Kein Studiengang für Killerspiele
Auflagen, welche Art von Spielen Rehfeld und seine Studenten entwickeln dürfen, gibt es nicht. Aus der Hamburger Wirtschaftsbehörde heißt es auf Nachfrage dürr, gewaltverherrlichende Darstellungen seien grundsätzlich nicht erwünscht. Professor Rehfeld sieht im Spiel in erster Linie ein Kulturgut. Er setzt darauf, mit seinen Spielen Jugendliche, die sich bisher für so genannte Killerspiele begeistern, für andere, neue Formen des Computerspiels zu gewinnen.
"Gewaltverherrlichend", allein dieses Wort in Zusammenhang mit einem "Killerspiel" zu bringen, ist schon ein schlechter Witz...
Von Verboten hält er jedoch grundsätzlich nichts. Viel wichtiger sei es, dass sich Eltern und die übrige Gesellschaft mit den Kindern auseinandersetzen und sie da abholen, wo sie stünden, ist Rehfeld sicher. Einfach wegstoßen bringe gar nichts. Und er erzählt von einem Gespräch mit einer besorgten Mutter vor einigen Wochen. "Sie rief mich ganz aufgeregt an und fragte: 'Was soll ich machen, mein Sohn spielt dauernd Computerspiele?'" Rehfeld reagierte pragmatisch. Solche Eltern sollten sich mit ihren Kindern an den Computer setzen, mit ihnen spielen. Nur so würden sich die Kinder nicht in ihre Welt zurückziehen und auf dumme Gedanken kommen.
Klar, die Eltern spielen mit den lieben Kinderchen zusammen Computer. Zuviel Atari 2600-Werbung aus den End-70ern und Anfängen der 80er geguckt, was!?
Und welche eigene "Welt" wird da wohl gemeint sein, in die sich die Kinder beim Zocken zurückziehen? Seltsam, ich hab sowas nie erlebt. Ein Spiel war schon immer nur ein Spiel, nicht mehr und nicht weniger...
Der Student Matthias Kuhr ist einer der potenziellen, künftigen Schüler von Rehfeld. Der Student für Medientechnik hat ein Spiel entworfen, in dem ein Raumschiff Asteroiden zerbombt. Reine Gewaltszenen interessieren den 25-Jährigen nicht. "So etwas würde ich nicht entwickeln", sagt er, macht aber gleichzeitig deutlich, wie groß für ihn die Bandbreite ist. Wenn in einem Spiel Arme und Beine über das Bild fliegen, sei das nicht in Ordnung. "Verschwinden die Opfer aber gleich wieder von der Bildfläche, habe ich damit kein Problem."
Der Student Matthias Kuhr hat ein ziemliches Problem, was auch seine Doppelmoral zeigt. Klar, böse, böse Ballerspiele sind vollkommen in Ordnung, wenn man sie verharmlost, indem die Opfer verschwinden. Aber zensiert man nicht, dann ist sowas absolut verwerflich! Böse! Satan! Hinfort! So ein Schwachsinn! Das ist weder logisch noch ergibt das irgendeinen Sinn. Es suggeriert den ganz Bescheuerten der Gesellschaft (und damit sind die gemeint, die Spiele quasi für real halten), daß wenn man rumballert, nichts passiert, indem man die Folgen von Ballerei nicht zeigt. Und denjenigen, die genau wissen, wo der Hase lang läuft, verdirbt es den Spielspaß, weil das Mitentscheidende einfach weggelassen worden wäre.
Am wichtigsten sei es ihm, die virtuelle Welt so real wie möglich darzustellen. "Ich finde es total spannend, womit man sich bei so einer Entwicklung auseinandersetzen muss", erzählt er voller Begeisterung. Man müsse zum Beispiel viel über Physik wissen, damit Gegenstände im Spiel so auf den Boden fallen, wie sie es auch in der Realität tun würden. Hinzu kommen mathematische Berechnungen und vor allem die Teamarbeit. Ein gutes Spiel, ist sich Kuhr sicher, kann immer nur gemeinsam entstehen.
Harharhar, solche "Entwickler" hat Deutschland gebraucht. Am wichtigsten sei es ihm, die virtuelle Welt so real wie möglich darzustellen. Bestes Beispiel ist das Verschwinden der Opfer bei Ego-Shootern, siehe letzter Absatz. Am besten auch das Blut komplett weglassen, denn Blut ist ja sooooo schlimm...
Oh Mann, in diesem Land gibt's einfach zuviele Flachwichser und Vollpfosten...