Ich wäre um ein Haar beim Militär gelandet. Wollte zum Stabsmusikchor(wo sonst?)Die Prüfungen hatte ich schon abgelegt, ging dann ins Büro um mir anzuhören, das man mit T3 nicht Musik machen darf.
Dies war meine kurze Karriere beim Militär und ich ging ins Altenheim. Mein Bruder hatte sich dort für eine Zivistelle beworben, wurde aber Vater und ich bekam sie.
Ich war für den Haushalt zuständig(Essen machen, anreichen, putzen und selten ein paar Leute hochheben - war dann eher freiwillige Hilfe). Waschen musste ich die zum Glück nicht, wäre mir schon etwas eklig.
Ich hatte ca. 2 Wochen dauerstress und Überwindungszeit, weil zu der Zeit fast alle im Urlaub waren, und mich niemand so recht unterstütze, geschweige gesagt hat, was ich machen soll.
Meine ersten Minuten liefen wie folgt ab:
"AH, das ist der neue! Reichen sie bitte dieser Frau das Essen an." War für mich schon ein Schock, weil ich mit so etwas gar nicht gerechnet hatte. In den ersten 2 Wochen verstarben auch einige, was mir einen zusätzlichen Schock versetzte(merkwürdigerweise starb dann in den nächsten 9 Monaten kaum jemand).
Nach den 2 Wochen wurde es ruhiger. Ich hatte mir einen Plan gemacht, was ich im Laufe des Tages alles erledigen muss, was jeder Bewohner ißt und trinkt, sodass alles mechanisch ablief.
Mit den Bewohnern verstand ich mich gut, machte mit denen ein paar Späßchen, las auch mal aus der Bibel oder hörte mir Rockmusik an(am Ende von Stairway to Heaven ist meine Chefin ein wenig ausgetickt, was da komisches im Radio liefe
) Im übrigen war die Cheffin nicht gerade beliebt, fair und manchmal freundlich, auch ein Arbeitstier, aber wenn etwas nicht in ihrem Sinne war, dann war die Klappe schnell auf. Komplimente konnte sie anscheinend auch nicht verteilen. Am Ende meines Dienstes sagte sie zu mir: Ich habe ihnen viel freie Hand gelassen, dass sollten sie als Kompliment ansehen.
Ich musste einmal im Monat am Wochenende arbeiten, was aber ganz okay war. Sonntags habe ich die Messe musikalisch begleitet, schnell essen ausgeteilt und schon war ich fertig.
Schön an der Zivizeit war auch, dass ich drei andere Zivis noch vom Abi her kannte. Wir haben dann nachmittags Pause gemacht und entweder Kniffel oder später Arschloch(mit 4 Kartenspielen) gespielt.
Es gab wenig negatives. Auch wenn ich nur Zivi war, hab ich meine Klappe auch aufgemacht, wenn mir etwas nicht passte. Schließlich war ich gleichberechtgter Mitarbeiter und kein Sklave.
Manchmal bekamm ich unterstützung von Praktikanten(und Praktikantinnen), es kamen auch neue junge Mitarbeiterinnen - alles in allem eine gute Zeit. Diese Zeit hat mein Leben bereichert.
Einen Haken hatte es aber schon. Ich musste bis 4 arbeiten - und wenn ich dann heim kam, hatte ich meistens kaum Lust oder Power direkt Klavier zu üben. Es war deswegen kritisch, weil ich nach meinem Zivildienst Aufnahmeprüfungen fürs Studium hatte.
Mein Zivildienste war Ende Mai inoffiziell fertig (hab meinen gesamten Urlaub fürs Ende gespart, auch wenn man so etwas eigentlich nicht darf), zwei Wochen danach waren meine ersten Aufnahmeprüfungen in Düsseldorf. Zu der Zeit sagte mir noch ein Professor der Düsseldorfer Hochschule ich sollte aus einer Sonate einen anderen Satz spielen, würde den Gesamteindruck verbessern. Nur hatte ich bis dato diesen kaum geübt.
Das, was ich in den 2 Wochen geleistet hab war meines Erachtens bemerkenswert, weil ich den Satz gut und sogar auswendig vorgespielt hab und aufgenommen wurde.
Habe noch nach meiner Zivizeit einige Bewohner besucht, wobei die meisten schon verstorben sind.
Ja, war eine schöne Zeit, und gutes ehrliches Geld gabs auch.