Nachdem ich mich vor kurzem mal wieder eingängig mit dem Remake beschäftigt habe (und der Reiz nach der Erweiterung "Armored Princess" immer größer wird), versuchte ich mich nach sehr, sehr langer Zeit auch mal wieder am Original. Die Neuauflage (mit ihren ausladenden, farbenprächtigen 3D-Landschaften, den komplexen Hexfeld-Schlachten inklusive liebevoller Animationen und tollen Effekten, den scheinbar unendlich vielen Aufträgen sowie all den reichhaltigen Features, wie beispielsweise das Entfesseln von Wutgeistern) stets im Hinterkopf, war ich doch sehr skeptisch, ob sich bei mir abermals eine ähnlich hohe Motivation einstellen würde wie seinerzeit beim ersten Spielen der allerersten Episode von "King’s Bounty"...
Doch all meine Zweifel verflogen recht schnell: Nach nur etwa einer Stunde Spielzeit hatte mich das Originalprogramm erneut in seinen Bann gezogen! Woran mag es liegen, dass dieses nunmehr zwei Dekaden alte Spiel selbst im Vergleich mit dem wohl in so ziemlich jeder Hinsicht verbesserten Remakes immer noch so begeistern kann? Liegt es an dem nach wie vor vorhandenen Forscherdrang eine riesige Welt mit all ihren Geheimnissen und Gefahren zu entdecken? Sicherlich, doch das bieten sowohl der moderne Nachfahre als auch andere Rollenspiele! Vielleicht ist diese Tatsache schlicht und einfach auch damit zu erklären, dass in der Urversion dieser Reihe auf den ganzen zusätzlichen Ballast der Neuauflage (ist jetzt aber keinesfalls negativ gemeint) verzichtet wurde. Gerade weil der Urvater keinen dermaßen komplexen Charakterbildschirm mit all den vielen Attributen, Ausrüstungsgegenständen sowie den drei unterschiedlichen Fähigkeitsbäumen bietet (ganz zu schweigen von den anderen Neuerungen), spielt sich das Ganze so wunderbar unkompliziert! Die mannigfaltigen Textwüsten, welche bei den zahllosen Gesprächen in "King’s Bounty - The Legend" zum Tragen kommen (einer meiner wenigen Kritikpunkte die ich an das Reamke habe), bleiben hier ebenfalls außen vor. Stattdessen beschränken sich die wenigen Textboxen lediglich auf ein paar Zeilen (inkl. weitaus besser lesbarem, weil größerem Zeichensatz), die einfach und prägnant angeben was Sache ist...
Will man ein Schiff mieten, braucht man nichts anderes zu tun als in die nächste Stadt einzukehren – und will man es schließlich benutzen, so kann man dies an jeder Landesküste tun ohne vorher den umständlichen Weg zu einem Schiffshändler einzuschlagen! Somit ist das alte, klassische "King’s Bounty" einer der wenigen Titel bei der sich das Sprichwort
"Weniger ist mehr" wirklich bewahrheitet! Lediglich die Kämpfe können nun wirklich nicht mehr mit dem weitaus vielschichtigeren Remake mithalten, lassen sie doch allein schon aus Gründen der extrem eingeschränkten Bewegungsfreiheit von gerade mal einer Bildschirmbreite kaum Freiraum für taktisch wohldosierte Schachzüge...
New World Computings Urversion von "King’s Bounty" ist somit für mich ein absoluter Klassiker, dem der Zahn der Zeit erstaunlich wenig angenagt hat, hält es doch selbst dem Vergleich mit den beiden neuen Titeln stand...
Im Übrigen finde ich – zumindest von den mir bekannten Fassungen – die Amiga-Version am gelungensten. Zwar ist sie nicht ganz so farbenfroh wie das PC-Original, dafür wirkt aber das ganze Drumherum (Charakterauswahlbildschirm, Ortschaftsmenüs) sowie auch die musikalische Untermalung (zwar nur kurze, aber nichtsdestotrotz wohlklingende Jingles wie Fanfaren etc.) hier irgendwie besser. Die Konsolenvariante fürs Mega Drive ist grafisch von einer ebenbürtigen Qualität und kann im Gegensatz zu den anderen Adaptionen sogar mit einer beständigen Hintergrundmusik aufwarten – diese empfinde ich nach einiger Zeit allerdings als äußerst nervtötend, sodass mir die Jingles der Amiga-Variante lieber sind. Auch auf dem guten, alten C64 kann sich "King’s Bounty" durchaus sehen lassen und braucht sich nicht hinter den 16-Bit-Fassungen zu verstecken. Doch leider trüben die doch recht langen und vor allem häufigen Ladezeiten den Spielspass etwas...