@ DaBBa
Am Ersten Weltkrieg trägt Deutschland übrigens auch eine große Schuld. Auch wenn heute gerne gesagt wird, dass Europa gemeinschaftlich reingerutscht sei und alle kriegsbegeistert für Volk und Vaterland zum Freischießen nach Berlin/Paris angetreten wären, ist das nicht die ganze Wahrheit.
Bereits vor dem Krieg kam aus Deutschland vor allem Säbelrasselei: Deutschland träumte von Kolonien und Weltmachtstatus.
Was hier als Belege für eine angebliche "große Schuld" Deutschlands am 1. WK aufgeführt wird, ist oberflächlich und einseitig.
Richtig ist, daß die deutsche Staatsführung unter Kaiser Wilhelm II nach der Entlassung Bismarcks als Reichskanzler leider in vielen Fällen unglücklich und ungeschickt agiert hat. Hierdurch entstand der Eindruck von "Säbelrasseln", der von den Feinden Deutschlands im Ausland dann propagandistisch ausgenutzt wurde.
Deutschland wird vorgeworfen, von "Kolonien und Weltmachtstatus" geträumt zu haben. Deutschland strebte damit nichts weiter an, als den ihm aufgrund seiner Größe und Bedeutung gerechterweise neben den anderen Großmächten zukommenden Platz in der Weltpolitik!
Anscheinend ist alles vollkommen in Ordnung, wenn andere Großmächte wie England und Frankreich sich die halbe Welt untereinander aufteilten und als Kolonien aneigneten. Deutschland aber durfte davon nicht einmal träumen!
Die andere Seite ist, daß Deutschland aufgrund seiner wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Erfolge sowie seiner kulturellen Leistungen einen Spitzenplatz in Europa errungen hatte und damit Neid und Mißgunst bei seinen Nachbarn erregte. Dazu kam, daß
Frankreich seine Niederlage von 1870/71 mit dem Verlust von Elsaß-Lothringen nicht verwunden hatte.
Großbritannien hat sich traditionsgemäß immer gegen die stärkste Macht auf dem Kontinent gestellt. Außerdem fürchtete es durch die deutsche Flottenrüstung um seine Herrschaft auf den Meeren.
Rußland betrachtete den Balkan als seine Einflußzone und geriet dadurch in Gegnerschaft zu Österreich-Ungarn.
Deutschland fühlte sich dagegen durch das Bündnis von Frankreich, Rußland und Großbritannien "eingekreist".
In dieser Situation und den Spannungen, die sich über Jahre und Jahrzehnte aufgebaut hatten, wurden dann am
28.6.1914 der Österreichisch-Ungarische Thronfolger Franz-Ferdinand mit seiner Frau in Sarajewo durch einen serbischen Attentäter ermordet.
Das Deutsche Reich war leider so leichtfertig, dem Bündnispartner Österreich-Ungarn für dessen Vorgehen gegen Serbien freie Hand zu lassen und unbedingte Bündnistreue zuzusichern.
Als
Österreich-Ungarn nach Ablauf eines Ultimatums Serbien am 28.7.1914 den Krieg erklärte, erfolgte in
Rußland, welches sich als Schutzmacht Serbiens sah, die
Mobilmachung. Damit trat der Automatismus der Bündnissysteme in Kraft, durch die auch das Deutsche Reich in den Krieg gezogen wurde.
Was soll in diesem Zusammenhang nun eigentlich der Begriff der angeblich "großen Schuld" Deutschlands aussagen? Ist die deutsche Schuld größer als die Schuld anderer beteiligter Staaten?
Im "Versailler Vertrag" wurde Deutschland von den Siegermächten allerdings nicht eine "große Schuld", sondern eine "Alleinschuld" am Kriegsausbruch aufdiktiert. Diesen "kleinen" Unterschied sollte man eigentlich erkennen können. Und eine angebliche "Alleinschuld" Deutschlands ist auf jeden Fall aufgrund der Tatsachen eine Lüge!
Was nun den
Schlieffen-Plan angeht, so wurde dieser aufgrund der politischen Lage in Europa konzipiert. Da ein Bündnis zwischen Frankreich und Rußland bestand, mußte Deutschland davon ausgehen, daß es in einem möglichen militärischen Konflikt in einen Zweifrontenkrieg verwickelt würde. Es war allerdings ein Fehler, die deutsche Strategie alleine auf das Gelingen dieses Planes aufzubauen.
Daß die Ausführung des Schlieffen-Plans dann fehlschlug, hatte allerdings seinen wesentlichen Grund darin, daß der Plan von den Nachfolgern Schlieffens in wesentlichen Punkten verändert -"verwässert"- wurde. Außerdem verlor man in der deutschen OHL in einem entscheidenden Moment die Nerven und erteilte den vorrückenden Armeen verhängnisvolle falsche Befehle. Dadurch kam dann das berühmte "Wunder an der Marne" zustande, welches die deutsche Offensive im Westen zum Stehen brachte.
Hinsichtlich der angeblichen Alleinschuld Deutschlands am 2. WK muß ich feststellen, daß auf die von mir aufgeführten Argumente leider mit keinem Wort eingegangen wird.Es ist merkwürdig, daß z.B. der
Hitler-Stalin-Pakt vom 23.8.1939 vollkommen negiert wird. Glaubt man eigentlich, Stalin hätte diesen Pakt abgeschlossen, ohne damit etwas zu bezwecken? Warum wurde die Existenz des geheimen Zusatprotokolls zu diesem Vertrag bis 1990 von der Sowjetunion bestritten? Etwa, weil sich in diesem geheimen Zusatzprotokoll ganz besonders die "Friedensliebe" Stalins zeigte?
In diesem geheimen Zusatzprotokoll wurde von Hitler und Stalin der Krieg gegen Polen sowie die anschließende Aufteilung der Beute vereinbart! Außerdem wurde Osteuropa in Interessensphären zwischen Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt!
Aber trotz dieser eindeutigen Beweise und trotz der inzwischen offenliegenden Tatsache, daß Hitler und Stalin sich in allen Belangen durchaus ebenbürtig waren, wird in der offiziellen deutschen Geschichtsschreibung immer noch die sowjetische Propagandamelodie vom "friedliebenden Stalin" und der "friedliebenden Sowjetunion" gespielt! An der offiziellen Legende von der "deutschen Alleinschuld" darf eben unter keinen Umständen gerüttelt werden!...