Weil ich die letzten Jahre bei einem Inkassounternehmen/Auskunftei beschäftigt war und dort hauptsächlich mit der Bearbeitung der Insolvenzen zuständig war. Allerdings muss man das ein wenig differzieren denke ich; in HInsicht Forderungseinzug sind Inkassunterhmen eigentlich nicht viel mal als der verlängerte Arm des jeweiligen Gläubiger, der diesen die Forderung zur weiteren Bearbeitung weiterleitet. Und mehr als der Gläubiger auf normalem Wege als Mittel möglich hat (Schreiben, Gerichtsvollziehert, etc.) wird auch ein "offizielles" Inkassounternehmen nicht machen; soll also heißen, dort wirst du nie irgendwelche Muckibuden sehen die dem Schuldner auf Schritt und Tritt drohen, auch wenns sowas auch gibt, siehe russisches Inkasso als Stichwort (die dürfen sich aber nicht Inkassobüro nennen).
So sarkastisch dein Text klingt, ganz unrecht hast du leider nicht
Wobei das Allheilmittel Insolvenz gerade im privaten Bereich ein wenig zu leicht gesehen wird.
Als Privatperson kann man jederzeit das Insolvenzverfahren beantragen so bald man zahlungsunfähig bzw. drohend zahlungsunfähig ist. Dem geht, wie teils beim unternehmerischen Insolvenzverfahren ein Antrag auf Restschuldbefreiung bei, jedenfalls so lange man eine Privatperson ist. Heißt, so lang man sich an die Regeln (sich um Arbeit bemüht, seine Einkommensverhältnisse und den aktuellen Wohnort immer angibt *) hält wird man nach knapp 6 Jahren von seinen Schulden, die VOR Eröffnung des Insolvenzverfahrens bestanden, befreit.
Da ein Insolvenzverfahren öffentlich bekannt gemacht wird (
www.insolvenzbekanntmachungen.de), ist es auch für jeden einsehbar. Sprich, die Daten davon werden bei allen möglichen Auskunfteien (Schufa, Creditreform) eingelesen. Und damit sieht es in den sechs Jahren der Dauer des Insolvenzverfahrens mit irgendwelchen Krediten oder ähnlichem ziemlich schlecht aus. Und auch nach Abschluss des Insolvenzverfahrens dürfen die jeweiligen Auskunfteien diese Daten noch führen, wobei sie sich an die gesetzlichen Löschfristen halten müssen.
Ich hatte beispielsweise mal den Fall, das jemand für 150 Euro ins Insolvenzverfahren ging. War soweit korrekt, die Person hat halt nur unpfändbares Einkommen (Hartz IV) bekommen, damit konnte sie nach deutschem Recht ihre Schulden nicht bezahlen. Soweit so gut, aber ich denke da ist irgendwo der Zweck des Inso-Verfahrens missverstanden; statt irgendwie zu versuchen mit den Gläubigern einen außergerichtlichen Schuldenbereinigungsplan zu errreichen ging die Person tatsächlich ins Inso-Verfahren; heißt auf hochdeutsch knapp sechs Jahre die obigen Sachen zu erfüllen und dann schuldenfrei zu sein; von 150 Euro...
Das wirkt irgendwie komisch und ich denke, dafür ist das Insolvenzverfahren auch nicht gedacht. 150 Euro beispielsweise sind irgendwie mit Sicherheit machbar, selbst wenn man sie in Raten zu 5 Euro abzahlen würde.
Schimm finde ich derzeit aber die Lage bei den Firmeninsolvenzen: Es ist schon ein wenig beunruhigend wenn man sieht, welche Firmen davon betroffen sind; dabei handelt es sich ja nicht nur um kleine Einzelfirmen, sondern auch um riesige Konzerne, siehe zuletzt Hertie oder vor allem die Arcandor-Gruppe. Allerdings muss man auch sagen, das sich durch das Insolvenzverfahren bisher gerade bei diesen großen Firmen die Möglichkeit geboten hat, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.
Was ich mich aber teilweise frage, hat das alles derzeit nur mit der Wirtschaftskrise zu tun, oder teilweise auch mit der Unfähigkeit der jeweiligen Geschäftsführungsabteilungen?
(*=Kurzfassung; das Insolvenzrecht noch ein wenig umfangreicher, ich hab jetzt nur einen Teil der wichtigsten Sachen genannt)...