit einem Emulator?
| yz:
Das ist eine tolle Sache. Nicht jeder will die klobigen alten Geräte Zuhause rumstehen haben. Die gehen ja auch mal gerne kaputt. Und ausserdem lädt alles schneller und ist flexibler, man hat quasi alle Gerätevarianten in einem. So bleibt der Geist der Retrosysteme wenigstens auch für die nachfolgenden Generationen erhalten. Wenn ich alte Spiele spiele, dann natürlich mit dem Emulator. Oder ich fahre nach Karlsruhe zu den Retrogamern und bleibe am Asteroids-Automaten kleben. Immer noch mein Favorit in Sachen Arcadegame. Schön fände ich einen Handheld-Atari 800, also mit kleinem LCD-Screen, kleiner Tastatur und Joystick, natürlich über Emulatorsoftware. Sowas würde ich mir zulegen.
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Kanntest du bisher Kultboy.com?
| yz:
Nur vom zufälligen Surfen beim Suchen nach Retro-Webseiten. Sonst hätte ich mich ja schon früher gemeldet.
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Kennst du gewisse Retro-Zeitschriften, wie zb. die "Retro", "Retro-Gamer" oder "RETURN"?
| yz:
Ja, auch die habe ich natürlich bei meiner Recherche entdeckt. Sehr interessant das Ganze. Ich hatte ja auch mal ein Konzept für eine Retro-Zeitschrift, es scheiterte dann daran, dass keiner mitmachen wollte. Für so ein Projekt braucht man schon 4-5 feste Mitarbeiter, die für den Anfang auch bereit sind, eigenes Kapital zu investieren. Ich spreche von einer echten Zeitschrift mit Retro-Thema, also nicht nur Spiele, sondern auch Musik, TV, Lifestyle etc. Das Konzept und die Themenliste habe ich noch in der Schublade, falls sich ein Investor findet.
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Wie denkt du über den Unterschied zwischen den Computerzeiten damals und heute? Bist du retro?
| yz:
Eindeutig ja. Einerseits ist es natürlich wahnsinnig komfortabel, dass man heutzutage alle Informationen innerhalb weniger Sekunden im Zugriff hat, egal was es ist. Das ist ein unglaublicher Fortschritt, für den man wirklich dankbar sein muss. Andererseits sind die Leute heutzutage extrem lemminghaft und folgen einfach blind dem, was ihnen von den Medien vorgesetzt wird, wie in Hypnose. Das ist sehr schade. Da geht die Innovation komplett verloren. Nur wenige Leute wachen auf und leben bewusst. Wenn ich mir anschaue, wie uns die Lebensmittel-Industrie mit ihren Produkten vorgaukeln will dass das alles gesund ist, obwohl 99% aller Produkte total ungesund sind, wird mir richtig übel. Wenn ich durch den Supermarkt gehe ist das einzige, was hier noch wirklich gesund ist, die Obst- und Gemüseabteilung. Der ganze Rest ist verarbeitetes Zeug mit schönen Verpackungen und wertlosem Inhalt, für teures Geld verkauft. Und weil wir so Zeug dauernd kaufen, gibt es immer mehr davon und die wirklich guten Sachen wie Obst und Gemüse werden wahnsinnig teuer.
Aber zurück zum Thema: Früher war man gezwungen, aufgrund der sehr eingeschränkten Möglichkeiten, sehr kreativ zu sein. Wenn man nur rot und blau zur Verfügung hat, muss man eben kreativer sein, als mit 10 Millionen Farben. Theoretisch kann man mit 10 Millionen Farben natürlich etwas viel schöneres gestalten, aber weil es dann so leicht aussieht, macht es eben jeder und dann entsteht eine unglaubliche Masse an Müll, in der es extrem schwierig wird, die Perlen überhaupt zu entdecken. Gibt es weniger Möglichkeiten, also eine größere Hürde, geben die meisten die es nicht so ernst meinen, schon vorher auf und die Qualität siebt sich automatisch aus.
