Wenn man über Politik spricht, sind mittlerweile fast nur noch finanzielle Themen gemeint.
In dem Zusammenhang fand ich in den letzten Tagen zwei Meldungen besonders interessant.
Zum einen fand ich es wirklich bemerkenswert, wie ich gestern in einer Randnotiz las, dass man es bei der HRE allen Ernstes geschafft hat, sich mal eben um 55,5 Milliarden Euro zu vertun. Ein Betrag, im Übrigen, der sich auf Grund der Verstaatlichung der Bank nicht unerheblich auf die deutsche Staatsverschuldung auswirkt (die genauen Prozentzahlen habe ich leider nicht mehr im Kopf).
Wenn ich bei mir im Betrieb einen Kleineinkauf fehlerhaft einbuche, der meine Steuerlast um Zweimark Fuffzich hätte senken sollen und das FInanzamt stolpert bei einer Kontrolle darüber, dann wird eine Armada von Beamten sich darauf stürzen, daran hochziehen und versuchen, mich dafür genüßlich in den A**** zu f... isten. Die zu unrecht einbehaltenen Steuern werde ich zurück zahlen, mit Zinsen, die sich gewaschen haben.
Man sollte echt an einem größeren Rad drehen, wie mir scheint. Hat man den Status der Systemrelevanz erreicht, kann man sich jede noch so abartige Verfehlung erlauben. Man kann sich sicher sein, dass sie, aus Angst vor dem großen Kollaps, von staatlicher Hand wieder ausgebügelt wird - natürlich mit Steuergeldern, die wir alle zuvor erwirtschaftet haben.
Dann finde ich es einfach geil, dass Papandreaou jetzt das griechische Volk über seine eigene Zukunft entscheiden lassen will. Zwar habe ich das jüngste Geschehen zu unregelmäßig verfolgt, um diesen Schritt wirklich objektiv bewerten zu können, aber alleine schon die Tatsache, dass er alle (die EU, die Börse, die Regierungen der anderen Länder, das eigene Volk) damit "schockt", gefällt mir. Ja, bitte, seid zutiefst schockiert!! Schließlich habt Ihr auch alle diese Misere mit zu verantworten. Dass sich die Dinge inenrhalb eines Systems in eine bestimmte Richtung entwickeln, ist niemals nur einem einzelnen Protagonisten zuzuschreiben.
Ich bin nicht sicher, ob man es Papandreou als Feigheit anlasten kann, ihm vorwerfen muss, er stehle sich aus der Affäre, aber vermutlich hatte er keine Lust mehr, alleine der ewige Buhmann zu sein. Wenn man für alles, was man tut, immer nur Kritik bekommt, dann kommt einem wahrscheinlich zwangsläufig mal der Gedanke, dass die Nörgler es erstmal besser machen sollen. Ich bin gespannt, wie das ausgeht.