Hab' mich mal ein wenig über ANGST kundgetan und scheinbar scheint das ja echt eine kleine Perle des Psychothrillers zu sein.
In Kritiken wird er vom Stil her oft mit Michael Hannekes Werken ("Funny Games") oder mit "Herny - Portrait Of A Serial Killer" verglichen. Die Kameraarbeit soll stark an die Filme Stanley Kubrick erinnern - das klingt ja schon mal nicht schlecht.
Auch interessant, dass bis auf die Stimme des Erzählers gar nicht gesprochen wird. Die Mordszenen sollen teilweise echt unerträglich sein (vor allem die, in der ein zurückgebliebener Rollstuhfahrer ertränkt wird).
Alles in allem wohl einer dieser bedrückenden, kleinen B-Filme, denen internationale Beachtung schon auf Grund ihrer Thematik verwehrt bleiben wird.
Früher hätte ich mich sofort auf den Film gestürzt, mittlerweile fehlt mir aber sehr oft einfach die Lust auf solch schwere Kost.
Dafür hab' ich noch eine Filmempfehlung:
Gestern habe ich endlich mal Robert Altmans dreistündige Verfilmung von Raymond Carvers Kurzgeschichten, Short Cuts (1993) in voller Länge angeschaut.
Ich bin ja seit jeher ein großer Altman-Fan (M.A.S.H., 1968; The Player, 1992; Prêt-à-Porter, 1994; The Gingerbread Man, 1998), aber der hier ist für mich sein bester Streifen!!
Erzählt werden diverse Kurzgeschichten aus dem Leben ganz normaler Menschen und Familien in Los Angelses, die teilweise ineinander übergreifen. Da ist der Polizist, der fremdgeht und den Hund seiner eigenen Kinder entführt, die Angler, die eine Leiche im Fluß finden und trotzdem weiter fischen, die junge Mutter, die sich mit Telfonsex ihren Lebensunterhalt verdient, während sie nebenher ihre Kinder füttert oder der versoffene Limousinenfahrer, der scharf ist auf die Kellnerin des Imbissladens, die den Sohn des Nachrichtensprechers angefahren hat.
Dabei gibt es keinen roten Faden, der sich durch alle Handlungsstränge zieht und diese werden auch nicht in einem aufklärenden Finale alle zusammengeführt - es gibt kein überhaupt kein echtes Ende. Wichtig ist auch weniger die Handlung selbst, sondern die Entwicklung und das Verhalten der Figuren. Dabei werden keine klischeehaften schwarz/weiß-Rollen gezeichnet, Altman gibt kein Gut oder Böse vor, sondern lässt dem Zuschauer allen Raum, die Entscheidungen bzw, das Handeln der Protagonisten selbst zu bewerten. Dadurch, dass viele der Stränge gar keinen echten Abschluss erfahren, bleibt auch der Ausgang der meisten Geschichten der Fantasie des Zuschauers überlassen.
Dass "Short Cuts" trotzdem eine so unglaubliche Wirkung entwickelt, liegt nicht zuletzt an dem großartigen Schauspielerensemble, welches hochkarätiger kaum besetzt sein könnte.
Keine Sekunde der knapp drei Stunden Spieldauer wird langweilig. Zu stark hat Altman dafür die Romanvorlage umgesetzt. Wer schon Filme in der Machart von "Smoke" mochte, wird diesen hier lieben. Versprochen!!