Kultserien in meiner Kindheit waren natürlich auch die klassischen Zeichentricks, für die Karel Svoboda seine Ohrwurm-Titellieder geschrieben hat: „Biene Maja,“ „Wickie,“ „Nils Holgersson“ sowie „Pinocchio.“
Mann, was hab ich mich beim „Pino“ oft aufgeregt, wenn dieser Holzkopf mal wieder auf die Tricks des räudigen Fuchses und des Straßenkaters reingefallen ist! Dabei haben ihn seine wahren Freunde jedes Mal vor den beiden Tunichtguten gewarnt!
Am Ende war ich enttäuscht, als er schließlich in einen „echten Jungen“ verwandelt wurde. Gefiel mir gar nicht, so pummelig, wie er dann plötzlich war.
„Nils“ war auch moralisch wertvoll, doch hauptsächlich fand ich die Vorstellung spannend, als Däumling durch die Welt zu fliegen. Aber ich glaube, in Wirklichkeit würde man in diesem Zustand wohl nicht lange überleben.
„Wickie“ war natürlich DIE Kultserie schlechthin. Oft fand ich aber die „starken“ Männer ganz schön belämmert, wenn sie bei den simpelsten Problemen den mädchenhaften Knirps zu Rate ziehen mussten. Hielt mich dafür selbst oft für oberschlau, wenn ich bei mir dachte: Also, darauf wäre ich auch gekommen!
Die Typen mochte ich aber sehr. Als ich Jahre später Obelix kennen lernte, dachte ich z.B. oft unweigerlich an den Faxe.
Bei der „Biene Maja“ stand ich total auf die Stimme des faulen Willi. Flips ständiges „Hü-hüpf!“ fand ich etwas albern, aber die Spinne Thekla war super.
Ansonsten mochte ich die Serie nicht ganz so gern wie die anderen drei genannten. Lag vielleicht daran, weil die Heldin ein Mädchen – und damit eine Spur zu „brav“ – war.
Bei „Heidi“ z.B. ging’s mir ähnlich – die verschmähte ich fast komplett. Und bei den Schlümpfen mochte ich die Tussi Schlumpfine nicht. Heute genießt sie aber meinen vollen Respekt - wie sie es ganz allein unter den vielen Männer ausgehalten hat…
Später gab’s dann eine Serie, die bei vielen absoluten Kultstatus innehat, bei mir aber ziemlich unterging: „Captain Future.“
Vielleicht lag’s daran, weil ich ja „schon“ zehn war, als sie bei uns gezeigt wurde. Naja, das wird’s wohl eher nicht sein…
Jedenfalls fand ich schon die Titelmusik mit dem wortlosen Frauengesang arg von meinem geliebten „Raumschiff Enterprise“ inspiriert.
Heute gefällt mir das Lied aber viel besser als sein Vorbild. Auch den Namen „Captain Future“ fand ich doof (wir lernten damals unsere ersten Brocken Englisch), und der Held war mir irgendwie so unsympathisch
souverän und edel. Aber sein Raumanzug war cool, so turrican-mäßig!
Abschließend will ich noch bemerken, dass ich „Pino“ und „Nils“ nicht zuletzt deshalb mochte, weil deren Episoden eine zusammenhängende Geschichte ergaben. Am Ende gab’s ja immer eine kurze Vorschau auf die nächste Folge; das machte immer neugierig.
Wenn ich die alten Zeichentrickserien mit denen vergleiche, die den Kindern heute so aufgetischt werden, muss ich sagen: Die alten waren noch für (unschuldige) Kinder gemacht, die neueren hingegen für (Arschloch-) Kids, wenn ihr mich recht versteht. Irgendwie „Fast-Food-Unterhaltung“ halt.
Allerdings hatten die klassischen Serien oft anerkannte Kinderbücher als Vorlage.
Die modernen Zeichentricks sind zwar deutlich besser animiert (früher gab’s ja oft bloß ein halbminütiges Standbild, bei dem sich nur der Mund bewegte…), doch inhaltlich sind sie ziemlicher Müll. Und wenn ich mir den Entenhausen-Thread hier anschaue, ist es bei den Comics auch nicht besser.
Und ich selber hab’s ja auch bei Asterix bemerkt…
Vielleicht haben in unserer Leistungsgesellschaft selbst die Kreativen zuviel Druck (oder Ablenkung?) im Nacken, um noch wirklich kreativ sein zu können.