Und dann gibt's aktuell noch das hier (Auszug):
Wir sind überrascht, dass die Klärung der Täuschungsfrage im vorliegenden Fall nicht innerhalb weniger Tage erfolgen kann. Es ist klar, dass an sehr vielen Stellen seitenlang geistiges Eigentum anderer verwendet wird, ohne dass ordnungsgemäß zitiert wird, und dass dies teilweise (und ebenfalls in vielen Fällen) mit dem
Austausch einiger Worte kombiniert wird. Es fällt bei dieser Sachlage, die nicht in Einklang mit der auch von zu Guttenberg gegebenen Eigenständigkeitserklärung steht, keine als die angegebenen Quellen benutzt zu haben, schwer, nicht an eine umfängliche vorsätzliche Täuschung zu glauben.
Wir melden uns zu Wort, weil wir großen Wert darauf legen, dass unsere Studierenden sowie Doktorandinnen und Doktoranden den Rahmen, in welchem wissenschaftlich gearbeitet wird, kennen. Wenn Mängel wie die der zu Guttenbergschen Arbeit lediglich handwerkliche Fehler darstellen sollen, sehen wir die Gefahr, dass die bewährten Standards wissenschaftlicher Arbeit verkommen. Deshalb ist es wichtig, dass mit dem Fall zu Guttenberg kein negativer Präzedenzfall geschaffen wird. Darüber hinaus bringen wir unser Befremden darüber zum Ausdruck, dass führende Politiker - an der Spitze die Bundeskanzlerin - Wissenschaft und wissenschaftlicher Redlichkeit insgesamt den Stellenwert von Nebensächlichkeiten geben. Die Aufspaltung einer Persönlichkeit in einen gesellschaftlich irrelevanten
wissenschaftlichen Teil und einen relevanten politischen Teil ist nicht akzeptabel. Ein solches Schubladendenken ist einer modernen Gesellschaft, deren Reichtum, sowohl kultureller wie materieller, in hohem Maße auf Wissenschaft beruht, unwürdig und könnte gefährlichen Entwicklungen den Weg bereiten.
*)http://www.uni-bayreuth.de/universitaet/leitung_und_organe/Universitaetsverwaltung/abt1/amtliche-bekanntmachungen/konsolidierteFassungen/2010/2010-058-kF.pdf
Erstunterzeichner:
Prof. Dr. Ingrid Bauer (Mathematisches Institut, Universität Bayreuth)
Prof. Dr. Martin Carrier (Abteilung Philosophie, Universität Bielefeld)
Prof. Dr. Fabrizio Catanese (Mathematisches Institut, Universität Bayreuth)
Prof. Dr. Eckhard Freise (Historisches Seminar, Universität Wuppertal)
Prof. Dr. Gerhard Huisken (Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Golm)
Prof. Dr. Dr.h.c. Matthias Kreck (Direktor, Hausdorff-Research-Inst. for Mathematics, Universität Bonn)
Prof. Dr. Werner Nahm (Director, School of Theoretical Physics, DIAS, Dublin)
Prof. Dr. Ulrich Nortmann (Lehrstuhl für theoretische Philosophie, Universität Saarbrücken)