Habe den Guten ja auch mal kurz kennenlernen dürfen. Drücke ihm die Daumen, dass er heile wieder zurückkommt. Andererseits, und ich hoffe, dass es Dich nicht zu sehr verärgert, ist es doch so, dass, wenn man, falls man sich halt dazu verpflichtet, damit rechnen muss, dass es als Soldat nun einmal auch gefährlich werden kann.
Wie ich an anderer Stelle schon schrieb: Mein Bruder ist ein Hornochse, aber das ändert nichts an den Fakten.
Davon ab, was nützt es dem Einzelnen eigentlich, immer nur darüber zu lamentieren, dass es "bestimmten reichen Schichten Unmengen an Geld bringt"? Trotz Allem findet ja eine Umverteilung nach unten statt. Trotz Allem können genug Sozialassis auf ihrem Arsch sitzen und sich schlapplachen, dass sich Andere den Arsch krumm arbeiten oder sich als Kugelfang verdingen!
Genau das ist das Problem: Die Politik soll doch eigentlich ein Stück weit der Behüter des gesellschaftlichen Systems sein. Sie müsste dafür Sorge tragen, dass ein jeder Bürger - natürlich gemäß seiner Ausbildung und beruflichen Leistung - einen vernünftigen Lebensstandard hat. Ihre Aufgabe ist es, Steuern zu kassieren, diese sinnvoll auf die wichtigsten Teilbereiche umzuverteilen und nicht zuletzt auch damit die Schwachen (die, die sich selbst nicht helfen können, wohlgemerkt!!) zu stützen.
Stattdessen wundert sich schon lange keiner mehr darüber, die Lobbyisten der Wirtschaft (ca. 4.500 in Berlin, Stand vor vier Jahren) mittlerweile ganz unverblümt eigene Büros im Bundestag unterhalten, die aber vor allem die Interessen der Unternehmen vertreten. Auf der Strecke bei politischen Erwägungen bleiben mehr und mehr die Normal- und Geringverdiener. Denn Wähler muss man nur alle 4 Jahre auf seine Seite ziehen - und außerdem fängt man die sowieso nicht mit kluger Politik, sondern mit Versprechungen hinsichtlich gerade aktueller Reizthemen.
Dank eben dieser Entwicklung in Kombination mit der naiven Sozialpolitik der Anfangszeit der Bundesrepublik bis in die 70er Jahre, welche vernünftig zu reformieren man in den 80er und 90er Jahren leider völlig versäumt hat, gibt es immer mehr Leute, die entdeckt haben, dass eine unterdurchschnittlich entlohnte Arbeit nicht mehr einbringt, als die Sozialhilfe.
Rechenbeispiel:
* Ein guter Kumpel bezieht Hartz IV (ca. 360 Euro). Dazu wird ihm seine Bude (ca. 350 Euro) inkl. aller Nebenkosten (ca. 70 Euro) gezahlt, er ist kranken-, pflege- und arbeitslosenversichert (kostenlos) und hat darüber hinaus das Recht, in gewissen Zeiträumen weitere Zuzahlungen für bestimmte Möbel und Haushaltsgeräte anzufordern.
Geht er einem 400 Euro-Job nach, darf er davon nochmals 160 Euro behalten. Und die verdient er mit 10 Stunden Arbeit die Woche.
* Ein Hilfskoch schuftet 12 bis 14 Stunden täglich in beschissenem Teildienst und verdient, wenn es gut läuft 1.200 Euro netto. Davon gehen ab seine Miete (s. o.) zzgl. aller Nebenkosten (s. o.), er muss alle seine Möbel und Geräte selbst kaufen und die Sozialversicherungsabgaben hat man ihm ja auch schon vom Lohn gestrichen.
Man erkläre mir, wie das aufgehen soll, ernsthaft. Nochmal ganz anders sieht es ja aus, wenn Familie im Spiel ist. Dann hat der Hartz IV-Empfänger anteiligen Anspruch auf größeren Wohnraum, der Nebenkostenverbauch darf anteilig höher angesetzt werden und der Hartz IV-Satz selbst wird natürlich ebenfalls erhöht.
Der Hilfskoch bekommt dehslab auch keinen höheren Bruttolohn. Höchstens sind seine steuerlichen Abgaben geringer, so dass er netto vielleicht zweihundert Euro mehr verdient. Trotzdem fördert das Ergebnis dieser Kalkulation eine nur noch größere soziale Ungerechtigkeit zutage.
Die Asozialen haben sich mit ihrer Rolle abgefunden. Ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung kultiviert das geradezu. Mittags Barbara Salesch und Britt, dann Unter Uns oder GZSZ und Abends Frauentausch auf dem 50 " Fernseher, den man sich in 24 bequemen Monatsraten geleast hat (Media Markt und Konsorten haben schon lange erkannt, welche Käuferschicht dem größten Wachstum unterworfen ist und wie man sie anzusprechen hat). Und am Wochenende beim Ausgehen ist man stolz auf sein schlecht gestochenes Arschgeweih, die Solariumsbräune und die Ohrringe vom C&A Grabbeltisch. Das "neue Selbstbewusstsein der Unterschicht" hat das ein kluger Vordenker (uno) mal ganz treffend genannt.
Die schwindende Mittelschicht dagegen versucht verzweifelt, Anschluß nach oben zu halten, kämpft dabei mit stagnierenden Löhnen bei rapide steigenden Lebensunterhaltskosten und wehrt sich mit aller Kraft dagegen in den Sog der sozialen Abhängigkeit zu geraten.
Die Hälfte aller deutschen Privathaushalte soll verschuldet sein. Und warum? Weil einer jeder als allererstes versucht, nach außen hin den Schein zu wahren. Aber Eigenheim, BMW und Ralph Lauren-Pulli kosten nun mal - und so vergisst der ein oder andere leider das nachhaltige Verplanen seines Haushaltsetats.
Zum Abschluß noch ein Denkanstoß zum Thema "Hilfe für die Armen": 2,5 Millionen Euro beträgt die Summe, die man den Erdbebenopfern in Haiti zur Unterstützung zukommen lässt. Wer erinnert sich noch gleich, wie hoch der Bankenrettungsfond ist? 500 Milliarden? Aha, es ist also genau 200.000 Mal wichtiger, das perverse Treiben abgehobener Hedge-Fonds-Manager weiter zu protegieren, weil sonst das System gefährdet würde, als ein ganzes Land vor dem Verrecken zu retten.