Daedalic hat sich relativ schnell in die Herzen der Adventurespieler gespielt, angefangen mit Edna bricht aus über Whispered World bis zum Umweltadventure A new Beginning. Scheinbar hatte das Umweltthema es den Entwicklern angetan, denn mit ihrem neuesten Streich Deponia lassen sie ihre Protagonisten durch eine müllverseuchte Welt laufen. Allerdings wird diesmal nicht mit der Grünenkeule um sich geschlagen, sondern kräftig auf den Lachsack gehauen.
Das Spiel handelt vom selbstsüchtigen Taugenichts Rufus, dem sein Leben auf dem Müllplaneten Deponia im wahrsten Sinne des Wortes stinkt. Deswegen versucht er schon sein Leben lang nach Elysium zu gelangen. Das ist eine Enklave hoch im Himmel, auf die sich einst die Reichen hin verzogen haben, als das Leben auf der Planetenoberfläche scheinbar unmöglich wurde. Allerdings ist bisher angeblich nur einer Person die Flucht von Deponia geglückt, nämlich Rufus Vater. Aber nicht das ist Rufus größtes Problem, eher seine notorische Unfähigkeit. Trotzdem gelingt sein letzter Versuch überraschenderweise und er landet auf einen Organon Kreuzer. Ein Zug einer Art Polizei, die auf Deponia mit harter Hand für Ordnung sorgt und allem Anschein nach für die Elysianer arbeitet. Das gilt aber wohl nicht für die Elysianerin Goal, die bei Rufus Ankunft grade von Organonleuten bedrängt wird. Mit Hilfe von Rufus können beide den Schergen entkommen, landen aber wieder auf der Planetenoberfläche. Somit ist Rufus wieder am Anfang, hat aber mit der verletzten Goal immerhin eine mögliche neue Eintrittskarte nach Elysium.
Wie gewohnt bei Daedalic ist das Spiel im Comiclook gehalten, aber das ist, wie üblich, die einzige Gemeinsamkeit, die die Daedalic Spiele aufweisen können, da der Stil von Spielserie zu Spielserie wechselt. Da Deponia ein sehr humoriges Adventure ist, spiegelt sich das auch am Look wider. Zwar sieht das Spiel sehr schön aus, aber es gibt auch das typische Schönheitsmakel bei den Animationen. Da die Charaktere noch 2D Modelle sind, fehlen manchmal einige Animationsschritte. Das störte bei den vorherigen Daedalicspielen eher weniger, bei dem gewählten Grafikstil, der sehr an einen Zeichentrickfilm erinnert, fehlen allerdings die Animationen. Aber sollte nicht all zu sehr stören. Dafür gibts im Hintergrund immer wieder nette Gimmicks zu entdecken.
Die Musik ist nett und passt sehr schön zu den jeweiligen Hintergründen. Besonders hervorheben muss man jedenfalls Jan Müller-Michaelis, einen der Chefs von Daedalic, der hier nach Harvey's neue Augen wieder vors Mikro ging und für jedes Kapitel die Einleitung singt.
Die Synchronisation ist gelungen, auch wenn nicht perfekt. Immerhin hat es Daedalic geschafft, alle Stimmen passend zu besetzen, was ja bisher auch nicht immer gut geklappt hat. Etwas übertrieben hat man allerdings mit dem Comedian und Hauptsprecher Monty Arnold (z.B. bekannt aus Tony Tough), der nicht nur Rufus, sondern auch seine Gegenspieler spricht. Jedoch passt er sehr gut auf Rufus und zumindest teilweise wird ja die Doppeltbesetzung relativiert im Laufe der Geschichte.
Die Rätsel sind meistens recht leicht zu durchschauen, was nicht heißt, dass man schnell mit diesen fertig wird. Schön ist, dass man öfters mehrere Rätselketten bestreiten muss um weiterzukommen. Diese sind allerdings auch nicht immer logisch. Das man anstatt Kaffeepulver einfach Schwarzpulver nimmt ist dabei noch das einleuchtenste, immerhin ist Kaffee in deren Welt unbekannt. Trotz der Unlogik gibts aber wenige Hindernisse, zumal sich das Spiel die meiste Zeit auf nur wenige Screens beschränkt. Etwas schade ist aber, dass Goal im Laufe des Spiels nur eine passive Rolle hat.
Unterstützung für Wenigspieler gibt es während des Spiels neben den vielen Ingamehinweisen eher weniger. Über die Leertaste kann man sich immerhin alle Hotspots anzeigen lassen. Wer allerdings nur selten zum Spielen kommt, bekommt keine Hilfe und bleibt hilflos zurück, denn es gibt keine Tagebuchfunktion oder ähnliches. Wegen der wenigen Screens ist das aber auch nicht so schlimm. Schlimmer wiegt, dass Daedalic noch immer nicht ihre Minispiele unter Kontrolle hat. Denn diese haben sehr wenig Hilfestellungen und es ist teilweise schwer den Ausgang der Rätsel herauszufinden. Immerhin gibt es eine Komfortfunktion um diese zu überspringen, welche ich bei denen eher unpassenden Minispielen empfehle.
Die Steuerung ist gehabt einfach gehalten. Rechte Maustaste ist angucken, die linke ist fürs ausführen von Aktionen gut. Als mittlere Revolution kann man das Drop-Down Inventar per Mausrad (auf Wunsch) runterfahren lassen. Im Inventar werden die Maustasten jedoch etwas inkonsequent genutzt. Da es eben nur zwei Maustasten gibt, ist die linke zum kombinieren/auswählen der Gegenstände gut, die rechte wird dafür fürs anschauen UND direkten benutzen genutzt, fand ich etwas gewöhnungsbedürftig, da man nicht immer mit einer Aktion rechnet, wenn man einen Gegenstand nur anschauen will.
Dialoge kann man überspringen, Zwischensequenzen kann man im Menü gesondert anschauen. Eine Schnellspeicherfunktion gibts auch.
Deponia ist wieder mal ein sehr gelungenes Adventure aus dem Hause Daedalic. Indes ist es aber auch recht kurz, die vier Kapitel sind locker in gut 7-8 Stunden durchgespielt. Dafür ist das Spiel aber von Start weg für unter 30€ zu haben. Die kurze Spielzeit liegt aber auch an einem recht einfachen Grund. Deponia ist Daedalic zu lang geworden und deswegen haben sie das Spiel in drei Teile aufgeteilt. Teil 2 folgt aus diesem Grund auch schon im Herbst. Ob der Plan aufgeht, wird sich zeigen, zumindest Teil 1 hat sich bereits grandios verkauft.
Positiv hervorheben muss man, dass das Spiel komplett ohne Kopierschutz daherkommt. Besonders die extrem nervigen Kopierschütze von Whispered World und Harveys neue Augen (Homage an Monkey Island bzw Würfelspiel) waren eine extrem miese Idee. Damals hätten sie zumindest ne Option reinnehmen sollen, die das Ding deaktiviert. Da ist es wirklich schön, dass man die Deponia DVD nach der einmaligen Installation nicht mehr anrühren muss. Damit ists aber allem Anschein nach auch schon wieder Schluß, denn für das nächste Daedalic Adventure (Das schwarze Auge: Satinavs Ketten) wurde bereits angekündigt, dass Steam als Kopierschutz genutzt wird.
Grafik: 2+
Sound: 1-
Spielstory: 2
Bedienung: 1-
Rätseldesign: 2
Spielmotivation: 1