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Wie denkst du über Retro-Fanatiker wie uns? Ist das cool oder haben wir doch nur alle 'nen Schuss?
| yz:
Um es mal psychologisch zu erklären: Das Gehirn versucht immer, etwas angenehmes zu bekommen. Da wir in der Jugend viele schöne Erlebnisse mit den alten Spielen etc. hatten, ist das eben als positiv gespeichert und wird natürlich immer gesucht. Sich auf etwas neues einzulassen ist immer mit Risiko verbunden und wird deshalb gerne gemieden. Einerseits könnte man sagen, wir sind altbacken, andererseits ist es auch ein Teil der Geschichte, die erhalten und weitergegeben werden muss. Schliesslich sind die Videospiele ja nicht von selbst entstanden. Ein tiefes Verständnis der Geschichte der Games hilft eindeutig, wenn es darum geht, ein neues Spiel zu entwickeln. Man kann das Alte ja mit dem Neuen verbinden, um etwas Besonderes daraus zu erschaffen. Davon abgesehen kann ja jeder selbst entscheiden, was ihm gefällt und wie er seine Zeit verbringt, solange er dabei keinem anderen schadet. Also: Ja es ist cool weil eben etwas besonderes, und ja, wir haben alle einen Schuss. Toll gell. Gulp.
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Wir bedanken uns bei Yoda Zhang für das Interview und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft!
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Interviewer war Kultboy. Das Copyright des Interviews unterliegt Kultboy sowie Yoda Zhang,
eine Kopie hiervon darf nur mit Genehmigung gemacht werden!
| User-Kommentare: (16) | Seiten: [1] 2 › » |
16.08.2013, 21:40 Antidote (13) | |
Sehr schönes Interview. Er scheint ja konsequent hinter dem zu stehen, was er macht. Sehr schön. Da ich eher aus dem Cplus4/C64/Amiga-Lager komme, sehe ich "natürlich" vieles aus einer ganz anderen Sicht Habe mir das Buch aber mal bestellt und ist heute wohl auch angekommen. |
09.06.2013, 10:53 kultboy [Admin] (11579) | |
Ist gespeichert für die Zukunft. |
09.06.2013, 01:38 Trantor (363) | |
Tolles Interview, sympathischer Typ!
Bezüglich der letzten Frage schließ ich mich dryms Meinung an. |
31.05.2013, 23:21 Sternhagel (955) | |
Gute Frage, ich könnte mir schon vorstellen, dass er hier gut aufgehoben ist. Zudem er hier ja auch für seine Produkte eine Zielgruppe hätte. Außerdem sind ja noch einige Fragen aufgekommen und es wäre schön, wenn er ab und zu mal auf die Seite geht um zu sehen, wie das Interview angekommen ist. Vielleicht registriert er sich ja auch. |
31.05.2013, 23:16 drym (4268) | |
Cooles Interview. Hatte noch nie von Yoda gehört, bzw.: dachte, das sei ne grüne Puppe. Aber: ist Yoda jetzt Mitglied geworden hier? Ist auf Kultboy eines seiner Spiele vertreten? Was macht er denn heute Hauptberuflich? So viele Fragen. Lustig wäre ein youtube-Video, bei dem er 2 Stunden C64 und Amiga spielen muss Kommentar wurde am 31.05.2013, 23:18 von drym editiert. |
31.05.2013, 23:15 drym (4268) | |
Ich wäre ja nach wie vor dafür, in der obligatorischen letzten Frage das "Retro-Fanatiker" durch "Retro-Freaks" oder "-Liebhaber" (oder oder) zu ersetzen. Oder einfach "-Fans". Natürlich ist "Fan" die Kurzform von "Fanatiker", dennoch denke ich da immer an Bombenanschläge... |
31.05.2013, 19:31 Sternhagel (955) | |
Ich Schätze mal dass die Abneigung aus dem selben Grund kam wie bei mir. Bei mir war es zu einem die enge Verbindung zu Atari und aus der Not der mangelnden Software alles aus dem kleinen Computer rauszukitzeln zum anderen die Arroganz der verwöhnten Commodore Nutzern und den abwertenden Sprüchen.
