Laut Wikipedia soll "Ambermoon" ja sogar
"ein großer Erfolg" für Thalion gewesen sein, konnte die Pleite der Firma aber leider trotzdem nicht verhindern. So was ist natürlich immer besonders schade. Wer weiß? Hätten sich die guten Verkaufszahlen nicht ausschließlich auf deutschem Boden beschränkt, sprich: wäre die englischsprachige Version rechtzeitig fertiggestellt worden, hätte Thalion vielleicht noch weiter bestehen können. Erinnert mich ein wenig an die damalige Situation von Commodore: Hätten die 1994 noch genügend Geld für die Produktion weiterer CD32-Konsolen gehabt, hätte die Firma möglicherweise weiter existiert - fragt sich in beiden Fällen nur, wie lange? Für die Gütersloher hätte es aber unter Umständen noch für die Fertigstellung des geplanten dritten Teils gereicht, was Finanzen und Zeit anbelangt. Vor 1995 wäre "Ambersun" - oder wie immer es letztlich geheißen hätte - jedoch bestimmt nicht erschienen, in einem Jahr also, in dem es um den Amiga wahrlich nicht mehr zum Besten stand...
Eigentlich könnten es
Karsten Köper und
Erik Simon heutzutage mal mit einer Kickstarter-Kampagne versuchen, denn schließlich kriechen dort ja mittlerweile alle möglichen, einstmals ach
so wichtigen, Entwickler unter ihrem Stein hervor, um ihr Mega-Game, auf das die Welt gewartet hat, finanziell unterstützt zu bekommen.
Allerdings dürften einige Dinge dagegen sprechen, denn:
1.
Köper/Simon sind ja momentan mit anderen Dingen beschäftigt, wie im Thalion-Special in Retro Gamer 4/2014 zu lesen ist.
2. Ob sie nach nunmehr über zwanzig Jahren überhaupt noch Bock auf die Fertigstellung ihrer nie vollendeten Trilogie haben, dürfte dezent angezweifelt werden. Andererseits gibt es ja Leute wie etwa
Peter Molyneux, die ganz offenbar nicht müde werden, gewisse Spielideen immer aufs Neue wiederzukäuen, wie sein wiederauferstandenes "Populous V10.5" alias "Godus" beweist. Drum: Sag niemals nie!
Darüber hinaus stellt sich noch eine ganz andere Frage: Soll "Ambersun" (ich nenne es jetzt einfach mal so) ein Rollenspiel für aktuelle Plattformen werden, oder eher ein Oldschool-Titel im bewährten Amiga-Look? Gerüchten zufolge verfolgte das Team
Köper/Simon für die dritte Episode ja ein ähnliches Vorhaben, wie es New World COmputing damals bei seiner "Might and Magic"-Reihe mit den beiden Teilen "Clouds of Xeen" bzw. "Darkside of Xeen" getan hatte. Mit anderen Worten: Hätte man sowohl "Ambermoon" wie "Ambersun" auf HD installiert, wäre daraus "Amberworld" entstanden. Sollte das Projekt "Ambersun" inklusive dieses sicherlich äußerst reizvollen Features also tatsächlich wiederbelebt werden, wäre dies wohl nur mittels einer Oldschool-Variante machbar.
Die zweite Möglichkeit wäre, "Ambermoon" ebenfalls einer neuzeitlichen Frischzellenkur zu unterziehen, um es für "Ambersun/Amberworld" gewissermaßen "kompatibel" zu machen. Verfolgt man jedoch diesen Gedanken, könnte man gleich auch noch den Erstling "Amberstar" mit ins "Next-Generation-Boot" nehmen und das Ganze als vollständige "Amber"-Trilogie auf den Markt bringen, wobei es dem Spieler dann selbst überlassen ist, ob er ein Kapitel nach dem anderen angeht oder sich direkt ins Gesamtpaket "Amberworld" stürzen möchte.
Ich für meinen Teil würde lieber einer Oldschool-Variante den Vorzug geben, wobei ich mit dieser Meinung wohl eher allein dastehen dürfte. Der Grund ist folgender: Bei einer kompletten Neuüberarbeitung des alten bzw. des dritten, neuen Spiels, würde die ganze Angelegenheit wahrscheinlich komplett in 3D vonstatten gehen. Neben den Dungeons würden also sowohl Oberwelt wie auch die "Innereien" der verschiedenen Gebäude aus der Ego-Ansicht gezeigt werden, was die liebgewonnene detaillierte Vogelperspektive von vornherein ausschließen würde. Jenes Zusammenspiel von 2D und 3D ist jedoch - zumindest für mein Empfinden - ein wichtiges Kernelement von "Amberstar/Ambermoon"! Ohne dieses wäre die RPG-Serie plötzlich nur noch eine unter vielen, wie ich finde. Und eine schräge Draufsicht à la "Diablo" geht schon mal gar nicht! Letztlich ist es aber eine Frage des rein persönlichen Geschmacks.
Sollte es eines wunderschönen Tages also mal wirklich zu einer Kickstarter-Kampagne kommen, sollten auf alle Fälle
Karsten Köper und
Erik Simon höchstselbst in die Entwicklung involviert werden (oder diese zumindest aufmerksam betreuen). Keinesfalls sollte man auf einen Dritthersteller zurückgreifen, der es zum Schluss eh nicht bringt, sonst könnte das Ganze in einem ähnlichen Desaster enden, wie es aktuell mit dem HD-Revival der "Schicksalsklinge" der Fall ist!
Auch wenn eine solche Kampagne wohl nie stattfinden wird - ich denke, gute Chancen hätte sie allemal, in welcher Form auch immer - hoffe ich sehr, dass es vielleicht doch irgendwann dazu kommt. Denn welches Spiel (außer natürlich "Wasteland") hätte es mehr verdient, ein weiteres, abschließendes Sequel zu bekommen, wenn nicht das "Amber"-Epos?!