Meine Ansichten zum Thema "Raubkopie und der Niedergang des Amiga", sind sehr vielfältig, da es nach meiner Meinung, keine allgemeingültige Aussage geben kann.
Zum einen ist da der User. Waren es beim C64 tatsächlich auch zu einem bedeutenden Teil Erwachsene, die sich am Brotkasten vergnügten bzw. an dem Teil arbeiteten, war der Amiga eher die Spielekiste für die Teenager. Das gilt zumindest für den kleinen A500.
Kopiert wurde aber zu allen Zeiten. Breitenwirksam wurde es mit Aufkommen der Kassetten als Speichermedium. Das ist keine Erscheinung des Alters oder des Geldes. Es ist einfach eine Frage der Machbarkeit. Hardware kann der User nicht so einfach kopieren, Software schon.
Warum wird bis heute kopiert, was das Zeug hält? Und wieso boomt die Softwareindustrie heute dermaßen, dass sie problemlos Hollywood in den Schatten stellt?
Weil Raubkopien der großen Softwareindustrie nicht den Schaden zufügen, den die Industrie selbst gern propagiert. Kleine Softwarehäuser hat das Piratentum ganz sicher schon öfter ruiniert, jedoch haben die Giganten der Branche diesen Nebeneffekt bis heute eher lächelnd weg gesteckt. Nach außen hin wird aber heute wie damals geweint und gehetzt, was das Zeug hält.
Auch wenn man keine konkreten Zahlen kennt, ist die schiere Logik aktiv und offenbart, wie es in der Branche wirklich aussieht. Riesige Spielwelten werden erschaffen, millionenschwere Budgets allein für Design der Figuren und Umgebungen verpulvert, ganze Verbünde mehrerer Spielefirmen arbeiten zusammen, um immer weitere, an Aufwand jedes Mal neu auftrumpfende Spiele zu erschaffen. Der Markt ist groß, hungrig und sehr profitträchtig.
Wie geht das? Weil es mittlerweile unfassbare Mengen privater Rechentechnik gibt. Dagegen waren die C64- und Amigazeiten ein winziger Sturm im Wasserglas. Es gibt bei noch soviel Raubkopiererei, eine weiterhin riesige Menge legaler Bezieher von Software.
Dazu kommt eine der größten Augenwischereien der Industrie: Das Gegenrechnen der "Verluste". Ein ebenso freches, wie eigentlich lächerlich durchschaubares Zahlenspielchen, bei dem man vorrechnet, welche immensen Verluste der Industrie durch das illegale Kopieren der Software enstehen.
Dabei ist das nicht berechenbar, denn wer weiß schon, welches Programm in welcher Menge ohne Raubkopie zusätzlich gekauft worden wäre? Niemand!
Das Fazit: War es in der Anfangszeit, zu der kleine Unternehmen auch nur kleine Profite machten, ein wachsendes Problem, sind Raubkopien in der heutigen Zeit ein Ärgernis, aber für die meisten Unternehmen kein besonderes Risiko mehr.
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Der AMIGA hat sein Leben nicht einfach auf Grund der Raubkopien sein Leben ausgehaucht. Er existiert nicht mehr, weil er von Anfang an eine Wundermaschine mit Minimalhaltbarkeit war. Sie wurde erstens seitens COMMODORE viel zu zögerlich, oft auch sehr schlecht weiter entwickelt, kämpfte gar mit Inkompatibilitäten auf Grund extrem spezialisierter Hardware.
Und zweitens ist der typische User Schuld, der seinen AMIGA ebenso zögerlich, oft gar nicht aufrüstete und für den "sagenhafte" 1 MB Arbeitsspeicher und ein zweites Diskettenlaufwerk schon das Höchste der Machbarkeit bedeutete. DAS war auch noch 1999 Standard! Selbst da waren noch viele mit ihren uralten A500 oder nackten A1200 unterwegs. Da jedoch brachten PC und Konsolen längst Spiele auf den Bildschirm, die jeden Amiga lächerlich erscheinen ließen!