Ich jedenfalls kannte ihn von früher und freute mich darauf. Vielleicht beantwortet er ja die fragen. Kommentar wurde am 31.05.2013, 19:53 von Sternhagel editiert. |
31.05.2013, 08:55 Commodus (6403) | |
Jetzt weiß ich, warum ich Yoda Zhang nicht kenne. Da ich damals eine Atari- und er wohl eine Commodore-Allergie hatte, kommen wir wohl aus komplett unterschiedlichen Universen. Mich würde auch mal interessieren, warum er Commodore nicht mochte. Meine Atari-Abneigung bestand ja nur aus dem Grund, weil ich wollte, das alle Entwickler nur mein System unterstützen und kein Konkurrenzprodukt. Das Interview ist sehr symphatisch, obwohl ich es natürlich befremdlich finde, das jemand, der den heutigen Sozialmangel in einer unglaublich guten Komprimierung zusammenfasst, kein Herz für Commodore Maschinen zeigen kann. Aber jede Erfahrung eines Computerspiel-Veteranen ist eine Bereicherung für uns und die Nachwelt. ...und sei es aus dem Atari-Lager. Kommentar wurde am 31.05.2013, 08:56 von Commodus editiert. |
30.05.2013, 22:17 Sternhagel (955) | |
War Karriere von Ariolasoft? Die hatten auch ein ziemlich geiles Spiel namens Airline herausgebracht. Ich habe es immer gerne gespielt. |
30.05.2013, 10:20 Adept (1180) | |
Schöönes Interview. Ist er nicht auch für "Karriere" auf den Ataris verantwortlich? Wenn ja... Uuuund...ähm...bettel...ich bräuchte dringend das Image-File...ist irgendwie nicht mehr aufzutreiben... |
30.05.2013, 08:10 Twinworld (2752) | |
Tolles Interview mit Geselschaftskritischem Inhalt. Vieleicht sollten wir eine Partei gründen,schlechter als die es jetzt machen können wir es sicher auch nicht machen. |
29.05.2013, 23:42 Gundark (693) | |
Danke fürs Interview. Leider weiß ich immer noch nicht wieso Yoda so markenfixiert war... Hört sich für mich so an, als ob er Commodore hasst. Warum auch immer. *g |
29.05.2013, 22:07 Sternhagel (955) | |
Super Interview. Sehr symphatisch. Danke an Slicer, der mich auf die Idee mit dem Interview brachte und danke an Kulty, dass er das Interview führte. Natürlich auch danke an Yoda für die Antworten. Hoffentlich lässt er sich hier mal öfters blicken. Ach ja, das Buch werde ich mir natürlich demnächst bestellen. |
29.05.2013, 21:57 robotron (2745) | |
"Herr Zong" ist auch auf videospielgeschichten.de vertreten EDIT: Verdammt steht schon im Interview... da war ich vorschnell Kommentar wurde am 29.05.2013, 22:00 von robotron editiert. |
29.05.2013, 21:05 Slicer (57) | |
Tolles Interview mit einem sehr offenen und freigeistigen Yoda! Gefällt mir sehr, dass Kemal aka Yoda nach wie vor so bodenständig ist und seine 8-Bit-Wurzeln nicht vergessen hat. Ich habe sein Buch GULP SPLAT ZONG bereits gelesen und kann es euch nur ans Herz legen. Ihr werdet in eine schöne Zeit zurückversetzt und habt dabei immer wieder Gelegenheit zum schmunzeln. Danke für Fragen und Antworten | Seiten: [1] 2 › » |
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