Hm, gerade geht DIE PASSION CHRISTI zu Ende.
Wat soll ich sagen? Ich fand den Film, na ja, irgendwie scheiße. Und ich konnte auch nicht feststellen, wie die TV Spielfilm es theatralisch "versprochen" hatte, dass "der Realismus verübter Gewalt schnell Gewalt über den Zuschauer" erlangt und dass es "kein Entrinnen" vor diesem Film gibt. Vielmehr wurde ich der Gewalt erstaunlich schnell überdrüssig. Das Leiden, so realistisch und brutal es in diesem Film auch dargestellt wird, bewegte mich als Zuschauer keineswegs zum schmerzlichen Mitfühlen (wie es ja wohl gedacht war), vielmehr langweilte es. Der 39ste Peitschenhieb in Zeitlupe, der lässt einen nicht mehr zusammenzucken, der nervt nur noch.
Den Antisemitismusvorwurf gegen diesen Film kann ich übrigens hiermit für haltlosen Unfug erklären. Das wirkt bloß so, auf Grund der erschreckenden Eindimensionalität, mit der Gibson seine Figuren agieren (bzw. eben nicht) lässt. Das reduziert die Juden eben schnell auf einen mordlüsternen Haufen von Pharisäern.
Auch bin ich mir nicht sicher, ob man dem Regisseur wirklich Gewaltgeilheit vorwerfen darf. Ich glaube ihm durchaus, dass er es sich zum Ziel gesetzt hat, das Leiden Christi möglichst ungeschönt und eindrucksvoll in Szene zu setzen und meinetwegen auch noch, dass ihm dieses Thema zu sehr am Herzen lag, um es für einen kalkulierten Skandal, einen reinen PR-Gag quasi, zu mißbrauchen.
Ich glaube vielmehr, dass Gibson kläglich an dem Anspruch scheiterte, den er sich selbst gesetzt hat. Außerdem wirkte der Film doch stellenweise arg skurril. Zu Anfang störte mich diese kalte, blaugraue Studioatmosphäre, später wunderte man sich sehr über das - nebenbei bemerkt völlig deplazierte - Auftauchen von Monsterfratzen, sowie des Teufels höchstpersönlich und am Ende ärgerte ich mich schon fast über die fürchterlich platte "der Himmel weint"-Symbolik.
Oh Mann, hätte ich lieber auf Schnabel 1 DAS OMEN angeschaut.
Außerdem interessant, dass man sich bei Froh 7 nicht getraut hat, den Film, wie sonst üblich, seines Abspannes zu berauben. Das gab's bis dahin nur bei SCHINDLERS LISTE, oder? Wenn ein Film ein brisantes Thema behandelt, welches für bestimmte Menschen von größter Bedeutung ist, dann wäre also moralisch falsch, den Abspann wegzuschneiden? Aha. Was für ein ausgemachter Blödsinn.
Ansonten gab's zuvor ja noch den AVIATOR zu sehen. Ein durchaus interessanter Film über einen nicht minder interessanten Mann, auch wenn ich ihn den Streifen für eines der schwächeren Werke Scroseses halte. Ich weiß nicht, ob DeCaprio eine Fehlbesetzung war oder der Regisseur es einfach versäumte, die Figur des Howard Hughes deutlicher zu porträtieren, irgendwie konnte mich AVIATOR lange nicht so fesseln, wie es einst TAXI DRIVER, WIE EIN WILDER STIER oder GODFELLAS vermochten.
Die Darstellung der glamourösen 20er Jahre wirkte mir zu klischeehaft, die Verwandlung vom knallharten Geschäftsmann und Frauenheld zum Psychowrack war mir zu platt eingefädelt und überhaupt war der Film mir einfach zu uninspiriert - gemessen am sonstigen Schaffenswerk des Martin Scorsese wohlgemerkt. Schlecht war der Schinken ja nun keinesfalls.