So, hier kommt der Undercover: Operation Wintersonne Test vom österreichischen Entwickler Sproing! Kurz gefasst ist Undercover ein sehr gutes Adventure, versagt aber leider bei der B Note.
Es ist der Januar des Jahres 1943, die Welt ist mitten im 2. Weltkrieg. Der britische MI6 kommt in diesen Tagen an geheime Dokumente über ein deutsches Nuklearwaffenprojekt, weswegen der Wissenschaftler Dr. John Russel, der Spieler, zur Hilfe gerufen wird. Nachdem Dr. Russel die Dokumente für echt befunden hat, wird er auf geheime Mission nach Deutschland geschickt.
Ihm zur Seite gestellt wird der Spion Peter Graham und schon bald treffen sie noch auf eine weitere MI6 Spionin namens Anne Taylor. Zusammen müssen sie nun verhindern, dass die Nazis die Nuklearwaffe fertig stellen können und zum Einsatz bringen.
Wie in Tunguska wird Berlin besucht, aber jedoch die ganze Zeit nur bei Nacht. Scheinbar legen die Entwickler aber mehr auf Authenzität, denn zumindest das Kaiser Wilhelm Institut, welches zuerst besucht wird, sieht aus wie auf Fotos, die ich im Netz fand. Das später besuchte Haigerloch, ein Kaff im Schwabenland, sieht auch sehr schön und authentisch aus. (erinnert etwas an das bayrische Dorf aus Gabriel Knight 2)
Am Ende gehts auch noch nach Stalingrad zum großen Finale.Die Grafik von Undercover ist eindeutig besser als die von Tunguska, so gibt es schöne Schatten, Spiegelungen und besonders schön sind die Hitzeflimmereffekte. Auch die Charaktergrafiken können hier sehr punkten, denn sie sind sehr detailiert und bestehen auch locker eine Nahansicht. Als kleines Retrogimmick gibt es noch den sogenannten Sepia Filter, wenn man diesen aktiviert, bekommt das Spiel einen Gelbstich und erinnert an Filme der 40er. Außerdem gibt es 2 verschiedene Auflösungen, einmal 1024x768 und 1280x1024, was wohl besonders TFT Screenbesitzer freuen wird, da dass ja meist die native Auflösung derer ist.
Die Charakteranimationen sind auch sehr gut gelungen, wirken alle echt. Jedoch wiederholen die sich auch relativ oft und bei vielen Animationen schaltet das Spiel auch auf "Autopilot" und man muss sich die Animation zum 1000. Mal anschaun. Außerdem sind die Ladezeiten zwischen den Screens teilweise nicht akzeptierbar, Ladezeiten zwischen 2-7 (meist um die 5!) Sekunden sind bei jedem Screenwechsel vorhanden, wodurch das Spiel unnötig in die Länge gezogen wird. Dies wird aber wohl nicht an der Grafik an sich liegen, sondern an einer mies optimierten Engine.
Der Sound ist eher Durchschnitt, Musik ist nicht immer vorhanden und wenn, dann gehört sie normalerweise in die Kategorie unauffällig. (also weder positiv noch negativ) Die Synchronisation ist wie gewohnt von dtp auf hohem Niveau, jedoch sind die Sprecher nicht immer passend. Besonders unpassend empfand ich die Stimme von Dr. Russel selbst, der vom Sprecher des Dougs aus King of Queens intoniert wird. Eine älter (bzw seriöser) wirkende Stimme hätte mir besser gefallen.
Die Bedienung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Denn anders als es sich bisher im Genre durchgesetzt hat, linke Taste benutzen, rechte ansehen, wurden die Tasten vertauscht. Das wirkt zu Anfang doch sehr irritierend, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Etwas komisch ist da, dass, wenn man Gegenstände aus dem Inventar benutzt, die linke Maustaste zum benutzen da ist und die rechte Taste um den Gegenstand wieder zurück ins Inventar zu legen. Gespräche kann man mit der Leertaste abbrechen, was mir besser gefällt als zB bei Tunguska, da ich doch relativ oft aus Versehen mal auf die rechte Maustaste komme, optimal ist das jedoch nicht, das wäre mM die mittlere Maustaste. Auch eine Spielehilfe zum Anzeigen aller Hotspots ist vorhanden, heißt hier jedoch Einsteigermodus und ist nur vom Hauptmenü aus aktivierbar. Dann kann man jedoch auf jedem Screen mit der Backspacetaste alle Hotspots anzeigen lassen. Mit Doppelklick (leider rechte Taste) wird der Bildschirm auch vorzeitig verlassen, ansonsten rennt Dr Russel.
