Hi!
Als alter Zombie-Hase und Romero-Fan lasse ich mal meinen Gefühlen freien Lauf ;-)
"Night Of The Living Dead" ist ein Heiligtum. Thematisch wie ästhetisch finster wie die Nacht, eine grausige Studie menschlichen Verhaltens in einer Extremsituation.
Die 30th-Anniversary-Fassung von "Night Of The Living Dead" kann ich nur bedingt empfehlen - für meinen Geschmack wird der urspruengliche Rhythmus des Films unvorteilhaft veraendert. Ausserdem muss man (auch wenn man den Orginal-Film nicht kennt) nicht allzu genau hinsehen um die neuen Szenen zu erkennen (Filmmaterial, Ästhetik). Aber ansonsten ist das neue Material ganz akzeptabel in den alten Film integriert. (Es handelt sich ausschliesslich um zusätzliche Szenen, es wurde kein Orginal-Material entfernt.)
Das 1990er Remake von Tom Savini gefaellt mir ganz hervorragend! Ein eigenständiger Film, mit einem Hauch Ironie (die Zombies sind einen Tick zu bunt geraten) und einer tollen neuen Hauptfigur. Veränderungen an der Story und am Plot wirken nicht aufgesetzt, sondern sinnvoll und modern.
"Dawn Of The Dead" ist erst recht ein Heiligtum. Wilde Action, genialer Soundtrack, spannende Charaktere, eine epische Story, massig Filmblut. (Dass das Filmblut wie Marmelade aussieht tut der Qualität des Film keinen Abbruch. Habe den Film glaub ich schon acht mal gesehen.)
Das 2004er Remake von "Dawn Of The Dead" gefällt mir auch sehr gut, hat wieder die Romero-Typischen, sehr unterschiedlichen Charaktere, einen modernen, schnellen Rhythmus, sinnvolle Abweichungen vom Orginal, einige ziemlich schaurige Szenen, und einen überragenden Abspann (Sitzen bleiben, bis die letzte Zeile der Credits abgelaufen ist). Zugunsten von (tw. atemberaubenden!) Actionszenen leider aber nicht die inhaltliche Tiefe des Orginals.
Hier hat evtl. "28 Days Later" (Regie: Danny Boyle) die Nase vorne. Zwar kann der 2004er-DOTD ästhetisch 28DL übertreffen, letzterer bietet stellenweise aber doch den interessanteren Diskussionsstoff.
"Day Of The Dead" ordne ich irgendwo dazwischen ein. Im Detail mitunter noch intensiver als die vorigen Romero-Filme, in der Darstellung der völligen physischen wie psychischen Zerrüttung der Protagonisten fast schmerzhaft anzusehen, aber dramaturgisch nicht ganz so ausdauernd wie "Dawn Of The Dead".
Die italienischen/französischen/spanischen Zombie-Produktionen ("Woodoo-Schreckensinsel...", "Zombi 3", etc. pp.) kommen inhaltlich sowie ästhetisch oder technisch nicht annährend an die genannten Filme ran. Bieten aber eine Unmenge von Filmblut. (Ekelhafterweise auch echtes Blut - der Hai in "Woodoo..." wurde tatsächlich verletzt. Nein danke.) Wer´s wirklich ganz dicke braucht, der möge sich "Zombi Holocaust" (Regie: Marino Girolami) ansehen.
Romero interessiert sich für das Innenleben seiner Figuren (sogar das der Zombies). Ein Aspekt der bei den meisten Horror-Filmen bestenfalls verkümmert oder verkitscht vorzufinden ist. Zudem hat Romero das wundervolle Talent seine Figuren als psychologische Prototypen zu zeichnen, zu vereinfachen, und sie dennoch menschlich und glaubwürdig erscheinen zu lassen.
Noch zwei Anmerkungen:
Von "Dawn Of The Dead" existieren viele unterschiedlich zensur-geschnittene Fassungen, die alle auf zwei ursprüngliche zurückgehen. Eine von George Romero geschnittene, und eine von Dario Argento (Drehbuch, und ein hervorragender Regisseur eigener Filme - Tipp: "Profondo Rosso / Deep Red"
geschnittene. Seit einigen Jahren existiert ein "Ultimate Cut" von Dawn Of The Dead, in dem Szenen aus beiden Ur-Schnittfassungen zur denkbar umfangreichsten Version zusammengeschnitten wurden. Diese Version sollte man sich aber nur der Vollständigkeit halber ansehen - hier werden zwei Filme zu einem vermischt, jeglicher Rhythmus geht verloren, mitunter wechselt der Soundtrack abrupt. Kein wirklicher Genuß, nur was für wahre Fans.
Zuletzt: Ich habe kürzlich ein Interview mit George A. Romero bezüglich dem kommenden "Land Of The Dead" gelesen. Er sagt er habe mit weit weniger Geld gearbeitet als so manche vergleichbare Produktion heutzutage, aber er habe dadurch unabhängig arbeiten können, und das Ergebnis entspräche vollständig seinen Vorstellungen.
In diesem Sinne,
stay zombified,
Roman