Okay, das wird jetzt wahrscheinlich etwas epischer. Aber Final Fantasy VIII und ich ist eine etwas "längerfristige" Geschichte
Ich hatte von einem Freund Ende der 1990er ein "abgelegtes" FF VII bekommen, durchgespielt und war von Story, Umfang und Vielfalt echt geplättet. Die damals geschalteten TV-Werbespots des Nachfolgers sahen auch äußerst vielversprechend aus und so gab es keine Diskussion: "Das Spiel muss ins Haus!". Allerdings übte ich mich in Geduld und wartete auf die preisgünstigere Platinum-Ausgabe. Endlich erstanden, ging es auf ans Spielen.
Erster Eindruck: Besser als FFVII. Zwar ist bei beiden Spielen die Waffen- und Magiekoppelei eine Wissenschaft für sich, mit dem System des auf mich durch den erwachseneren Look atmosphärerischen Achters kam ich aber deutlich besser zurecht. Der Schwierigkeitsgrad war nicht ohne, der Grund liegt auf der Hand und wurde hier bereits mehrfach erwähnt: Die "mitwachsenden" Gegner.
Ich habe vergessen, wie weit ich im Spiel eigentlich genau war (es muss allerdings knapp nach Ende der Weltraummission gewesen sein), als ich im Frühsommer 2002 über einen sehr langen Forumsthread stolperte, der eine "extreme" Spielweise des Games zum Thema hatte. Grob vereinfachend: Man vermied tunlichst die Erlangung von EXP und verhinderte dadurch den Levelanstieg der eigenen Charaktere so lange, bis man irgendwann im Spiel an die G.F. Kaktorius geriet, deren "Bonusprogramm" das dann anschließend erlaubte Aufleveln der Party in ein wahres Status-Feuerwerk verwandelte. Da ich ohnehin nicht so recht weiterkam, die Gegner mit bösartiger Regelmäßigkeit immer eine Nummer zu groß waren, fiel mir die Entscheidung nicht schwer: Ich meldete mich im dortigen Forum an, holte mir noch ein paar Zusatzinformationen und schmiss meinen bisherigen Spielstand in die Tonne. Alles auf Null, alles auf Anfang.
Was sofort auffiel: Das Spiel wurde sehr schnell spürbar einfacher. Da man die Kämpfe mit dem Verwandeln der Gegner in Karten beendete, kassierte man fleißig Ability-Points, die G.F. wurden stärker, die Zauber auch - alles was früher nur im zigsten Anlauf klappte, war damit nur selten ein wirkliches Problem. APs und Fähigkeiten der G.F. grinden ging problemlos, so dass ich z.B. schon über 20 Stunden auf der Uhr hatte, bis ich mich überhaupt einmal zur das Spiel eröffnenden Feuerhöhlen-Prüfung begab. Ich hockte also mitten im damaligen ersten Elbe-Hochwasser und hatte jede Menge Spaß.
Irgendwann plumpste ich nach einer Urlaubsreise in ein mächtiges Motivationsloch, das etwa ein Jahr anhielt. Ich raffte mich danach noch einmal auf, hatte plötzlich die "grandiose" Idee,
alle Statuswerte bei
allen Charakteren auf 255 zu bringen und prügelte mich so durch endlose Scharen ausgewählter Monster, um bestimmte Gegenstände, die sich zu statusverändernden Items wandeln ließen, zu erhalten. Langweilig? Sicher und nur mit Nebentätigkeiten wie Musik oder Hörbüchern durchhaltbar.
Gegen 2006 war die Luft dann endgültig raus. Zu stur, um es einfach nur zu Ende zu bringen, zu unmotiviert, um weiter Dutzende Stunden stupide zu grinden. Jedenfalls lassen sich für jenes Jahr meine letzten diesbezüglichen Spuren im Netz nachweisen. Ich schaltete die Playstation aus und legte sie beiseite. Dort blieb sie auch. Bis gestern.
Der Auslöser ist wiederum sehr kurios. Mein in den Wende- und Wiedervereinigungswirren gebautes Abitur war aufgrund der damaligen chaotischen Zustände ungenutzt geblieben. Je älter ich wurde, desto mehr ärgerte mich das. Mit Ende 30 hatte ich dann endgültig genug und schrieb mich an der Hagener Fernuni ein, aktuell sitze ich an meiner Abschlussarbeit. Um mich darauf konzentrieren zu können, verordnete ich mir freiwillig eine mehrmonatige Facebook-Pause, mittlerweile zu meinem größten Zeiträuber geworden. Da man aber nun wirklich nicht nonstop über wissenschaftlichen Texten brüten kann, fing ich damit an, endlich einmal ungelesene Bücher zu sichten und ungesehene DVDs in den Player zu schieben. So nun auch in den vergangenen Tagen das jahrelang ungeöffnete "Final Fantasy VII: Advent Children". Und egal, wie man den Film nun bewerten mag - es löste etwas in mir aus. Da war doch noch was offen!
Ich begann mich auf die Suche nach meiner Playstation zu machen. Als sich 2011 statt dem geplanten zweiten Kind gleich ein ganzer Dreierpack ankündigte, hatten meine Göttergattin und ich uns nach einem Haus umgesehen und schlussendlich eins erworben. Dass die Konsole den Umzug mitgemacht hatte, war sicher. Aber wo zur Hölle lag das Teil?
Gestern morgen bin ich bei brütender Hitze auf meinem Dachboden in einem Karton fündig geworden. Die Speicherkarte steckte noch drin, im Laufwerk befand sich die 4. CD eines gewissen Spiels. Alles etwas angestaubt und all die Jahre sicherlich auch nicht besonders fachgerecht gelagert. Als ich die Konsole am Abend endlich anschloss, rechnete ich mit dem Schlimmsten. Aber was soll ich sagen...als hätte ich gestern ausgeschaltet. Alles da, alles läuft!
Natürlich sieht die Grafik auf einem heutigen Fernseher arg pixelig aus. Natürlich hatte ich Menüstrukturen und Tastaturbelegungen komplett verlernt. Ich wusste nicht einmal, wo ich mich genau befand. Aber nach ein paar lockeren Kampfrunden war ich fast schon wieder drin. Und jetzt bringen wir es auch irgendwann nach Hause!
So als Statistikorientierung: Alle Charaktere haben Level 100, alle G.F. bis auf Eden (87) auch. Glück und Geschick sind die einzigen Statuswerte, die nicht auf 255 sind, die zu erhöhen ist aber auch extrem mühsam. Die Zeitanzeige ist derzeit gelb gefärbt. Die ersten 100 Stunden ist sie weiß, rot war sie auch schon. Wenn ich nicht noch eine weitere Zwischenfärbung vergessen habe, stehen auf dem Konto also derzeit etwa 275 Spielstunden. Aber auf fast 15 Jahre gerechnet, ist das auch nicht so wild...
In diesem Sinne: Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Kommentar wurde am 08.08.2015, 23:14 von McCluskey editiert.