Die normalen Rätsel sind für alte Adventurehasen keine Herausforderung, da altbekannt. So darf man mal wieder eine Ratte jagen um in einer Gaststätte für Unruhe zu sorgen oder aber einen Penner den Tod in die Hand drücken in Form eines selbst gepunchten
Schnapps. Jedoch werden viele Rätsel dank der elendigen Ladezeiten zwischen den Screens zu einem extrem leidigen Thema, da man auch gern mal fix durch paar Screens huschen möchte. (und so eine eigentlich 10 Sekundensache über 1 Minute dauert)
Die Logikrätsel sind dagegen etwas undurchsichtig. Denn man weiß zwar, was man machen soll, aber leider Gottes sind die Hilfestellungen, die im Spiel herumliegen oft etwas kompliziert. So findet man z.B. erst in einem Nachbarbüro in einem Geheimraum die Lösung für ein Schubladenrätsel (übrigens total hirnrissig) und dabei ist diese Lösung auch noch verschlüsselt, wodurch das einem auch nicht weiter hilft. Das Rätsel habe ich dann durch Zufall gelöst, bei vielen anderen der Logikrätsel sah es ähnlich aus.
Die Spielzeit würde ich mit unter 10 Stunden angeben, aber auch nur weil viele Animationen sich wiederholen (und auch meist 2-5 Sekunden dauern) und den langen Ladezeiten. Wirklich Spiel hat man wohl 1 Stunde weniger.
Es gibt auch ein paar mal Zeitdruckszenen, wo man relativ fix (aber Zeit sollte selbst Herrn Scharping bleiben) Rätsel lösen oder sich verstecken muss.
Fazit: Undercover hat eine schöne und spannende Story, jedoch ist es etwas kurz und deswegen will auch keine Bindung an die Charaktere aufkommen. Am besten ist das 2. Kapitel, wo man das erste mal mit der Anne zusammen rumläuft, da entsteht sogar eine gewisse Charakterbindung, leider wird das Zusammenspiel danach wieder verworfen und will nicht mehr aufkommen. Es gibt auch noch andere kleine Macken, so ist zB das Inventory etwas unübersichtlich, da es eine Endlosschleife ist (nach dem letzten eingesammelten Gegenstand kommt wieder der 1.) und sich auch viel Müll ansammelt, der auch nicht nach einem Kapitelwechsel automatisch rausgeschmissen wird.
Grafik: 1
Sound: 2
Spielstory: 1-
Bedienung: 2-
Rätseldesign: 3
Spielmotivation: 2
Übrigens ist es etwas komisch, dass es im ganzen Spiel keine Naziparolen oder Hakenkreuze (die Ärmelschärpen der SS sind z.B. komplett rot ohne Hakenkreuz und weißer Kreis) gibt. Selbst Hitler wird höchstens als "der politische Führer Deutschlands" genannt. Sowas kann es auch nur in einem für Deutschland entwickeltes Spiel geben, schade, dass sowas zwar in jedem Schundfilm geht, aber in keinem Spiel. Dadurch geht einiges an Stimmung verloren, jedoch ist die Stimmung in dem Bereich eh etwas schwach, da ich bezweifle, dass man sich 1943 so einfach so frei bewegen konnte in Deutschland.
PS: Mit NVidia Karten gibt es scheinbar Probleme mit Anti Aliasing und den Videos. Daher rate ich all denen, Anti Aliasing erstmal aus zu haben, weil sonst das Spiel Ewigkeiten zum Starten braucht und sogar zu BlueScreens führen kann.