Hier mal das ergebnis meines kreativen Ergusses heute zu unchristlicher Zeit. Zur Erklärung: Ich plane für den Herbst eine kabarettistisch-szenische Lesung aus meiner Sprachpanscher-Trilogie mit dem Schauspieler und Sprecher Wolfgang Berger. Dies soll die einleitende Szene werden:
Lesung „Feuchtgebiete trockengelegt – oder „Demokratie light“
1. Szene Begrüßung/Einführung
1 und 2 betreten die Bühne.
1. …- schönen guten Abend, meine Damen und Herren!
…
2. …- ja, einen schönen guten Abend!
1 und 2... … - Willkommen zu unserer Lesung „Feuchtgebiete trockengelegt – oder Demokratie light“!
1. … - Ich bin (Wolfgang Berger) und soll hier lesen.
2. … - Ich bin (Jens Petersen) und will hier lesen.
1 und 2. … (weisen zum Piano) - und das ist XY, der soll hier spielen.
…Pause…
…Rumgucken
...Lächeln……
...Schnüffeln…
1 und 2 gucken sich irritiert an…
1. … - Sag mal, riechst Du das auch?
2. … - Ich bin mir nicht sicher? Warte mal…
1 und 2 gehen durch das Publikum, unterhalten sich in Fragmenten, schnüffeln dabei in den Sitzgruppen herum, einer kritisch, der andere wiegelt immer ab:
… hier ist nichts… hier rieche ich was… boah, hier ist es schlimm… (lobend) mmmh, Davidoff… (herablassend) bah, Lidl…hier geht’s einigermaßen… hier stinkt’s… ich weiß nicht, ich rieche nichts etc. pp. => Rückkehr auf die Bühne
1. … (erstaunt und ungläubig) - und Du hast nichts gerochen?
2. … (naiv und geradezu auffällig unwissend) – ich wüsste nicht, was Du meinst.
1. … (lacht erkennend) – ach so… Du bist ja Raucher!
2. … (konspirativ) – sag mal, willst Du mich jetzt doch hier vor all den Leuten outen? Wir hatten doch extra abgesprochen, dass heute niemand geoutet wird. Das kannst Du in (Schleswig) doch nicht machen! Neulich in Hamburg war das ja kein Problem, aber hier…
1. … (lachend) – ach komm, stell Dich doch nicht so an! (Schleswiger) sind doch auch nur Menschen!
2. …(sieht sich zweifelnd um…) - Da bist Du sicher?
1. …(lacht wieder) - Nun stell Dich mal nicht so an. Hier wird heute doch niemand geoutet! … Pause.. Raucher sind doch eigentlich ganz nützliche Glieder unserer Gesellschaft!
2. … (unschuldig) – So habe ich das bisher noch nie gesehen…
1. … (wie ein Versicherungsvertreter) – Guck mal, Raucher schaffen Arbeitsplätze, die es ohne sie einfach nicht gäbe.
2. … (erstaunt) – Das ist nicht Dein Ernst?
1. … -Doch, sicher! In der Tabakindustrie sind in Deutschland Xtausend Menschen beschäftigt. Das ist Fakt!
2. … - Naja, aber…
1. … (unterbricht ihn) – Weißt Du, wieviel Steuergelder alleine über die Tabaksteuer im Jahr in Deutschland eingenommen werden?
2. … (genervt, sich abwendend) – Du wirst es mir sicher gleich mitteilen…
1. … (überzeugt) – XXX Milliarden! Und davon profitieren alle, auch die Nichtraucher!
2. … (zweifelnd) – aber… hmmm…
1. … (zählt weiter auf) – Das Transportwesen, die Spediteure! Was hängen da für Arbeitsplätze dran! XXX Millionen Stangen Zigaretten jedes Jahr, die zum Raucher gefahren werden müssen! Die zahlen doch auch Steuern! Die zahlen Maut!
Die fallen dann nicht ihren Mitmenschen unter Hartz IV zur Last, allenfalls unter … (denkt nach, erleuchtet) Marlboro Light!
(Pause)
Nach seriösen Schätzungen hat alleine Helmut Schmidt in den letzten Jahrzehnten mehr als hundert Arbeitsplätze gesichert!
2. … (wird langsam nachdenklich) – Naja, wenn man das so sieht…
1. … (ist voll in Fahrt) – oder der kleine Kiosk an der Ecke da bei Dir, ähm…
2. … (Geistesblitz) – Peter Paff?
1. … - Genau, so hieß der! Meinst Du, der kann vom Lotto leben?
2. … - Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht…
1. … - Für den sind Zigaretten eine Nabelschnur zum Leben. Sonst müsste der…
2. … (winkt ab) - …jaja, von Hartz IV leben, ich weiß…
1. … - und dann denk mal ein bisschen weiter. Die Gastronomen. Seit mit dem Rauchverbot das Raucherzimmer eingeführt wurde, machen die doch Rekordumsätze! Die Raucher rennen denen doch die Bude ein! Kannst Du Dich noch erinnern, wie die früher in den Kneipen von den Nichtrauchern scheel angeguckt wurden? Die stehen jetzt doch besser da als vorher!
(vertraulich) Und, seien wir mal ehrlich, warst Du zuletzt mal in einer Kneipe?
2. … (unsicher, weiß nicht, was kommt) – …mmmhja.
1. … (triumphierend) – Na, und wo war gute Stimmung? Vorne bei den Nichtrauchern? …Pause… Nee!!! Im Raucherzimmer, da würde ich meinen kleinen Finger drauf verwetten!!!
2. .. (lässt sich langsam auf die Argumentation ein) – Naja,… wenn man das so sieht…
1. … (redet sich langsam in Rage) - Oder noch weitergedacht, im Gesundheitswesen. Nehmen wir mal so ein Raucherbein, oder einen anständigen Kehlkopf- oder Lungenkrebs. Hast Du eine Ahnung davon, was das für einen Wirtschaftsfaktor darstellt?
Als erstes verdient der Hausarzt. Der schickt Dich mit dem Taxi – richtig, noch ein Arbeitsplatz! - in die Klinik. Die hält teure Apparate vor, bringt Ärzte und Krankenschwester in Lohn und Brot.
Und dann die Pharmaindustrie! Wieviele Arbeitsplätze hängen alleine an den Folgen vom Nikotingenuss! Die Hersteller der medizinischen Geräte! Die Bestattungsunternehmer! Die Sargtischler! Die Gärtner! Die Tageszeitungen mit ihren Todesanzeigen! Die Bekleidungsgeschäfte, schwarz für die Witwe… Ach, ich könnte noch Stunden so weitermachen!
(Pause)…
(laut und deutlich, im Brustton tiefster Überzeugung) – Und da soll mir noch irgendeiner sagen, dass Nichtraucher die besseren Menschen sind! …geht ab
2. … (konspirativ, zum Publikum) – Verraten Sie ihm bloß nicht, dass ich mit dem Rauchen aufgehört habe!
… Musik…