Da meine letzte Widmung doch schon
so einige Zeit zurückliegt, sei es mir gegönnt --- und den 4000.Beitrag auf Kultgir...ähh, boy widme ich somit einem legendären Amiga-Spiel aus der historischen Spätphase.
Ich kann mich noch gut erinnern, als der "Software Laden umme Ecke" - ein kleines, schäbiges Rattenloch ... so wie man Läden halt des Öfteren mal in Essen vorfand - plötzlich
Lionheart im Regal stehen hatte.
Zwischen den völlig überteuerten Leerdisketten (No Name: irgendwas mit 11 Mark), den Wucherpreis-PD-Spielen (pro Diskette satte 5 Mark) lag dann plötzlich diese fast unscheinbare schwarze Hülle im Regal.
OMG, Lionheart! Die PC-Spiele hatten zu dem Zeitpunkt mehr und mehr Einzug gehalten in seine Regale, aber locker ein Drittel aller Computerspiele waren immer noch brandneue Amiga Spiele.
Und was seine wuchernden Preise anging: da gab es wohl irgendwann ab dem Release von Lionheart ein umdenken oder umschwenken in eine Kundenfreundlichere Richtung.
Der Teufel musste ihn geritten haben.
Denn Lionheart ... Mensch, das lag zu sagenhaft günstigen 49 Mark in seinem Regal.
Das war ja praktisch schon hinterher geworfen, selbst dann, wenn man den Laden wieder mit leeren Händen verlassen sollte - da machte es doch ganz sicher
PLONG, weil der Händler es einem an den Hinterkopf schmeißen würde.
Und genau das musste ich auch leider machen: den "Software Corner" verlassen. Denn es war noch gar nicht so lange her, da hatte ich in just dem gleichen Laden mal eben knappe 110 oder 120 DM für
Wing Commander auf die Theke geblättert.
Ein gewaltiger Kraftakt war das gewesen, mit einer Menge
"Könnt ihr mir mal soundsoviel pumpen?" bei den Eltern.
Von dem Geld hätte ich mir zweieinhalb mal Lionheart von kaufen können.
Aber ich hatte Glück und rechnete mir schon auf dem Weg nach Hause zusammen, dass ich die echt läppischen 49 Märker da wohl doch irgendwie zusammenkratzen könnte. 20 DM vom Sparbuch abheben (ein wenig Augenklimpern bei Mama), 20 Märker noch in der Tasche (ein verdammtes Vermögen, wenn man nur 50 DM Taschengeld/Monat bekam) - dann später noch mal die Sache mit der Augenklimperei bei Papa, dann sollten auch die restlichen 10 Mark zusammenkommen.
Verdammt: das musste doch zu schaffen sein.
Es gab bis dato schon 2 oder 3 spielbare Demoversionen auf der regelmäßig gekauften
Amiga Games, wo man jeweils ein vollständiges Level von Lionheart spielen konnte. Ich wusste also, dass es das Geld wert war - und wusste aber genau so gut, dass ich mich ab jetzt so überhaupt nicht mehr mit den Demos zufrieden geben würde, wenn das volle Spiel nur 300 Meter entfernt auf mich warten würde.
Und ohnehin: ich kannte die Preview-Level schon in- und auswendig. Ich wollte endlich mal das komplette Spiel haben!
Also...gesagt, getan - und erfolgreich das Geld zusammen gekratzt.
Ich glaube mich noch zu erinnern, dass mir am Ende doch noch mal 5 Mark fehlten, um endlich den Laden zu stürmen. Und ich daraufhin zu meiner Oma gefahren bin (Augenklimpern!). Aber das könnte auch bei etwas völlig anderem gewesen sein. Da lässt mich meine Erinnerung in Stich. Oma war aber immer die Beste und immer eine gute Anlaufstelle, nicht nur dann, wenn es mal an Kleingeld mangelte. (R.I.P!)
Lionheart war somit auf jeden Fall ein Phänomen: denn jede/r Gleichaltrige (ich muss zu dem Zeitpunkt 15 gewesen sein) konnte es stemmen, sich dieses Spiel auch tatsächlich zu
kaufen. Natürlich immer vorausgesetzt man stammte jetzt nicht aus den allerärmlichsten Verhältnissen.
49 DM (entspricht heute wohl 20 bis 25 Euro); das war eine Menge Schotter zu jener Zeit, aber im Vergleich zu anderen Titeln schon fast ein low budget-Preis. Ohne, dass das Spiel aber auch nur annähernd nach
low budget roch. Was für die Filmindustrie ein Hollywood Blockbuster a la
Star Wars und
Herr der Ringe ist, ist für den Amiga das Spiel mit dem Löwenherz; Klotzen statt kleckern und auf die Kacke hauen statt es gemächlich anzugehen.
Es fühlte sich nach zehntausenden von Märkern an, die womöglich in die Produktion geflossen sind - also verdammt groß zu jener Zeit - aber am Ende war es doch nur eine kleine Produktion aus deutschen Landen, die
in in paar Wohnzimmern der Programmierer entstanden ist.
Richtig genau weiß ich es natürlich nicht mehr, aber ich habe bestimmt 2 Wochen am Stück nichts anderes gespielt. Im Normal Modus, in Hard und Lionhard - und wieder zurück. Bis ich alles auswendig kannte (in den höheren Schwierigkeitsgraden gabs ja fast komplett neue Level zu bestaunen
). Und wenn Freunde zu Besuch waren, dann mussten sie zwangsläufig AUCH Lionheart spielen, weil mir zu jener Zeit einfach nix anderes in die Diskettenschächte wanderte.
(beschwert hatte sich aber keiner, die fanden es alle cool)
Von der Grafik über die fantastische, fantastische(!) Musik bis hin zur perfekten Steuerung; auch im Nachhinein gibt es rein gar nichts, was ich an dem Spiel auszusetzen hätte. Lionheart anno 1993 hatte jeden in meinem Umkreis weggeflasht, der auch nur annähernd Computerspiele mochte.
Wie bei vielen Sachen, die man in einer gewissen Zeitspanne intensiv erlebt hat, so verbinde ich auch mit diesem Spiel verdammt schöne Erinnerungen. Und letztendlich war es auch einfach nur ein tolles Erlebnis Zeitnah dabei gewesen zu sein, als Thalion Lionheart herausbrachte und auf dem Amiga etwas ablieferte, was man so eigentlich nur von Konsolen erwartet hätte.
In diesem Sinne: Danke, Thalion. Danke, Matthias Steinwachs. Und Danke, Kultboy - fürs ständige uploaden von Testberichten und immer sehr lesenswerten Kommentaren der Community hier.
auf die nächsten Jahre.